Kleiner Mann ganz groß - Shane Williams beendete 2011 seine internationale Karriere
Rugby versteht sich noch heute gerne als "a game for all shapes and sizes", also als eine Sportart in der sich für nahezu jeden Körperbau eine Position finden lässt. Shane Mark Williams war schon immer der kleinste und leichteste Spieler in den Teams für die er auflief, so klein, dass man ihm in der Schule versuchte einzureden, er seie zu klein für das Spiel mit dem ovalen Leder. Damals wäre der iRB-Spieler des Jahres 2008 beinah permanent zum Fußball gewechselt, nur ein Zufall brachte den heute 34-jährigen zurück zum Rugbysport.
Sein Debüt im Trikot der walisischen Nationalmannschaft feierte Williams im Sechs-Nationen-Turnier 1999/2000, Neuseelands Weltmeister-Coach Graham Henry damals Cheftrainer der Roten, vertraute in das Talent des nur 170 cm langen und damals nur 70 kg leichten Side-Step-Königs. Schon in seinem ersten Länderspiel von Beginn an, im gleichen Turnier gegen Italien, legte der Zauberfloh zu seinem ersten internationalen Versuch ab. Was folgte war eine sagenhafte Karriere mit insgesamt 91 Länderspielen (87 für Wales und 4 für die British Lions). Dabei gelangen Williams 60 Versuche (58 für Wales und zwei für die British Lions), er erzielte mehr Weltmeisterschafts- (10) und Six-Nations-Versuche (22 Versuche) als jeder seiner Landsmänner. Auf der Neuseeland-Tour der British Lions im Jahr 2005, brachte Williams das Kunststück fertig in einem Trainingsspiel gegen Manawatu gleich fünfmal im gegnerischen Malfeld abzulegen. Williams überforderter Gegenspieler an diesem Abend war im übrigen ein gewisser Bevan Gray.
"Shane ist Weltklasse, ich musste damals allerdings viel Kritik einstecken, als ich mich dazu entschied, ihn das erste Mal aufzustellen", berichtet Graham Henry von den Reaktion auf das Nationalmannschafts-Debüt des Wirbelwinds.
"Bei manchen von den Versuchen die Shane in seiner Laufbahn erzielt hat, fragt man sich, ob ein Spieler überhaupt in der Lage sein darf, solche Dinger zu legen", verbeugt sich auch Rob Howley, ehemaliger Weltklasse-Gedrängehalb und heute Coach der walisischen Hintermannschaft, vor dem außergewöhnlichen Bewegungstalent Williams.
Im Trikot der "Red Dragons" gewann Williams zwei Six Nations Grand-Slams sowie einem vierten Platz bei der Rugby-Weltmeisterschaft 2011. Als Williams im Jahr 2008 seinen 41. Versuch für Wales erzielte und damit zum alleinigen Rekordhalter wurde, bescherte er seinem Vater, Mark Williams, einen 25.000 Pfund Geldsegen, dieser hatte 10 Jahre zuvor, im Vertrauen auf die Fähigkeiten seines Sohnes, 50 Pfund darauf gewettet, dass sein Junge einmal den walisischen Versuche-Rekord innehaben würde.
Seinen 58. und letzten internationalen Versuch erzielte Williams am 3. Dezember 2011, in der Nachspielzeit seines "Abschiedsspiels" gegen Australien. "Es war die beste Zeit meines Lebens", verabschiedete er sich unter Tränen von den 74.500 Zuschauern im Millennium Stadion.
Oxford-Kapitän John Carter bezahlte für den Varsity-Erfolg mit einem beeindruckenden Blinker
Die 130. Auflage des Varisty Matchs zwischen den Rugby-Universitätsteams der renommierten englischen Hochschulen Oxfords und Cambridges wird vermutlich nicht nur wegen dem gewohnt großartigen sportlichen Niveaus dieser legendären Auseinandersetzung in Erinnerung bleiben. Eine gezielte Gerade von Cambridges Nummer 8 Dave Allen an seinem Gegenüber und Oxford Kapitän John Carter, bescherte dem Getroffenen eines der größten "Veilchen" im Sportjahr 2011.
Um seine Verletzung fachgerecht versorgt zu bekommen, musste Carter zwar die Pressekonferenz im Anschluss an das Traditions-Duell sausen lassen, als er dann wieder sprechen konnte, erwies sich der bärtige Oxford-Skipper dennoch als wenig nachtragend: "Das gehört eben dazu. Es war ein guter Treffer und wenn ich ihn [Dave Allen] heute Abend treffe, dann werde ich ihm sagen, dass die Sache abgehakt ist und ihm ein Bier ausgeben", so Carter.
Lobende Worte gab es übrigens auch für seine siegreichen Teamkollegen, Oxford und Carter gewannen das Match im englischen Nationalstadion Twickenham mit 28-10. "Wir haben die ganze Saison sehr hart an unseren Fähigkeiten gearbeitet. Es ist großartig zu sehen, dass dieser Entwicklungsprozess, der die ganze Saison andauerte, letztendlich Früchte getragen hat", freute sich der "Einäugige".
Schottlands Rekordmann Chris Paterson ist künftig nur noch für seinen Club am Ball - (c) Miriam May
Die 109 Länderspiele die Chris Paterson seit seinem Debüt beim Rugby World Cup 1999 gegen Spanien für Schottland bestritten hat, sind genauso Landesrekord wie die 809 Punkte die Mossy, so Patersons Spitzname, dabei erzielt hat.
Seine 36 erfolgreichen Straf- und Erhöhungskicks, die er zwischen dem 11. August 2007 und dem 7. Juni 2008 ohne einen einzigen Fehlversuch verwandelt hat, waren bis 2010 - dann überbot Südafrikas Superkickers Morné Steyn Patersons Marke - sogar Weltrekord. Damit bewegt er sich in den Sphären des ebenfalls kürzlich zurückgetreten englischen Goldfußes Jonny Wilkinson.
Doch nicht nur dank seines hervorragenden Fußes war Paterson, der seine Highlander im Sechs-Nationen-Turnier 2007 als Kapitän anführte, einer der wertvollsten Spieler in der Auswahl des Inselstaates. Ganz besonders seine Vielseitigkeit - er bestritt Länderspiele als Eckdreiviertel, als Schlussspieler und als Verbinder - seine große Professionalität, sein sympathische zurückhaltendes Naturell, sein enormer Spielwitz und seine aufopferungsvolle Verteidigung, machten den inzwischen 33-jährigen zu einem der großartigsten britischen Rugbyspieler aller Zeiten.
Sein Rücktritt vom internationalen Geschäft, den Paterson am 21. Dezember verkündet hat, wird nicht nur bei seinen Mitspielern und den Fans der schottischen Auswahl eine große Lücke hinterlassen. Mit Mossy hat ein ganz Großer die Bühne verlassen.
"Auch wenn Chris [Paterson] seine internationale Karriere für beendet erklärt hat, wird er weiterhin, auf und neben dem Feld, großartiges für Edinburgh Rugby leisten. Er ist als hochgeschätzter und beispielhafter Profi ein Vorbild für viele talentierte Nachwuchsleute in unserem Verein, die es sich zum Ziel gesetzt haben seinen unglaublichen Erfolgen nachzueifern, sei es im schwarz-roten Trikot von Edinburgh Rugby oder im Dunkelblau der Schottischen Nationalmannschaft", kommentiert sein Vereinscoach Michael Bradley den Rücktritt seines erfahrensten Profis.
Auch ein Versuch von Ex-All Black Sitiveni Sivivatu konnte die Auswärtsniederlage von Clermont Auvergne bei den Leicester Tigers nicht abwenden
Der Heineken Cup ist auch in der Saison 2011/2012 eine hochspannende Angelegenheit. Nach vier gespielten Runden, zeichnet sich in den meisten der sechs Pools ein recht ausgeglichenes Bild ab. Alleine Munsters "Red Army" führt den Pool 1 ohne Niederlage an. Während mit Frankreichs Vizemeister Montpellier (Pool 3 - zwei Niederlagen, zwei Unentschieden) , Italiens zweiter Vertreter Aironi (Pool 4 - vier Niederlagen) und der irischen Provinz Connacht (Pool 6 - vier Niederlagen), immer noch drei Mannschaften auf ihren ersten europäischen Saisonsieg warten.
Die größten Überraschungen am 4. Spieltag waren mit Sicherheit die 24-31 Heimniederlage von Frankreichs Meister Toulouse gegen die Harlequins aus London sowie der Auswärtssieg von Racing Metro Paris bei den London Irish.
Überraschungsteam des Wettbewerbs bleibt aber die Mannschaft aus der schottischen Hauptstadt Edinburgh, die am vergangenen Wochenende gegen die Cardiff Blues (Wales) bereits ihren vierten Saisonsieg feierte (19-12) und somit die Zwischenwertung im Pool 2 anführt.
Die nächste Runde des Europa-Wettbewerbs wird vom 13.-15. Januar gespielt. Wir haben für Euch die Video-Highlights der 4. Runde in Bild und Ton (Vielen Dank @blackpudding)
Neuenheims Gardner Nechironga gehörte bei den Südafrika 7s zu Zimbabwes Besten
Das "Heimturnier" in Südafrika begann lausig für die zimbabwische 7er-Nationalmannschaft um die beiden SCN-Stars Manasah Sita und Gardner Nechironga, gleich im Auftaktspiel setzte es eine heftige 7-42 Klatsche gegen Weltmeister Wales.
Auch in Spiel zwei und drei wollte es für die "Geparden" nicht viel besser laufen, gegen Fiji gab es eine deutliche 17-42 Niederlage - obwohl Sita nach wunderschönen Zusammenspiel mit Gardner einen Versuch für Zimbabwe erzielte - auch beim 12-24 gegen Portugal lief für die schnellen Raubkatzen nicht viel mehr zusammen.
Ein ähnliches Bild dann auch zum Auftakt des 2. Turniertags, im Bowl-Viertelfinale, waren die Cheetahs gegen die fitten US-Boys ohne Chance und verloren deutlich mit 0-26.
Das erste Erfolgserlebnis gab es dann aber im Afrika-Duell mit Marokko, nach einer guten Leistung gewann Zimbabwe das Shield-Halbfinale gegen die Nordafrikaner mit 21-14, Neuenheims Manasah Sita steuerte einen der drei Versuche bei.
Im Shield-Finale kam es dann zum "Evergreen" gegen die Nationalmannschaft Kenias, welche man in der Vorwoche in Dubai noch deutlich mit 21-5 bezwungen hatte. Diesmal sollte es gegen das Core-Team der iRB-Sevens-Series zwar deutlich knapper zugehen, am Ende durfte die Mannschaft Zimbabwes jedoch nicht nur einen 19-12 Erfolg über den Erzrivalen, sondern auch den Gewinn des Shields bejubeln. Neuenheims Gardener Nechironga verwandelte eine Erhöhung.
Später besiegte Schottland Kanada im Bowl-Finale knapp mit 22-19 und das trotz zweier Versuche von Kanadas Dustin Dobravsky, der in der Jugend von Hannover 78 das Rugbyspielen lernte und vor seinem Wechsel zu den Maple Leafs sogar in der Deutschen U18-Nationalmannschaft aktiv war.
Im Plate-Finale zerlegte Weltmeister Wales die lustlos wirkenden Mannen von den Fidschi-Inseln mit 48-0. Das war die höchste Niederlage einer Nationalmannschaft des Inselstaats bei einem internationalen 7er-Turnier.
Das Cup-Finale ging dann an Titelverteidiger Neuseeland. Ein Konterversuch in der letzten Spielminute brachte die Entscheidung zu Gunsten der All Blacks gegen Gastgeber Südafrika.
Im Series-Ranking liegen Fidschi und Neuseeland nun punktgleich (51) an der Tabellenspitze. Auf den weiteren Plätzen folgen Südafrika (48), England (47) und Frankreich (39).
Der Versuch von Neuenheims Manasah Sita gegen Fidschi wurde zu einem der 7 sehenswertesten der Südafrika-Sevens gewählt. Ihr findet ihn sowie die Highlights der beiden Turniertage in unserer Youtube-Playlist.
Englands Weltmeister-Verbinder Jonny Wilkinson kehrt der Nationalmannschaft den Rücken - (c) Miriam May
Sir Jonny Wilkinson dankt ab. Nach über 13 Jahren und insgesamt 97 internationalen Einsätzen - 91 für England und sechs für die British Lions - hat Englands Weltmeisterschafts-Verbinder 2003 das Ende seiner Nationalmannschaftskarriere verkündet.
Dank seiner einzigartigen Kickstärke, allen voran sein entscheidender Dropkick im WM-Endspiel 2003, galt der sympathische Blondschopf viele Jahre als weltbester Spielmacher. Zuletzt hatte die Kritik an der Spielweise des inzwischen 32-jährigen aber zugenommen und nicht nur deshalb, sondern auch weil der Englische Rugby-Verband (RFU) angekündigt hatte, künftig keine im Ausland aktiven Spieler mehr in seine Auswahl zu berufen - Wilkinson spielt beim französischen Erstligisten Toulon - kam der Rücktritt des britschen Ordensträgers jetzt nicht vollkommen überraschend.
"Die Zeit ist gekommen, dass ich mir eingestehen muss, dass es für mich in der englischen Nationalmannschaft keine Zukunft mehr gibt, es ist nun an der Zeit, dass anderen die gleiche Ehre und Stolz zuteil wird, welche ich über die letzten 15 Spielzeiten und darüber hinaus empfinden durfte", so der Scheidende.
Wilkinsons Karriere, der sein Nationalmannschaftsdebüt 1998 - als 18-jähriger feierte - und insgesamt 1246 internationale Punkte erzielte, war neben seinen sportlichen Erfolgen von zahlreichen schweren Verletzungen gekennzeichnet. Der Ehrendoktor der Universität von Surrey kämpfte sich aber von diesen Ruckschlägen stets in beeindruckender Manier zurück und war auch beim World Cup 2011 erste Wahl in der englischen Nationalmannschaft. Neben dem WM-Titel 2003 wurde das englische Team mit Wilkinson Vizeweltmeister 2007 sowie Six-Nations-Champion in den Jahren 2000, 2001, 2003 und 2011, dabei gelang im Jahr 2003 sogar ein Grand Slam.