Die HRK-Frauen dominierten die Frauen-Bundesliga 2010 nach belieben
Bei den HRK-Mädels war der Jubel direkt nach dem Abpfiff grenzenlos, erstmals in der ehrwürdigen Geschichte des ältesten Rugbyvereins Deutschlands konnte ein weiß-blau gekleidetes Damenteam den Meisterkranz in das schicke Klubhaus am Heidelberger Harbigweg holen.
Der Titel der Heidelbergerinnen ist der berechtigte Lohn jahrelanger akribischer und gleichberechtigter Aufbauarbeit, bei der, angefangen vom Schüler- und Jugendbereich, in sportlicher Hinsicht, keinerlei Unterschiede zwischen Jungs und Mädels gemacht werden. Daher wundert es auch nicht, dass das Trainerteam der weiblichen Zebras regelmäßig mit über 30 Akteurinnen im Training arbeitet und der Großteil der Nationalmannschaften mit jungen und exzellent ausgebildeten Ruderinnen besetzt ist.
“Wir haben in unserem Nachwuchsbereich fast genauso viele Mädels wie Jungs und erwarten in der kommenden Saison wieder 5-6 richtig gute Mädchen in unserer 1. Damenmannschaft”, sagte HRK-Mitglied Alexander Wiedemann, dessen Schwester in der siegreichen Meistermannschaft mitwirkte und beim Klub zudem künftig die Bambinis – die Jüngsten – betreuen wird, unmittelbar nach dem Abpfiff.
Des einen Freud ist des anderen Leid. Die Dominanz des Heidelberger RK, welcher in der im Endspiel gezeigten Form über Jahre uneinholbar scheint, schreckt die anderen Teams ab. Es fehlt an Geld, Ansehen, Trainern, Spielerinnen und Erfahrung, nur der Endspielgegner SC Neuenheim war in der Lage, den neuen Meisterinnen ein paar Schweißperlen auf die Stirn zu zaubern. Alle anderen Teams waren meilenweit abgeschlagen.
Diese Problematik thematisiert auch Neuenheims Manager Marcus Trick und DRV-Präsident Claus-Peter Bach im TotalRugby-Interview. Alle sind sich einig, die Bundesliga mit nur 5 Teams stellt kein ausreichendes Medium zur Weiterentwicklung dar und gerade im Hinblick auf die erhoffte Olympiaqualifikation 2016 ist es unerlässlich, dass unsere Spitzenathletinnen regelmäßig auf höchst möglichem Niveau spielen und trainieren, sei es im 7s- oder im 15er-Rugby.
Momentan erscheint es jedoch wahrscheinlicher, dass die Liga in der kommenden Saison Vereine verliert, als dass neue hinzukommen. Selbst der frühere Serienmeister FC St. Pauli funkt inzwischen S.O.S. und konnte nur mit Ach und Krach ein spielfähiges Team für die kommende Runde melden. In Stuttgart und Hannover plagen die Verantwortlichen ähnliche Probleme und es bedarf noch eines großen Kraftakts, um genug Spielerinnen für die Saison 2010/2011 zusammenzutrommeln. Zweitligameister ASV Köln hat im Herrenbereich zuletzt seine 1. Mannschaft aus der 1. Bundesliga zurückgezogen, weshalb man sich den Aufstieg der Damenmannschaft mit Sicherheit mehrmals ganz genau überlegen wird.
Guter Rat ist nun teuer. Auf der einen Seite boomt das Frauen-Rugby im Vergleich zu der männlichen Variante zusehends, auf der anderen Seite erscheint es trotzdem schwer, einen nationalen Wettbewerb zu organisieren, welcher es gewährleistet, dass die DRF auch international konkurrenzfähig bleiben. Viel Arbeit also für die beiden Nationaltrainer Susanne Wiedemann (7s) und Phil “Lofty” Stevenson (15er).
Viele der oben angesprochenen Probleme finden sich auch in den Interviews wieder, welche das Team von Carrot Business Solutions für TotalRugby im Anschluss an das Endspiel geführt hat.
Auch für Berlins Kapitän Christian Lill ist nach seiner Roten Karte die Saison wohl frühzeitig beendet
Das Topspiel des 15. Spieltages zwischen dem RK 03 Berlin und Hannover 78 hielt zwar nicht ganz das was man sich im Vorfeld davon versprochen hatte. Die Niedersachsen waren an diesem Tag einfach nicht ganz auf Augenhöhe mit den Hausherren, weshalb sich eine unter sportlichen Aspekten ziemlich einseitige Partie entwickelte. Bemerkenswert war diese Begegnung dennoch, da Schiedsrichterin Kerstin Ljungdahl (Berlin) sich gezwungen sah 4 Rote und 1 Gelbe Karte zu verhängen. Gerade für Hannover 78 waren die Platzverweise sehr bitter, da beide Rotsünder, darunter Kapitän Benjamin Krause, in den letzten zwei wichtigen Saisonspielen nicht mehr zum Einsatz kommen können werden. Nach der Partie sprach Max Joachim für TotalRugby mit Nationalmannschafts-Gedrängehalb Rafael Pyrasch (78) und Berlins flinkem Außendreiviertel Tom Schilling, der jeweils den ersten und den letzten Versuch der Partie für sich verbuchen konnte.
Deutschland 44 Rumänien 0, so lautet der Endstand nach den vielleicht besten 70 Minuten, die jemals von einer Deutschen Auswahl gespielt worden waren.
Das von Jan Ceselka (Heidelberg) und Christian Lill (Berlin) betreute DRJ-Team spielte den Nachwuchs der stolzen Rugbynation Rumänien, die bis heute noch keine einzige Rugbyweltmeisterschaft verpasst hat und bei der U21-Europameisterschaft in Heidelberg in eindrucksvoller Manier zum Titel stürmte, phasenweise so schwindlig, dass den jungen “Eichen” im Eifer des Gefechts derart die Nerven durchgingen, dass gleich zwei rumänische Heißblüter mit blutroter Karte des Feldes verwiesen wurden.
Eine Deutsche Mannschaft, in der Kapitän und Verbinder Chris Hilsenbeck (U.S. Colomiers) mit seinem Vereinskameraden, Gedrängehalb Tim Menzel, in bewundernswerter Art und Weise die Fäden zog und bestückt mit einem Sturm, der es nicht zuletzt dank den bulligen Props Julius Nostadt (ebenfalls U.S. Colomiers) und Samy Füchsel (Berliner RC) sowie dem unermüdlichen Flankern Elmar Heimpel (RG Heidelberg) verstand, seine kräftigeren blau-gelben Gegenüber fast ständig in der Rückwärtsbewegung zu halten, ließ sich von den überkochenden Emotionen der favorisierten Rumänen nicht beeindrucken und spielte in beinah stoischer Ruhe “ihren Stiefel” herunter.
Deutschlands U18 zeigte eine starke Leistung gegen die jungen Iren
Die Deutsche U18-Nationalmannschaft beendete eine ausgesprochen erfolgreiche Europameisterschaft auf dem 6 Platz.
Wie viel von der von Jan Ceselka und Christian Lill über Jahre behutsam aufgebauten Mannschaft zu erwarten war, deutete das Team um Kapitän Chris Hilsenbeck (US Colomiers) bereits in der Auftaktpartie gegen Irland an. Gegen den Nachwuchs des letztjährigen Six Nations Grand Slam Siegers war die Deutsche Auswahl feldüberlegen und verlor nach 70 Minuten Spielzeit unglücklich mit 11-20.
Die Iren hatten das Deutsche Team vor Anpfiff sicher unterschätzt und wurden nach punktloser erster Halbzeit, in welcher die DRJ-Auswahl einige glasklare Einlaufchancen vergab und auch vom Kickhüttchen nicht den besten Tag erwischte, in der zweiten Hälfte stärker. Jedoch konnte der irische Coach die Niederlage des späteren Finalisten nur dadurch verhindern, dass er in Hälfte zwei sein komplettes Wechselpotential ausschöpfte.
“Wir wollen eine Mannschaft aus der oberen Tabellenhälfte schlagen”, so lautete das Ziel welches RK 03-Manager Lutz Joachim für die Rückrunde ausgegeben hatte, dass dies schon gegen den SC Neuenheim gelingen würde, hätten vermutlich die Wenigsten vermutet.
Doch nach einer couragierten Leistung der Heimmannschaft blieb für den Tabellendritten aus Heidelberg-Neuenheim nur der Defensivbonuspunkt, wohingegen Lutz Joachim und sein Team sich jetzt ein neues Ziel für den weiteren Saisonverlauf suchen müssen, eine Aufgabe welche den aufstrebenden Ostberlinern wohl wenig Kopfzerbrechen bereiten dürfte.
Im Anschluss an die Partie konnte Donal Peoples für TotalRugby noch ein paar Stimmen der Aktiven einfangen.
Der Traum war nur von kurzer Dauer. Deutschland ist nach nur einer Saison wieder aus der Division 1 abgestiegen.
Ursachenforschung wird nicht nur von den TotalRugby-Usern sondern insbesondere auch von den Spielern, dem Trainerstab und den oberen des DRV mit Nachdruck betrieben und als erste Konsequenz hat der langjährige Nationaltrainer Rudolf Finsterer unmittelbar nach der verlorenen Partie seinen Hut genommen und den Platz an der Seitenlinie für einen möglichen Nachfolger geräumt.
Wer dieser Nachfolger sein wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest, TotalRugby wird Euch aber in den nächsten Tagen und Wochen mit Sicherheit den ein oder anderen Kandidat für dieses Amt hier vorab präsentieren.
Fest steht aber, dass die DRV XV im Spiel gegen Spanien ihre bisher beste Saisonleistung abrufen konnte und daher den Gang in die neue Division 1B mit erhobenen Häuptern antreten kann.
Man hatte sich in Anbetracht der fortwährenden Personalsorgen früh in der Rückrunde darauf festgelegt das “Endspiel” gegen Spanien mit dem bestmöglichen Personal und der bestmöglichen Vorbereitung zu bestreiten. Dies ist gelungen, wenn es auch am Ende nicht gelungen war das Spiel zu gewinnen oder die 11 Punkte Differenz zu amortisieren.
Man wollte die Spanier an der Gasse in Bedrängnis bringen, dies ist dem Team erst in der zweiten Halbzeit gelungen, resultierte dann aber immerhin in einem direkten Versuch durch Benjamin Krause, man wollte in der Verteidigung gut stehen, auch hier zeigte das Team bis auf 2-3 individuelle Fehler eine ansprechende Leistung und man wollte um jeden Ball kämpfen, rackern und rennen und diesem Anspruch ist die Mannschaft ab der ersten Minute vollauf gerecht geworden.
Das TotalRugby-Team hat für Euch die besten Szenen des 80-minütigen Abstiegskrimi zusammengefasst, damit ihr Euch selbst ein Bild von der großen kämpferischen Leistung unserer Mannschaft machen könnt.
Wer ist nun der richtige Mann, um Deutschland als neuer Trainer sportlich aus dieser Krise zu führen?