All Blacks Shooting-Star Israel Dagg beim Einlauf zu seinem spielentscheidenden Versuch in der letzten Spielminute
Neuseeland hat am Samstag bei der 15. Auflage der Tri Nations auch sein viertes Spiel gewonnen und steht damit vorzeitig als Sieger dieses Turniers mit Südafrika und Australien fest. Die „All Blacks“ sicherten sich ihren zehnten Triumph bei den Tri Nations vor 94.000 Zuschauern in Johannesburg mit einem 29:22-(14:16)-Sieg gegen Titelverteidiger Südafrika.
Die endgültige Entscheidung in einer hart umkämpften Partie fiel zum Entsetzen der „Springboks“, die den Sieg vor Augen hatten, erst in den letzten zwei Minuten durch Tries von Richie McCaw (78.) und Israel Dagg (80.). Es war der 14. Sieg in Serie für den Weltranglistenersten, der auch die ersten beiden Spiele in Neuseeland (32:12 und 31:17) gegen den regierenden Weltmeister bei den Tri Nations 2010 gewonnen hatte.
„Ich bin stolz auf die Jungs“, meinte Neuseelands Kapitän McCaw. „Wir haben immer an den Erfolg geglaubt. Sie haben uns unter Druck gesetzt und uns nur wenige Chancen gelassen, die haben wir aber genutzt. Ich bin froh, dass wir gewonnen haben, für John (Südafrika-Kapitän Smit, Anm.) tut es mir leid. Er hätte in seinem 100. Spiel etwas Besseres verdient, aber so ist Rugby – ein grausames Spiel.”
Historisches Ereignis
Gespielt wurde im FNB-Stadion, das während der Fußball-WM noch „Soccer City“ hieß und wo vor sechs Wochen Spanien Weltmeister wurde. Südafrika hatte vor dem historischen ersten Rugby-Spiel im Johannesburger Township Soweto zunächst noch viel zu feiern. So kam auch „Springbok“-Kapitän John Smit als zweiter Südafrikaner nach Percy Montgomery zu seinem 100. Länderspiel. Teamkollege Victor Matfield wird nächste Woche gegen Australien seinen „Hunderter“ feiern.
Zum Jubeln war auch den Fans zumute, denn die „Springboks“ ließen von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, dass sie nicht gewillt waren, sich ihre Rugby-Partie von Neuseeland verderben zu lassen. Johannesburg ist kein guter Boden für die „Ganz Schwarzen“, die in Südafrikas Zehn-Millionen-Metropole von zwölf Spielen bisher acht verloren haben.
Steyn und Carter im Penalty-Duell
Zwar gingen die „All Blacks“ durch Dan Carter 3:0 in Führung (6.), aber das Heimteam wurde vom emotionalisierten Publikum euphorisch nach vorne getrieben. Morne Steyn glich in der elften Minute per Penalty aus 23 Metern zum 3:3 aus und erhöhte nur drei Minuten später aus 45 Metern auf 6:3. Da wollte Neuseelands Superstar Carter nicht nachstehen, sein Penalty aus ähnlicher Entfernung ging jedoch nur an die linke Stange (17.). In der 21. Minute gelang ihm dann aber aus kürzerer Distanz doch noch der Ausgleich zum 6:6.
Das Spiel war weiter von einer besonderen Intensität geprägt. Die „Springboks“ unter Trainer Peter de Villiers zeigten ihr typisches körperliches Spiel, kombiniert mit druckvoll vorgetragenen Angriffen. So wuchtete sich Schalk Burger mit seinem 13. Try für Südafrika zur 13:6-Führung (24./Erhöhung durch Steyn) über die Linie. Der Kampf um jeden Meter hatte weitere Straftritte zur Folge. Carter hielt Neuseeland mit einem Penalty von der Mittelauflage im Rennen (29.) – 13:9.
Neuseeland muss hart arbeiten
Die Neuseeländer drängten die „Springboks“ immer wieder tief in die eigene Hälfte, waren aber auch gleichzeitig offen für Konterattacken, die dann oft nur durch Fouls gestoppt werden konnten, so wie in der 32. Minute. Den fälligen Penalty verwertete Steyn zum 16:6. Die „All Blacks“ hatten hart für ihre Erfolge zu kämpfen, doch ab und zu kamen sie mit ihren schnellen Kombinatinen durch. Tony Woodcock schnaufte zum ersten Try für Neuseeland in die Endzone (37.), da Carter jedoch die Erhöhung vergab, blieb Südafrika mit 16:14 voran.
Burger und Jimmy Cowan liefen dann Referee Nigel Owens über den Haufen. Doch nach einer kurzen Behandlung auf dem Feld konnte der Waliser weiterpfeifen. Nach der Halbzeit versuchte Graham Henry mit Piri Weepu statt Cowan mehr Linie in das Angriffsspiel der „All Blacks“ zu bringen.
„All Blacks“ beißen sich die Zähne aus
Neuseeland musste jedoch gleich aus einem 30-Meter-Penalty von Steyn (44.) das 19:14 hinnehmen. In der Folge bissen sich die „All Blacks“ an der konsequenten Springbok-Verteidigung die Zähne aus und wurden bei Fehlern in der eigenen Hälfte von Weltklassekicker Steyn gnadenlos bestraft, so wieder in der 63. Minute aus 50 Metern zum 22:14.
Immer wieder brandeten die Angriffe Neuseelands an, immer wieder wurden die „All Blacks“ in letzter Sekunde zurückgeworfen. Mehr als die vorläufige Verkürzung durch Carter auf 17:22 (68.) war vorerst nicht drinnen. Die Chance auf das 20:22 ließ sich Neuseelands Spielmacher dann aber bei einem weiteren Penalty entgehen. Die Vorentscheidung schien damit gefallen.
Schock für Südafrika
Doch McCaw machte den Fehler Carters gut, als er den Ball zum 22:22 über die Linie beförderte. Der Try war umstritten, doch der Videobeweis ergab keinen gültigen Aufschluss darüber, ob McCaw zuerst den Ball auf den Boden drückte, oder mit einem Fuß bereits im Out war. Carter hatte den Sieg auf dem Fuß, doch seine Erhöhung, die zwei Zähler wert gewesen wäre, verfehlte aus schwierigem Winkel die Malstangen deutlich.
Richie McCaw war auch von zwei „Springboks“ nicht zu stoppen.
Den „All Blacks“ war es gleichgültig, denn auch mit einem Remis hätten sie den vorzeitigen Sieg bei den Tri Nations 2010 fixiert. Die letzten Zweifel räumte dann aber Neuseelands Jungstar Israel Dagg aus dem Weg. Der 22-jährige Highlander-Fullback drehte mit seinem Try in der Nachspielzeit (81.) das Spiel endgültig, diesmal traf Carter die Erhöhung zum 29:22-Endstand.
„Hat Spaß gemacht – bis zur letzten Minute …“
„Ich dachte wirklich, wir hätten genug für den Sieg gemacht“, meinte der sichtlich enttäuschte Jubilar Smit nach der bitteren Niederlage. „Wir haben hart gearbeitet und das Spiel hat richtig Spaß gemacht – bis zur letzten Minute …“
„Viel besser wird es nicht mehr“, war hingegen der sonst eher kritische „All Blacks“-Coach Graham Henry begeistert. „Es war ein großes Spiel in einem besonderen Stadion. Ich bin so stolz darauf, was diese Burschen erreicht haben“, meinte Henry ein Jahr vor der Heim-WM 2011. Es war der 45. Erfolg der „All Blacks“ im 81. Vergleich mit Südafrika bei 13 Remis und 33 Niederlagen.
Vom spektakulären Zusammenprall zwischen Referee Nigel Owens mit Schalk Burger und Jimmy Cowan haben wir ein extra Video für Euch. Trotz des heftigen Zusammenpralls konnte der Waliser das Spiel fortsetzen, wieder einmal ein Beweis dafür, dass beim Rugby auch die Schiedsrichter nicht aus Pappe sind.
Glücklicherweise sind schwere oder gar lebensgefährliche Verletzungen im Rugby nicht an der Tagesordnung. Doch bei einer so kontaktintensiven Sportart bleibt es leider trotzdem nicht aus, dass sich die Akteure ab und an sehr heftige Blessuren zuziehen. So geschehen im Fall von Stuart Mangan.
Der lebensfrohe Hochschulabsolvent – Stuart sprach fünf Sprachen, reiste gerne und viel und hatte neben seinem irischen Jura-Abschluss noch einen Master in European Business an einer Pariser Universität erlangt – hatte in London eine Anstellung gefunden und sich dem lokalen Rugby Club Hammersmith & Fulham RFC angeschlossen.
In einem Spiel am 26. April 2008 kam es dann zu der folgenschweren Verletzung. Der damals 24-jährige talentierte Verbinder wollte einen Gegner mit einem Tackling zu Fall bringen und machte dabei so unglücklichen Kontakt mit seinem Gegenspieler, dass er sofort bewegungsunfähig und ohne Atmung zusammensackte. Ein Teamkamerad gelang es ihn bis zum Eintreffen der Rettungskräfte durch Mund-zu-Mund-Beatmung am Leben zu erhalten.
Vor allem dank dieser guten Erstversorgung konnten Schädigungen des Hirns glücklicherweise verhindert werden. Doch Stuarts Verletzungen waren so schwer, dass es trotz intensivster medizinischer Behandlung, fortan vom Hals ab gelähmt blieb. “Keiner trägt dafür Schuld. Mein Nacken ist einfach irgendwie gebrochen”, äußerte sich der so schwer Geschädigte später.
Im Dezember 2008 war Stuarts körperlicher Zustand so stabil, dass er das Krankenhaus in Stanmore wieder verlassen konnte. Er entschied sich in eine eigene Wohnung in West London zu ziehen, musste aber auch hier rund um die Uhr von einem Team von Experten betreut werden. Obwohl der unermüdliche Kämpfer unentwegt hart an der Verbesserung seines körperlichen Zustands arbeitete, gelang es nicht die geschädigte Region unterhalb seines Genickes in irgendeiner Form zu mobilisieren, d.h. er brauchte auch zum Atmen ständig die Unterstützung von Maschinen.
Dennoch lies Stuart Mangan sich nicht unterkriegen, er nutzte eine Spracherkennungssoftware, um mit der Hilfe von Computern mit der Außenwelt in Kontakt zu bleiben und half einem Forschungsteam der Universität Dublin, welches es sich zum Ziel gesetzt hatte, den Lebensstandard von Lähmungspatienten mittels Computerunterstützung weiter zu verbessern. Außerdem versuchte er so gut es ging am sozialen Leben teilzunehmen indem er beispielsweise regelmäßige Rugbyspiele besuchte.
Im August 2009 spitzten sich Stuarts Atemprobleme zu und er musste erneut in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Dort konnte man ihm leider nicht mehr helfen. Stuart schlief am 7. August 2009, im Alter von nur 26 Jahren, im Kreise seiner Familie friedlich ein.
Noch zu Lebzeiten hatte er sich dazu entschieden alle seine Organe zu spenden. “Er rettete 5 oder 6 Leben durch die Spende seiner Orange, daher gibt es an diesem Wochenende in und um London ein paar sehr glückliche Menschen”, wurde sein Bruder John kurz nach Stuart Ableben zitiert.
Die BBC hat Stuart während seines 16-monatigen Kampfes nach diesem schweren Schicksalsschlag mit der Kamera begleitet und diese bewegende Dokumentation anlässlich seines ersten Todestages erstmals ausgestrahlt.
Macht Euch selbst ein Bild von dieser eindrucksvollen Rugby-Persönlichkeit.
Martin Johnson und seine Old Men Army gewannen als erste europäische Mannschaft den Rugby World Cup
Australien, England, Frankreich, Südafrika und natürlich Neuseeland waren die Favoriten im Vorfeld der Weltmeisterschaft auf dem 5. Kontinent. Ursprünglich sollte das Turnier von Australien und Neuseeland gemeinschaftich ausgetragen werden, doch Streitigkeiten im Vorfeld führten dazu, dass Neuseeland sich aus der Organisation zurückzog.
Auch der Austragungsmodus wurde 2003 erneut geändert. So waren die 8 Viertelfinalisten der letzten Weltmeisterschaft automatisch qualifiziert und mussten daher nicht ein einziges Qualifikationsspiel betreiben, zudem wurde die Punkteregelung an die des Tri Nations’ angepasst, d.h. es gab erstmals offensive und defensive Bonuspunkte.
In der Vorrunde des Wettbewerbs begegnete man einem Problem aus dem ersten RWC wieder. Auch 2003 gab es einen frappierenden Niveau-Unterschied zwischen den großen Rugbynationen und den vermeintlich Kleinen, häufig gab es Spiele, die mit mehr als 60 Punkten Unterschied zu Gunsten der Favoriten entschieden wurden. Außerdem gelang es vor allem den Pazifik-Nationen Tonga, Samoa und Fidschi erst gar nicht, alle ihre Topspieler aus dem Ausland freigestellt zu bekommen. Zahlreiche Klubs aus England und Frankreich verweigerten den bei ihnen unter Vertrag stehenden „Islanders“ die Freigabe für die Weltmeisterschafts-Endrunde. Dennoch verpasste Fidschi nur ganz knapp den Einzug ins Viertelfinale, im entscheidenden Gruppenspiel unterlag man Schottland nur mit 2 Punkten. Auch England hatte große Probleme mit Samoa und die beiden „Schwellennationen“ Italien und Argentinien verpassten die Runde der letzten acht nur äußerst knapp. So verloren die Pumas gegen Irland mit nur einem einzigen Punkt.
Die „Old Men Army“, so wurde Englands-Nationalmannschaft aufgrund des hohen Alters der meisten Akteure immer wieder tituliert, präsentierte sich als fittestes Team des Wettbewerbs und konnte sich durch Siege über Wales und Frankreich bis ins Endspiel vorkämpfen. Dort warteten die Wallabies auf das von Clive Woodward akribisch auf das Turnier vorbereitete Team aus dem Mutterland des Rugbysports. Die Gastgeber bekamen es im Viertelfinale mit Südafrika zu tun und konnten im Halbfinale die All Blacks aus dem Wettbewerb schmeißen.
Im intensiv geführten Finale vor der Rekordkulisse von 82 957 Zuschauern konnte der Titelverteidiger durch einen Versuch von Ex-Rugby-League-Star Lote Tuqiri früh in Führung gehen. Doch ein Versuch von Jason Robinson, ebenfalls ein ehemaliger Rugby-League-Superstar, stellte noch vor der Halbzeit wieder Chancengleichheit her. Die beiden Kicker Elton Flatley (Australien) und Jonny Wilkinson (England) sorgten dafür, dass es nach 80 Minuten unentschieden stand. Doch ein lupenreiner Sprungtritt von Englands Golden Boy Jonny Wilkinson sorgte dafür, dass der William Webb Ellis Cup zum ersten Mal in der Geschichte der Weltmeisterschaften nach Europa ging.
Australiens Kapitän John Eales durfte 1999 schon seinen zweiten WM-Titel bejubeln
Die Weltmeisterschaft 1999 war die erste in der professionellen Ära des Rugbysports und die erste, die mit insgesamt 20 Teams ausgetragen wurde. Obwohl Wales offiziell der Ausrichter der Titelkämpfe war, fanden doch die meisten Spiele außerhalb des Kelten-Staates statt. Allerdings wurden sowohl die Eröffnungspartie als auch das Finale im eigens errichteten Millennium Stadium ausgespielt, welches heute als eines der Rugby-Stadien mit der besten Atmosphäre gilt.
Sowohl England, Irland, Schottland als auch Frankreich genossen neben Wales während ihrer Gruppenspiele Heimrecht und konnten sich, beflügelt von diesem Vorteil, allesamt für die Zwischenrunde qualifizieren. Allerdings kam bis auf Frankreich keine der damaligen Five Nations Teilnehmer über das Viertelfinale hinaus.
Im Halbfinale gelang den starken Australiern dann ein Sieg in der Verlängerung gegen Titelverteidiger Südafrika. Entschieden wurde die Partie durch einen Dropkick von Steve Larkham, ironischerweise gelang dem Weltklasse-Verbinder dieses Künststück zum damaligen Zeitpunkt zum ersten Mal in seiner großartigen Karriere, wohingegen sein Gegenüber Jannie de Beer alleine im Viertelfinale gegen England mit 5 (!) Sprungtritten erfolgreich war.
Im verrücktesten Spiel des RWC 1999 bezwang Underdog Frankreich die schier übermächtigen All Blacks mit 43-31. Neuseeland bot mit Jeff Wilson, Tana Umaga, Christian Cullen, Jonah Lomu, Andrew Mehrtens, Anton Oliver, Zinzan Brooke, Reuben Thorne und Josh Kronfeld die vielleicht stärkste All Blacks-Mannschaft aller Zeiten auf. Doch die spielstarken Franzosen mit ihren schmächtigen aber wieselflinken Außendreivierteln Phillipe Bernat-Salles und Christophe Dominici packten ihre Chance beim Schopfe und kämpften sich nach einem 10-24 Rückstand, Jonah Lomu – dem überragenden Akteur der Weltmeisterschaft – gelangen alleine zwei Versuche, zurück in die Partie und erzielten in der Folge 2 Drops, 2 Straftritte sowie drei Versuche durch Dominici, Dourthe und Bernat-Salles. Den gestürzten Favoriten gelang lediglich noch ein Ehrenversuch durch Schluss Jeff Wilsion.
Jedoch gelang es den Europäern wie schon 1987 nicht, ihre großartige Halbfinal-Leistung im Endspiel zu wiederholen. Die erschöpft wirkende Equipe de France hatte den Wallabies nicht genug entgegenzusetzen. Zwar hatte man in der ersten Halbzeit noch die ein oder andere Versuchchance und war beim Halbzeitstand-Rückstand von 21-12 noch in Schlagdistanz, doch in der zweiten Halbzeit konnten sich die Australier durch zwei Versuche von Ben Tune und Owen Finegan entscheidend absetzen und sich als erste Nation einen zweiten Weltmeistertitel sichern.
Dieser Moment schrieb nicht nur Rugby-Geschichte: Südafrikas Präsident Nelson Mandela und Kapitän Francois Pienaar mit dem William-Webb-Ellis-Cup
Der Rugby World Cup 1995 war das erste sportliche Großereignis, welches nach dem Ende der Apartheid in Südafrika ausgetragen wurde. Außerdem war er die letzte als Amateurwettkampf ausgetragene Weltmeisterschaft, schon zwei Monate später öffnete der Sport offiziell dem Profitum seine Tore.
Maßgeblich geprägt wurde die Weltmeisterschaft vom Zusammenwachsen der Regenbogennation. Das überraschend gute sportliche Abschneiden wurde von Nelson Mandela und seiner Regierung geschickt dazu genutzt, die auch nach dem Ende der Apartheid noch bestehende riesige Kluft zwischen Schwarz und Weiß zu verkleinern. Die Springboks um Kapitän Francois Pienaar waren nach Jahren der sportlichen Isolation als absoluter Außenseiter ins Turnier gestartet, konnten sich dann aber im Finale überraschend gegen die All Blacks und ihren Superstar Jonah Lomu beweisen. Der damals erst 20-jährige Außendreiviertel reiste als jüngster All Black aller Zeiten und mit nur zwei Länderspielen im Gepäck zur Weltmeisterschaft ans Kap und brachte es in 5 Begegnungen auf 7 Versuche. Lomu brachte damals bei einer Größe von 194 cm fast 120 kg auf die Waage und soll die 100 Meter in 10,8 Sekunden gesprintet sein. Seine schiere körperliche Präsenz reichte aus, um die meisten Gegner wie Statisten aussehen zu lassen. Doch im Endspiel gegen Südafrika wurde der Dominator der 3. Titelkämpfe von aufopferungsvoll kämpfenden Boks fast komplett aus dem Spiel genommen, worin retrospektiv einer der Schlüssel zum Erfolg der Gastgeber lag, welche das Endspiel nach einem späten Dropkick von Verbinder Stransky mit 15-12 gewinnen konnten.
Neben dieser nationalen Erfolgsgeschichte, welche im vergangenen Jahr gar von Hollywood-Legende Clint Eastwoods unter dem Titel Invictus in die Kinos gebracht worden war, wurde der World Cup von einem schlimmen Unfall überschattet. Max Brito, Nationalspieler der Elfenbeinküste, wurde bei einem Tackling im Spiel seiner Mannschaft gegen Tonga so heftig verletzt, dass er seither gelähmt ist. Der hervorragende Außendreiviertel kann sein Schicksal bis heute noch nicht akzeptieren und äußerte in einem Interview aus dem Jahr 2007 gar den Wunsch sich das Leben nehmen zu wollen.
Um das Endspiel rankt sich noch heute die Legende von “Suzie”, eine Hotelangestellte, welche laut All Blacks-Coach Laurie Mains angeblich das Essen zahlreicherer seiner Akteure 48h vor Anpfiff des Finales vergiftet haben soll.
Der Haka hat auch für die neuseeländischen All Blacks fast mystische Bedeutung
Kriegstänze haben auf den Pazifik-Inseln eine große Tradition. Nicht nur die All Blacks führen vor jedem Spiel ihren Haka auf (entweder den Ka Mate oder den speziell für sie arrangierten Kapa o Pango), sondern auch die Teams aus Fidschi (Cibi), Samoa (Siva Tau) und Tonga (Sipi Tau) versuchen auf diese Weise ihre Stärke und Entschlossenheit zu demonstrieren. Diese Art der Spielvorbereitung hat nicht nur im Rugby Union Tradition, sondern auch im Rugby League, oder anderen Sportarten mit Beteiligung von Polynesiern.
Für viele der Sportler ist dieses Zeremoniell ein unheimlich wichtiges, weshalb die Emotionen häufig kurz vor dem Überkochen sind, schließlich fordert man vom Gegner entsprechenden Respekt, wird dieser versagt, kann dies im Eifer des Geschfechts schnell zu Irritationen bis hin zur Eskalation führen. So geschehen vor dem Rugby-League-Länderspiel zwischen Neuseeland und den Cook Islands.