Es ist passiert, die Saracens haben am 11. Spieltag ihr erstes Saisonspiel verloren und dies ausgerechnet gegen den ärgsten Verfolger, das von England-Legende Mike Catt betreute Team der London Irish. Die London Wasps, bei welchen British Lion Simon Shaw sein 220 Premiership-Spiel bestritt, gewannen das Lokalderby gegen die Harlequins mit nur einem Punkt Vorsprung. Den Druck auf die führenden Teams aufrechterhalten konnten die Leicester Tigers durch ihren deutlichen Sieg über die Sale Sharks. Erfreulich aus der Sicht der Gastgeber war zudem, dass die beiden englischen Nationalspieler Harry Ellis und Sam Vesty nach langer Verletzungspause ein gelungenes Comeback feierten. Der Fuß von Nicky Little dem Verbinder von Nationalmannschaft Fidschis war der entscheidende Faktor beim Sieg von Bath über Gloucester im West Country Duell. Tabellenschlusslicht Leeds hat die gute Form aus dem europäischen Wettbewerb scheinbar in die Liga hinüberretten können und Newcastle knapp bezwingen können. Vor dem Spiel hatten die Helfer wieder alle Hände voll zutun, da der Platz erst von Schnee und Eis befreit werden musste, bevor überhaupt gespielt werden konnte. Northampton hatte wenige Probleme mit Worcester, dies hatten die Gastgeber in erster Linie ihrer Angriffsstarken Hintermannschaft und England Newcomer Courtney Laws zu verdanken. Lawes, der im November sein Debüt für die englische Nationalmannschaft in Sturmreihe zwei gefeiert hatte, lief diesmal als Flanker auf und dominierte nicht nur den Breakdown, sondern verschaffte sich beim Gegner auch mit einigen steinharten Tacklings den gehörigen Respekt. In dieser Form ist der 20-jährige ein ganz heißer Kandidat für das im Februar startende Six Nations Turnier.
Danke an TotalRugby-User blackpudding für das bereitstellen der Video-Highlights!
Das Jahr 2009 neigt sich langsam dem Ende zu und der IRB hat schon allerlei Preise verteilt. Bester Trainer wurde der Ire Declan Kidney, zum besten Spieler wurde Neuseelands Richie McCaw erkoren, eine Entscheidung für welche das IRB viel Kopfschütteln erntete (wir berichteten), Team des Jahres waren – völlig zurecht – die südafrikanischen Springboks, fehlt eigentlich nur noch der beste Versuch 2009.
Diese Wahl legte der International Rugby Board in die fachkundigen Hände der Fans und im Vorfeld wurde lediglich die IRPA (International Rugby Players Association) beauftragt, eine entsprechende Vorauswahl zu treffen. 15 Versuche von 14 Spielern stehen zur Auswahl, berücksichtigt wurden die Tests im Januar und November, die British & Irish Lions Tour, das Tri Nations und das Six Nations Turnier. Ihr könnt noch bis heute um 23:59 euren Lieblingsversuch wählen und zwar indem ihr eine Email mit der Nummer Eures Lieblingsversuchs (die Nummern findet ihr in den Videos Nummer 2 und 3) an
Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, du musst JavaScript aktivieren, damit du sie sehen kannst
sendet.
Folgende Spieler und Versuche stehen zur Auswahl: 1 Berrick Barnes (Australien) 2 Lee Byrne (Wales) 3 Gonzalo Camacho (Argentinien) 4 Jaque Fourie (Südafrika) 5 Imanol Harinodoquy (Frankreich) 6 Jamie Heaslip (Irland) 7 Cedric Heymans (Frankreich) 8 Rob Kearney (Irland / Lions) 9 Ma’a Nonu (Neuseeland) 10 Isaac Ross (Neuseeland) 11 Shane Williams (Wales / Lions) 12 Alexander Yanyushkin (Russland) 13 Vincent Clerc (Frankreich) 14 Shane Williams (Wales) 15 Mils Muliaina (Neuseeland)
Welches war Euer Lieblingsversuch des Jahres 2009 und hat der IRPA bei der Vorauswahl ein glückliches Händchen bewiesen?
Bei den diesjährigen IRB-Awards ging der Kapitän von Heineken Cup Sieger Leinster und der irischen Nationalmannschaft, welche er zum ersten Grand Slam im Six Nations seit 1948 führte, zwar leer aus, doch der inzwischen 30-jährige ehemalige Schüler des renommierten Blackrock College war in den Augen zahlreicher Experten der wahre Spieler des Jahres. Als größte Errungenschaft BOD’s im Jahr 2009, nachdem er schon 2001 und 2002 für den Titel des besten Spielers nominiert war und 2005 die British Lions als Kaptiän in Neuseeland vertrat, wurde die Tatsache gewertet, dass er es verstanden hat, seine Spielweise so anzupassen, dass der altersbedingte Verlust seiner Antrittsstärke keinen negativen Einfluss auf sein Leistungsniveau hatte.
Die englische Rugby-Koryphäe Will Carling führte den 95-fachen Nationalspieler – davon 55 als Kapitän – in seiner Liste der 50 besten Spieler aller Zeiten auf Platz 10 und begründete seine Wahl wie folgt: “Er bringt alles mit, was ein Innendreiviertel können muss – Geschwindigkeit, Kraft, er ist ein toller Angriffsspieler und mindestens genauso gut in der Verteidigung. Auf der Lions Tour 2001 (in Australien) war er der auffälligste Spieler der Serie und stellte eindrucksvoll sein außergewöhnliches Talent unter Beweis. Er hat die Fähigkeit, gegnerische Verteidigungslinien zu durchbrechen, an Stellen, an denen andere Spieler nicht mal einen Gedanken daran verschwenden. Sein Gleichgewichtssinn, seine Geschwindigkeitswechsel und sein tiefer Körperschwerpunkt machen es sehr schwer, ihn zu stoppen. Irland ist ohne ihn schlicht und einfach nur die Hälfte wert.”
Im Jahr 2008 wurde O’Driscoll zum Dubliner des Jahres gekürt und im Jahr 2009 zum besten Spieler des Six Nations sowie zum besten irischen Spieler der Saison. Sollte es dem ehemaligen U19-Weltmeister gelingen, seine glänzende Form bis zum World Cup 2011 zu konservieren, führt in den nächsten Jahren bei der Wahl zum Welt-Spieler des Jahres vermutlich kein Weg mehr an dem 11. besten Versuche-Sammler aller Zeiten vorbei.
Die irische Provinz Connacht mag in der Magners League nicht zu den großen Überfliegern gehören, doch immer wenn es zu europäischen Vergleichen kommt, sind die in grün gekleideten Kelten kaum zu stoppen, dies bekam auch das Team aus Worcester zu spüren, welches sieglos wieder heimreisen musste. Wenige spektakuläre Szenen und ausschließlich Kickpunkte gab es beim Spiel zwischen Bayonne und den London Wasps zu bewundern, den Wespen wird es egal sein, fliegen sie doch dank des glanzlosen Siegs weiter an der Tabellenspitze ihres Pools. Castres Olympique von Phil Christophers als Kapitän auf Feld geführt, unterlag knapp bei den zur Zeit schier unschlagbaren Saracens und das obwohl die Franzosen zu zwei wunderschön herausgespielten Versuchen kamen, von denen Christophers einen mustergültig vorbereitete, wohingegen Saracens nur vom Kick-Tee zu Punkten wußte. Die als Olympus Madrid im europäischen Wettbewerb startende “spanische Nationalmannschaft”, war beim Heimspiel gegen Montpellier zwar chancenlos, zeigte aber dennoch eine ansteigende Leistungskurve. Rugby Roma Olimpic zeigte hingegen wenig gute Form und wurde in der Folge von Racing Metro relativ problemlos abgefertigt. So schlecht es für Leeds in der Liga läuft, so gut präsentieren sich die Mannen aus Yorkshire im europäischen Wettbewerb, daran konnte auch das Team aus Bukarest mit zahlreichen künftigen Gegnern der DRV XV in seinen Reihen, nichts ändern. Doch da auch das Team aus Bourgoin gegen Parma zu einem deutlichen Sieg kam, liegen die Franzosen und die Engländer nun punktgleich an der Tabellenspitze ihres Pools. Rovigo war Toulon lange ein ebenbürtiger Gegner, am Ende jedoch nicht stark genug um das starbesetzte Team der Südfranzosen ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Im Kellerduell des Pool 5 konnte Albi gegen Petrarca Padova gewinnen, Balsam auf den Wunden, des in der französischen Top 14 so schwer gebeutelten Aufsteiger. Newcastle konnte dank toller kämpferischer Einstellung, aus dem milden Montauban, zumindest den Defensivbonuspunkt entführen, welcher sich in der Endabrechnung noch als enorm wichtig erweisen könnte.
Im Pool 1 des Heineken Cup hatte der französische Meister Perpignan den zweimaligen Heineken Cup Sieger aus Munster zu Gast. Sechzehnmal in Folge waren die Franzosen international daheim ungeschlagen, doch gegen die schnörkellose Spielweise der Red Army, um den wieder mal glänzend aufgelegten Ronan O’Gara, erfuhr diese tolle Serie ein schmerzhaftes Ende.
Ganz ganz teuer hat sich das Team von Benetton Treviso gegen das formstarke Team aus Northampton verkauft, doch am Ende reichte es für die stark verbesserten Italiener erneut nicht zum Sieg.
Im Pool 2 genügte dem Team aus Gloucester eine starke zweite Hälfte und die Einwechslung von Ex-All Black-Prop Greg Somerville, um gegen Glasgow als Sieger das Feld zu verlassen.
Ein genialer Dimitri Yachvilli war maßgebend dafür, dass die Biarritz Olympique als einziges Team im Wettbewerb nach vier Spieltagen noch ungeschlagen ist. Die Basken konnten ihr Auswärtsspiel, welches auf Grund des gefrorenen Platzes einen Tag später ausgetragen werden musste, gegen die gastgebenden Dragons ungefährdet gewinnen.
Der Pool 3 ist vermutlich der spielstärkste Pool im Wettbewerb. Daher durfte Osperys gegen die Underdogs aus Viadana keine Milde walten lassen, weshalb die Italiener in der Folge auch völlig chancenlos waren.
Die Leicester Tigers nahmen gegen Clermont erfolgreich Revanche für die Niederlage der Vorwoche und sind nun punktgleich mit dem französischen Vizemeister.
Ursprünglich sollte das Spitzenspiel in Pool 4 zwischen Stade Francais und Ulster im Brüssel ausgetragen werden, doch die katastrophalen Wetterbedingungen in der belgischen Hauptstadt hatten zur Folge, dass doch in Paris gespielt werden musste. Der akkurate Fuß von Verbinder Beauxis war hier am Ende der Sieggarant für die Franzosen.
Zwischen Edingburgh und Bath gab es im verschneiten Murrayfield-Stadion nur Kicks und Schneeflocken zu bestaunen. Die Gastgeber traffen einmal mehr als die englischen Gäste und können sich daher weiterhin Hoffnungen auf eine Viertelfinalteilnahme machen.
Im Pool 5 können sich die Sale Sharks nach ihrem Sieg über die Harlequins berechtigte Hoffnungen auf ein Weiterkommen machen. In einem spannenden Spiel zeigte Nick Evans weshalb er als der zweitbeste neuseeländische Verbinder hinter einem gewissen Herr Carter gilt.
Alle Augen waren am auf Gareth Thomas gerichtet, welcher erstmals seit seinem Geständnis ein Rugbymatch bestritt und dann auch noch gegen seine ehemaligen Teamkameraden aus Toulouse. Allerdings mussten die Cardiff Blues um Thomas das Stade Municipal punktlos in Richtung Großbritannien verlassen.
Der Leinster hat im Pool 6 die Form gezeigt, welche die Iren im Vorjahr zum Titelgewinn führte. Mit einer unaufgeregten aber erfolgsbringenden Spielweise wurden im rein keltischen Duell die Scarlets aus Wales deutlich bezwungen.
Der Sieg mit Bonuspunkt war die richtige Antwort auf die rüde Spielweise mit welcher das Team aus Brive in der Vorwoche gegen die London Irish zum Erfolg kommen wollte. Die Engländer, bei denen Schluss Delon Armitage sein Comeback nach überstandener Schulterverletzung mit einem Versuch krönte, sind nun punktgleich mit Titelverteidiger Leinster auf Rang zwei der Tabelle.
In den letzten Wochen und Monaten wurde viel diskutiert, zum Beispiel über die Austragungsorte der deutschen Länderspiele und was es hier womöglich noch zu verbessern gilt. Auch die Ligastruktur ist immer wieder Gegenstand von mehr oder minder hitzigen Diskussionen.
Auch wir vom TotalRugby-Team haben keine Patentlösung für die hiermit einhergehenden Fragestellungen! Es ist schließlich immer ein Katz-und-Maus-Spiel, auf der einen Seite stehen die “sicheren Einnahmen”, welche man im Fritz-Grunebaum-Sportpark erzielen kann und auf der anderen Seite die nicht zu verneinende Chance, mit den attraktiven Gegnern in der Division 1 eine größere Aufmerksamkeit für unseren Sport sowie eine Verbreiterung der “Fanbase” zu erwirken, allerdings eben auch die damit verbundenen Risiken. Wir kennen die Totschlagargumente bezüglich des vor ungefähr einem Jahr in Berlin ausgetragenen Länderspiels gegen die walisischen Amateure zur Genüge und wollen dies hier ebenso wenig weiter ausbreiten, wie die Frage, weshalb Hannover – trotz der tollen Zuschauerzahlen in den letzten Jahren -, oder auch Solingen, wo die deutsche Herrennationalmannschaften in einem perfekten Rahmen vor vielen Jahren einmal das Team der Welsh District zu Gast hatte, zumindest kurzfristig nicht mehr als Austragungsorte für Länderspiele der Herrennationalmannschaft in Frage kommen. Vielmehr geht es darum, einen Blick über den Tellerrand zu werfen und von unseren mehr oder weniger ähnlich potenten Nachbarn im europäischen Ausland abzuschauen, zu lernen oder zu sehen, was wir vielleicht schon längst besser machen.
Eines noch, hier wird ständig und häufig diskutiert was man alles besser machen könnte und wer alles bereit ist zu helfen, ein guter Vorsatz für’s neue Jahrzehnt könnte womöglich sein, die Ärmel hochzukrempeln und seinen Verband aktiv mit zu gestalten! Sei es mit der Gründung einer “Task-Force” und dem Präsentieren dort erarbeiteter Lösungsvorschläge und Ideen auf dem deutschen Rugbytag, oder durch Unterstützung der Nationalmannschaft als lautstarker Fan vor Ort. Es ist leichter, die Verantwortung immer auf fremde Schultern zu verteilen, als selbst mal die Ärmel hochzukrempeln und etwas zu bewegen.
Doch zurück zum Thema, schauen wir, was unsere Nachbarn so treiben, diesmal versuchen wir herauszufinden, auf welche Art und Weise in Polen versucht wird, den Rugbysport zu fördern. Wer weiteren Input zu diesem Thema hat, kann gerne die Kommentarfunktion nutzen, um uns mit seinem Wissen und nützlichen Links zu diesem Thema zu versorgen.
Polen liegt zur Zeit auf Platz 35 der offiziellen IRB-Weltrangliste und damit 9 Plätze hinter der deutschen Mannschaft, in der Europameisterschaft liegen unsere Nachbarn, die gemeinsam mit der Ukraine, Belgien, der Tschechischen Republik und Moldawien in der Gruppe 2A spielen, auf Platz zwei hinter den führenden Ukrainern. Aktuell zählt der polnische Rugbyverband ungefähr 50 Vereine und circa 5000 registrierte Spieler, auch hier scheinen die Osteuropäer uns deutlich unterlegen. Doch es tut sich was im polnischen Rugby und daher werfen wir heute mal einen Blick über die Oder-Neiße-Grenze.
Sportlich
Die Polen versuchen ganz gezielt, die Söhne ihrer vor vielen Jahren als Auswanderer vornehmlich nach Frankreich emigrierten Landsmänner für ihre Nationalmannschaft zu gewinnen. Bei den polnischstämmigen aktuellen französischen Nationalspielern Dimitri Szarzewski, Romain Millo-Chulski, Frederic Michalak und David Skrela mag man etwas zu spät gekommen sein, doch auch Abseits der ganz großen Rugbybühne versammelt sich eine Menge spielerisches Potential mit polnischen Wurzeln, welches nur entdeckt und gezielt eingesetzt werden muss. Im aktuellen Kader finden sich zahlreiche solcher Franko-Polen wieder, welche mit ihrer guten Grundausbildung und großen Erfahrung keinen unerheblichen Anteil daran haben, dass die polnische Auswahl momentan vor den höher bewerteten Teams aus Belgien, Tschechien und Moldawien in der Tabelle steht und sich zum jetzigen Zeitpunkt des Wettbewerbs durchaus noch berechtigte Hoffnungen auf einen Aufstieg in die Division 1 machen kann. In der letzten Partie gegen Tschechien standen auf Seiten der Polen unter anderem Spieler aus Albi, Toulon, Castres, Bayonne, Bobigny, Cahors, Villeurbanne und Poitiers im Kader, doch auch andersrum funktioniert der Weg, d.h. es werden nicht nur erfahrene Exil-Polen für die Nationalmannschaft angeworben, sondern der polnische Rugbyverband nutzt seine guten Kontakte, um seine größten Rugbytalente ganz gezielt bei französischen Vereinen unterzubringen, hier spielen sicherlich die guten Kontakte von Nationaltrainer Tomasz Putra eine Rolle, welcher selbst viele Jahre als Rugbyspieler und -trainer in Frankreich aktiv war und nun seinem Heimatland helfen möchte, sich zu verbessern. Es ist also kein Zufall, dass sich die Rot-Weißen in den letzten 10 Partien seit Mai 2007 nur dreimal geschlagen geben mussten und siebenmal als Sieger den Platz verlassen durften.
Auch das große Potential und die Zugkraft des 7er Rugbys bleiben der PRU nicht verborgen, weshalb der Verband im Frühling und Sommer zahlreiche 7s-Turniere als 1-Tages-Events organisiert, zu welchem die Teams aus dem ganzen Land anreisen. Es gelingt auf diese Weise, den Sport den Leuten vorzustellen und die neuen Teams, die im ganzen Land wie Pilze aus dem Boden sprießen, zeigen, dass die Strategie keine schlechte ist – auch wenn es an Ausrüstung und Fachpersonal mangelt, um die ganzen Neulinge ausreichend zu betreuen. Trotzdem scheint das polnische Rugby sportlich auf einem guten Weg.
Rahmen
Die letzten beiden Länderspiele fanden in der 1,7 Mio. Einwohner zählenden Hauptstadt Warschau statt. Für gewöhnlich kommen 7000-10 000 Fans zu den Länderspielen der Nationalmannschaft, diesen wird mit überdachten Tribünen (in älteren Fußballstadien wie zum Beispiel dem knapp 17.000 Zuschauer fassenden Stadion Osir), Kapelle, Cheerleader-Gruppen, bengalischen Feuern und vielem mehr stets ein sehr aufwendiges und professionelles Rahmenprogramm geboten. Es ist außerdem gelungen, prominente Zugpferde für die Sportart zu begeistern, so gehört neben Warschaus Bürgermeistern und dem Chef des polnischen olympischen Komitees auch der in Deutschland nicht unbekannte ehemalige Weltmeister im Boxen Darius Michalczewski zu den regelmäßigen Besuchern der polnischen Rugbyspiele, welcher die Spiele stilecht im polnischen Nationaltrikot begleitet. Dank des aufwendigen Drumherums ist es auch gelungen, etablierte Fernsehstationen für die Übertragungen der Länderspiele zu begeisterten, so wurde das letzte Länderspiel gegen die Tschechen gleich von zwei TV-Stationen (TV4 & Polsat Sport Extra) live übertragen.
Fazit
Sportlich ist der polnische Rugbyverband mit dem Deutschen Rugby Verband noch nicht ganz auf Augenhöhe. Doch gerade im Jugendbereich haben die Polen schon zu uns aufgeschlossen und uns unter Umständen sogar schon überholt – wenn man den jüngsten Vergleich der U19-Auswahlen Deutschlands und Polen hier als Maßstab nimmt. Auch im 7s-Rugby sind die Polen nicht weit vom DRV 7s-Team entfernt. In Sachen Vermarktung der Sportart Rugby scheint der Verband, welcher vermutlich nicht über viel größere finanzielle Mittel verfügt als der DRV, uns jedoch um Jahre voraus. Nicht nur die TV-Übertragungen, sondern auch das Programm bei den Länderspielen sind erstklassig. “Andere Länder andere Sitten”, diese Weisheit hat auch im Rugby Bestand, weshalb sich nicht alles, was bei unseren Nachbarn erfolgreich ist, 1 zu 1 auf Rugbydeutschland übertragen lässt. Dennoch findet man in fast allen Rugbynationen, welche auf einem ähnlichen Niveau wie die deutsche Mannschaft aktiv sind, einen gemeinsam Nenner bezüglich dem Standard, welcher den Zuschauern und Aktiven geboten wird, hier scheint aktuell in Deutschland noch etwas Nachholbedarf zu bestehen. Bis dahin können wir den deutschen Rugbyfans eine Fanreise nach Warschau sicherlich guten Gewissens empfehlen.
Videobeitrag über die französischen Legionäre im polnischen Team
Amateuraufnahmen des Rahmenprogramms beim Länderspiel zwischen Polen und Kroatien