Rowan Varty wurde von der HKRFU als Profi verpflichtet
Hongkong blickt auf eine lange Rugbytradition zurück, Aufzeichnungen belegen, dass schon in den 1870ern auf dem Territorium der Sonderverwaltungszone Chinas, welche aus einer Halbinsel und 262 Inseln besteht, Rugby gespielt wurde. Bekannt als Rugbynation ist Hongkong natürlich für sein 7s-Turnier, welches das erste Mal 1976 im mehr als 40.000 Mann fassenden Hongkong Stadium ausgetragen wurde und als das beste und traditionsreichste Turnier im Rahmen der World Sevens Series gilt, weshalb es auch ohne Probleme gelingt, regelmäßig die weltbesten Teams an die Mündung des Perflusses zu locken. In der schnellen 7er-Variante haben sich die Asiaten, welche in den 90ern von dem ehemaligen (und vielleicht künftigen) deutschen 7s-Nationaltrainer George Simpkin trainiert wurden, nicht nur als Ausrichter sondern auch sportlich in der erweiterten Weltspitze etabliert, so gelang unter anderem die Qualifikation zur letzten Weltmeisterschaft (Dubai 2009). Zwar blieb man gegen Kenia und England chancenlos, unterlag aber nur knapp gegen Irland und Tunesien und konnte als krönenden Abschluss die starken Italiener bezwingen.
Doch auch in der klassischen 15er Variante ist der 34. der Weltrangliste – damit nur 7 Plätze und 4 “Rating Points” hinter der deutschen Auswahl – durchaus kein unbeschriebenes Blatt. Nachdem zu Beginn meist “Interport”-Duelle mit der Handlesmetropole Shanghai auf dem Plan standen, trat die 1953 gegründete Hong Kong Rugby Union 1988 dem International Rugby Board bei und bestritt 1969 ihr erstes offizielles Länderspiel gegen Asiens Rugbygroßmacht Japan, welches 24-22 verloren wurde. Im Ganzen wurden 19 Spiele gegen das Land der untergehenden Sonne bestritten, von denen die Hongkong-Chinesen in den 1990ern gar vier Stück gewinnen konnten. Insgesamt hat die ehemalige britische Kolonie bereits 96 internationale Begegnungen bestritten, von denen bei vier Unentschieden 51 gewonnen und 41 verloren wurden. Allerdings konnte die vom IRB ebenso wie Deutschland in der 3. Leistungsklasse (Tier 3) geführte Nation von den letzten fünf Länderspielen nur ein einziges siegreich gestalten, am 16. Mai dieses Jahres konnte man Singapore mit 64-6 bezwingen. Ansonsten setzte es im “Asian Five Nations”, dem Pendant zu unserem 6 Nationen Turnier, Niederlagen gegen Kazakhstan, Korea und Japan. Die stark einzuschätzenden Koreaner (Weltranglistenposition 25) standen bei der 26-24 Auswärtspleite jedoch lange am Rande einer Niederlage.
Hongkong verfügt zur Zeit über ca. 11.000 registrierte Rugbyspieler (das ist ungefähr die Anzahl der DRV-Mitglieder) verteilt auf 46 Clubs und das bei einer Bevölkerung von nur knapp 7 Millionen. Den Abzug der britischen Kolonialisten hat der Rugbysport deutlich besser verkraftet, als zunächst vermutet, zum Einen ist dies den starken Leistungen der 7er-Auswahl geschuldet, zum anderen liegt dies aber auch am erfreulichlicherweise wachsenden Rugbyinteresse auf dem chinesischen Festland.
Im Jahr 2019 wird erstmals eine 15er-Weltmeisterschaft auf asiatischem Boden ausgetragen werden, Japan hatte kürzlich den entsprechenden Zuschlag erhalten. Einige der Spiele sollen in Singapore und eben auch im Hong Kong Stadium ausgetragen werden, womit Hongkong zum Gastgeber einer 15er-Weltmeisterschaft werden würde, ein Traum, der für das Deutsche Rugby in der nahen Zukunft mit Sicherheit nicht in Erfüllung gehen wird.
Spielerisch ist der kommende Gegner der Deutschen nur sehr schwer einzuschätzen, zwar tragen nach wie vor sehr viele Briten das Nationaltrikot der drittgrößten Metropolregion der Volksrepublik China, doch inzwischen haben auch viele Einheimische den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft.
Star des Gästeteams ist der 23-jährige Rowan Varty. Als einer von fünf Spielern, welche die Hong Kong Rugby Union im Vorfeld des 7s World Cups 2009 mit einem Profivertrag ausgestattet hat, ist der 172cm große und 80kg schwere Modellathlet nicht nur ein aussergewöhnlicher 7s-Spieler – der junge Mann von den DeA Tigers macht auch im 15er eine sehr gute Figur. Am kommenden Samstag wird vermutlich Italien-Profi Clemens von Grumbkow der direkte Gegenspieler des eleganten Hongkongers sein, für Clemens wird es sicherlich keine leichte Aufgabe, den pfeilschnellen Innendreiviertel in den Griff zu bekommen, zumal die Hintermannschaft der asiatischen Gäste allgemein einen sehr trickreichen und beweglichen Eindruck macht, wohingegen die Deutschen vermutlich auf eine große und durchbruchstarke 3/4-Reihe zurückgreifen werden.
TotalRugby wird von dieser Partie am Samstag ab 14:25 Uhr per LiveTicker (incl. Video-Stream) aus dem Fritz-Grunebaum-Sportpark (Heidelberg) berichten.
Aufsteiger Racing Metro gewinnt gegen Toulon und erobert den 3. Tabellenplatz. Der Sieg wird jedoch von einem Doping-Geständnis getrübt: Der junge Gedrängehalb Mathieu Lorée gab den Konsum von Cannabis zu. Welche Konsequenzen folgen werden ist noch unklar, der Verein gab aber zu verstehen, auf eine lange Sperre verzichten zu wollen. Castres, erstmals mit Phil Christophers in der Startaufstellung, verliert bei Bourgoin. Biarritz beschert Schlusslicht Albi den zweiten Saison- und den ersten Auswärtssieg. Schwergewicht Toulouse verpatzte die Generalprobe vor dem Heineken-Cup Spiel gegen Cardiff Blues und enttäuschte bei der Heimniederlage gegen Brive nicht nur Trainer Urgestein Guy Noves. Die zweite französische Supermacht Stade Francais konnte unterdes einen ungefährdeten Sieg über Bayonne bejubeln. Meister Perpignan zeigte zwar wenig Mitleid mit dem formschwachen Gegner aus Montpellier verpasste aber doch knapp den Bonuspunkt um mit Castres gleichzuziehen. Vorjahresfinalist Clermont gelang es trotz der Rückkehr zahlreicher internationaler Spitzenkräfte nicht aus Montauban mehr als einen defensiven Bonuspunkt zu entführen.
65 000 Zuschauer im ehrwürdigen Twickenham erlebten ein spektakuläres Match zwischen den neuseeländischen All Blacks und der “Weltauswahl der Barbarians. Mann des Abends war sicherlich Südafrikas Außendreiviertel Bryan Habana, der drei Versuche zum 25-18 Sieg der im traditionellen weiß-schwarz gekleideten Barbarians über die Kiwi beisteuerte. Auf Seiten der All Blacks verstand es besonders Innendreiviertel Luke McAllister, sich zahlreichen guten Läufen hatte und guter Verteidigung, in Szene zu setzen.
Es war ein äußerst attraktives Rugbyspiel ohne übermäßiges Kickspiel, was wohl mit dazu beigetragen hat, dass die Zuschauer voll auf ihre Kosten gekommen sind. Man merkte in den ersten 20 Spielminuten den beiden Mannschaften die Uneingespieltheit und die fehlenden Feinabstimmungen an, doch relativierte sich dies als die Spieler begannen für ihre Mannschaften aufopferungsvoll zu kämpfen, was besonders auf Seiten der zusammengewürfelten Barbarians-Truppe, doch sehr bewegend war und eindrucksvoll herausstellte welche Bedeutung eine Nominierung für diese Einladungsmannschaft auch in Profitagen noch innehat.
Bryan Habana wurde zum Man of the Match, dank seiner drei gelegten Versuchen für die “Hausherren” und zeigte dabei weshalb er immernoch den Beinamen “fastest man on the pitch” trägt. Nach dem Spiel wurde der Speedstar daher nicht nur von Barbarians und Italien Coach Nick Mallet freundschaftlich in den Arm genommen.
Mit Jamie Roberts und Jaques Fourie lief das wohl weltweit durchbruchsstärkste Innenpärchen für die “BaBas” auf und beide Spieler konnten einige Male höchst eindrucksvoll die Vorteilslinie brechen. Das war selbst für das sehr gut spielende Gegenerpärchen McAllister und Ellison etwas zu viel, obwohl diese ebenfalls zu beeindrucken wussten und in dieser Form wohl jede andere Innenpaarung, bis auf eben diese, zur Verzweiflung gebracht hätten.
Allgemein kann man resümieren dass der wirklich “bunte” Haufen um Kapitän Victor Matfield den Sieg einfach mehr wollte als die zweite Garde der Neuseeländer und somit konnten die Barbarians zum ersten mal seit dem “besten Spiel aller Zeiten” (1973) wieder gegen die Allblacks gewinnen.
Saracens bleibt auch am 9. Spieltag ungeschlagen, konnte aber beim Unentschieden gegen Worcester das erste mal in dieser Saison nicht gewinnen und das obwohl dem Team aus Worcester seit 240 Minuten (!) kein einziger Versuch mehr gelungen ist. Dafür gab es gleich 7 Versuche (!) in der Partie zwischen Gloucester und Harlequins, welche am Ende dieser packenden Partie knapp die Nase vorn hatten. London Irish, zum ersten Mal in dieser Saison mit Veteran Mike Catt, hatte im Madjeski Stadium wenig Probleme mit Gegner Bath. Tabellenschlusslist Leeds kam auch gegen die Leicester Tiger aus keinen grünen Zweig, Englands Lewis Moody wurde erst für einen Regelverstoß für 10-Minuten vom Platz gestellt, um später den schönsten Versuch der Partie erzielen zu können. Die Northampton Saints präsentierten sich gegen Newcastle in bestechender Form und wurden für ihren Auftritt mit dem Sieg und Tabellenplatz drei belohnt. Die Partie zwischen den London Wasps und Sale wurde wegen Unbespielbarkeit des Platzes verschoben, weshalb es für die Antrittsunwilligen Gastgeber heftige Kritik von allen Seiten regnete. Zumal der Schiedsrichter die Partie gerne angepfiffen hätte, sich das Team aus der Hauptstadt aber weigerte auf dem extrem rutschigen Untergrund anzutreten. “Der Platz war nach unserem Dafürhalten nicht Spieltauglich, speziell für das Gedränge war der Untergrund nicht sicher genug.”, äußerte sich Wasps Boss Tony Hanks zu den Gründen für die Spielabsage.
Versuche Fehlanzeige! Die Partie zwischen Schottland und Argentinien war Inbegriff des Dilemmas in welchem sich das Rugby momentan befindet. Bis auf zahlreiche hohe Kicks gab es von beiden Mannschaften über 80-Minuten recht wenig zu sehen.
Von den Pumas, die erneut ohne ihre beiden zur Zeit verletzten kreativen Köpfe Felipe Contepomi und Juan Martin Hernandez in Murrayfield angetreten waren, hatte man wenig anderes erwartet. Die Anhänger der schottischen Nationalmannschaft allerdings, hatten nach den ersten erhellenden Auftritten ihrer Nationalmannschaft unter dem neuen Trainerteam, sicherlich mit einem aufregenderem Spiel ihres Teams und vor allem mit einem besseren Ergebnis gerechnet.
Am Ende war es Martin Rodriguez der mit einem späten Dropkick den Endstand von 6-9 für die südamerikanischen Gäste herstellte.
Spieltag Nummer 14 war zugleich der erste Spieltag der Rückrunde in der französischen Top 14, völlig überraschend steht Castres Olympique nach der Halbzeit auf Tabellenplatz eins und das mit inzwischen 5 Punkten Vorsprung auf den ärgsten Verfolger Meister Perpignan. Grund genug für Castres Coach Laurent Labit sein Team vor dem Abheben zu warnen, doch der Kantersieg über Biarritz vom vergangenen Woche zeigt – bei aller Tiefstapelei – mit dem Team aus dem Département Tarn ist bei der Vergabe der Play-Off Plätze zu rechnen.
Für Montpellier setzte es unterdes eine empfindliche Heimschlappe, Toulouse zeigte sich erholt von der hohen Niederlage gegen Castres und konnte sich daheim gegen Montauban durchsetzen. Stade Francais, in den nächsten 6 Monaten ohne Dritte Reihe Stürmer Sergio Parisse der sich im Training der italienischen Nationalmannschaft einen Kreuzbandriss zugezogen hat, unterlag daheim gegen Toulon und das trotz zweier Versuche des in seit Wochen in Topform befindlichen englischen 7s-Star Olli Phillips. Bourgoin-Jallieu, der ehemalige Club der beiden Deutschen Robert Mohr und Sascha Fischer, war beim Gastspiel in Clermont chancenlos und auch Tabellenschlusslicht Albi konnte sein Erfolgserlebnis vom vergangenen Wochenende, als Meister Perpignan mit einem Punkt Vorsprung bezwingen konnte, nicht wiederholen und unterlag mit knappen Rückstand bei Aufsteiger Racing Metro.