Welch Ironie! Der amtierende Weltmeister und Tri-Nations Champion ist die einzige der “großen Drei” die noch keinen Sieg in Europa holen konnte. Freitag Nacht schaffte es die l´Equipe de France die in stärkster Formation auflaufenden Springboks in Toulouse zu schlagen. Und was für ein Spiel es war! Über das Niveau des Spiels streiten sich derzeit Experten noch, doch kann man mit Fug und Recht behaupten, schon lange keine so inspirierende Performance gesehen zu haben. Im Speziellen wurde erneut das Prachtstück der Süd-Afrikaner, der Sturm geradezu vorgeführt. Dupuy, der mittlerweile etatmäßige Gedrängehalb der Franzosen traf nach einigen Fehlversuchen doch 4 mal und machte damit einen Großteil der französischen Punktetafel aus. Wie aus dem Lehrbuch gewannen die Franzosen dieses Spiel, der Sturm ebnete den Weg und die 3/4-Reihe machte, dank ihrer schnellen Händen und Füße, getragen durch ihre Nationalhymne (die im übrigen in der zweiten Halbzeit nahezu ununterbrochen gesungen wurde) die Punkte. So lief auch der wenn auch am Ende etwas glückliche Versuch von Frankreichs 5- Punktemaschine Vincent Clerc ab, welcher seiner Mannschaft die Führung brachte, die sie von diesem Zeitpunkt an auch nicht mehr abgaben. Neben gelben Karten für jeweils Morné Steyn und Ryan Kankowski, muss sich auch nun Star-Aussen Bryan Habana vor einem Schiedsgericht für “Absichtliches Treten eines Gegenspielers” verantworten. Was ein verfrühtes Ende für seine Tour durch Europa bedeuten könnte. Nach diesem Spiel jedoch waren sich erneut alle einig, dass die L´Equipe weiterhin der Schrecken der Mannschaften aus der Südhemisphere bleibt.
56 Jahre, 21 Spiele, 21 Niederlagen der stolzen Waliser. Man muss es schon fast parteiisch sagen, dass es die mutigen Mannen in den roten Trikots nach unglaublich hartem Kampf leider nicht schafften, diese Bilanz auch nur ein bisschen aufzubessern. Man kann wahrlich nicht behaupten, dass die Partie zu Beginn einseitig war, doch machte “Man of the Match” Dan Carter am Ende den Unterschied mit 4/4 gesetzen Strafkicks und einer Erhöhung des einzigen Versuchs durch Hakler Andrew Hore. Stephen Jones konnte in Form von 4 Setzkicks die einzige Punkte für Wales einfahren. Nach diesem Versuch spielten die Besucher in schwarz munter auf und kamen auf nicht weniger als 75% Ballbesitz und ebenso 75% Felddominanz in der zweiten Halbzeit, welche sie aber mitnichten in Punkten umzumünzen wußten und sich nur Dan Carter erneut an der Punktetafel melden durfte, was Bände über die eiserne walisische Verteidigung spricht. Die größte Versuchschance der Hausherren des Millenium Stadium, die auch die 74.330 Zuschauer geradezu aus den Sitzen katapultierte, war ein herausgefangener Pass durch Alun-Wyn Jones, der aber nach einem 50 Meter Sprint an der gegnerischen 22 Meter Linie durch Debütant Zac Guilford gestoppt wurde. In der Folgesituation war es dann erneut Carter, der den All Blacks Sieg sicherte. Auch wenn sein hohes Tackling an Martin Roberts inzwischen die Schiedsrichterkommision beschäftigt, verhinderte er doch auf diese Weise einen beinahe sicheren walisischen Versuch. Allerdings droht ihm nun eine einwöchige Sperre durch den IRB, wodurch der geniale Verbinder die Partie gegen die Azzurri in Mailand zu verpassen droht. Als Stimme zum Spiel dient Barry John, ehemaliger walisischer Nationalspieler und British & Irish Lion: “Es gab weder jetzt noch jemals ein schwaches All Blacks Team, obwohl diese Mannschaft nun die ‘Aura der Unverwundbarkeit’, die sie doch in der nahen Vergangenheit ausstrahlte, verloren zu haben scheint.”
18:9 für Australien nach einem 5:9 Rückstand werden dem Spielverlauf nicht nur gerecht, sondern spiegeln auch genau die dominanteren Mannschaften in der jeweiligen Halbzeit wieder. In den ersten 40 Minuten schafften es die Australier nicht wirklich ihre Chancen zu verwerten und konnten, neben einem schönen Versuch durch “Man of the Match” Will Genia, hauptsächlich durch eine eisenharte Verteidigung überzeugen. Eindrucksvoll meldete sich Johnny Wilkinson erneut im internationalen Rugbygeschehen zurück. Er dirigierte das Geschehen, als wären seine Verletzungen spurlos an ihm vorbeigegangen und konnte im Verbinder-Duell dem Star der Wallabies Matt Giteau doch sehr deutlich seine Grenzen aufzeigen. Lange Zeit sah es auch so aus, als würde der revitalisierte Wilkinson seine Mannschaft zum Ruhme führen, doch machte eine in der zweiten Halbzeit stark aufspielende Mannschaft in gelb diesen englischen Traum zunichte. Ein bärenstarker Versuch durch Adam-Ashley Cooper und weitere 8 Kickpunkte durch Matt Giteau besiegelten den Sieg. Dennoch können die Engländer mit nicht weniger als 11 verletzten Spielern (davon 8 Stammkräfte), eine positive Bilanz ziehen, konnten sie doch den starken Australiern einen großen Kampf liefern.
Im ersten Testspiel der Fall Tours erlebten wir direkt eine Überraschung, als die Leicester Tigers in einem durch und durch dramatischen Spiel dem amtierenden Weltmeister eine herbe Niederlage beibrachten. Nach einem Endstand von 22:17 mussten selbst der Trainerstab Süd-Afrikas neidlos anerkennen, dass das “Perspektivteam” eine satte Lehrstunde erhalten hatte. Nicht weniger als 9 Debütanten zählten die Weltmeister, doch spielten sie auch gegen eine Tigers Mannschaft die auf ein paar Verletzte und ihre Nationalspieler verzichten mussten. Vor allen Dingen konnten die 24 000 Zuschauer einer regelrechten Demontage des doch normalerweise so gerühmten Sturmes der Gäste beiwohnen. Kommenden Freitag werden die Weltmeister mit einer wohl stark veränderten Aufstellung gegen Frankreich in Toulouse antreten, allerdings wird ihnen wohl die herbe Auftaktniederlage noch etwas nachgehen, ebenso wie die kernige Aussage des Leicester Tigers Trainer :“Rugby kann dieser Tage durch Analyse sehr wissenschaftlich sein. Doch manchmal brauch man einfach nur 15 Jungs die die Ärmel hochkrempeln”. “Wissenschaftler können das nicht einberechnen…”, so Ex-Enlgand Hakler Cockerill.
Nachdem 7. Spieltag steht Saracens mit 7 Siegen aus 7 Spielen an der Tabellenspitze. Dicht gefolgt von den London Irish und den London Wasps, die bisher 5 ihrer 7 Begegnungen gewinnen konnten. Allerdings verloren die Wasps am vergangenen Wochenende gegen das bisher noch sieglose Team aus Leeds und auch die London Irish kamen bei den Harlequins nicht über eine Unentschieden hinaus. Die ungeschlagenen Sarries hingegen konnten sich mit einem Punkt Vorsprung in Bath behaupten. Gloucester, die diese Woche auch ein Spiel gegen die australischen Wallabies bestritten, verloren mit Bonuspunkt bei den Sale Sharks und Newcastle kam zu einem ungefährdeten Heimsieg über Worcester. Die Leicester Tigers (4.), welche unter der Woche die Verpflichtungen von Ex-Wallaby-Star Lote Tuiqiri bekanntgaben, konnten sich mit einem Sieg über den Tabellennachbarn Northhampton (5.) wieder an die Spitzengruppe heranschieben.
Tabellenführer Castres verliert, ohne den Heidelberger Phil Christophers, gegen den Meister und bisherigen Tabellenzweiten Perpignan. Toulouse verliert, mit dem kürzlich in die französische Nationalmannschaft zurückberufenen Verbinder Michalak, beim Aufsteiger Metro Racing. Der andere Aufsteiger Albi wartet, nach der Heimniederlage gegen Montpellier, weiter auf den ersten Saisonsieg. Ohne Verbinder Jonny Wilkinson gewinnt Toulon, dank eines Versuch des japanischen Nationalspieler Loamanu, in Bayonne und Montauban gelingt ein Heimsieg über Biarritz. Bourgoin und Brive trennen sich unterdes genauso Unentschieden wie die Liga Schwergewichte Clermont und Stade Francais.