Oxford-Kapitän John Carter bezahlte für den Varsity-Erfolg mit einem beeindruckenden Blinker
Die 130. Auflage des Varisty Matchs zwischen den Rugby-Universitätsteams der renommierten englischen Hochschulen Oxfords und Cambridges wird vermutlich nicht nur wegen dem gewohnt großartigen sportlichen Niveaus dieser legendären Auseinandersetzung in Erinnerung bleiben. Eine gezielte Gerade von Cambridges Nummer 8 Dave Allen an seinem Gegenüber und Oxford Kapitän John Carter, bescherte dem Getroffenen eines der größten "Veilchen" im Sportjahr 2011.
Um seine Verletzung fachgerecht versorgt zu bekommen, musste Carter zwar die Pressekonferenz im Anschluss an das Traditions-Duell sausen lassen, als er dann wieder sprechen konnte, erwies sich der bärtige Oxford-Skipper dennoch als wenig nachtragend: "Das gehört eben dazu. Es war ein guter Treffer und wenn ich ihn [Dave Allen] heute Abend treffe, dann werde ich ihm sagen, dass die Sache abgehakt ist und ihm ein Bier ausgeben", so Carter.
Lobende Worte gab es übrigens auch für seine siegreichen Teamkollegen, Oxford und Carter gewannen das Match im englischen Nationalstadion Twickenham mit 28-10. "Wir haben die ganze Saison sehr hart an unseren Fähigkeiten gearbeitet. Es ist großartig zu sehen, dass dieser Entwicklungsprozess, der die ganze Saison andauerte, letztendlich Früchte getragen hat", freute sich der "Einäugige".
Dave Attwood (hier für England gegen die Australian Barbarians) nutze seine Rugbystiefel auch gegen La Rochelle nicht nur zum Laufen
Es gab nicht nur Grund zur Freude beim knappen 18-24 Auswärtssieg von La Rochelle beim englischen Spitzenteam Gloucester. Vom Schiedsrichtergespann unentdeckt hatte der englische Nationalspieler Dave Attwood nach gegen den am Boden liegenden Petrisor Toderasc, welcher ihn zuvor blitzsauber getackelt hatte, so übel ausgetreten, dass der kräftige rumänische 1. Reihe Stürmer mit einer heftig blutenden Augenverletzung schon in der 17. Spielminute das Spielfeld verlassen musste.
Der 30-jährige Toderasc wurde mit u.a. mit Verdacht auf mehrfach gebrochene Wangenknochen sofort ins Krankenhaus überstellt, wo die Ärzte momentan nach wie vor alle Anstrengungen unternehmen um sein Augenlicht zu retten.
La Rochelle zögerte nicht lange und reichte unverzüglich Protest bei der Disziplinarkommission des ERC ein. Die Anklage wurde mit Fotos des Vorfalles sowie Fotos der daraus resultierenden Verletzungen, des 47-fachen rumänischen Nationalspielers, versehen.
"Es ist sehr ernst. Die Disziplinarkommission hat die Bilder vorliegen. Petrisor hat sogar einige Zähne verloren", so der erboste La Rochelle Präsident Vincent Merling zu den Vorfällen.
Und was geschieht mit Attwood? Der hochtalentierte 2. Reihe-Stürmer trat nicht zum ersten Mal durch übertriebenen Gebrauch seines Schuhwerks negativ in Erscheinung. Der 23-jährige feierte sein Debüt im Kreis der englischen Nationalmannschaft bei der Sommertour 2010, bei seinem ersten Einsatz im Nationaltrikot, im "Midweek-Game" zwischen England und den sogenannten Australian Barbarians, hatte der Lock seine Schuhe gleich in zwei unabhängigen Fällen - je einmal pro Halbzeit - statt zum Laufen dafür benutzt gegen seine australischen Gegenspieler auszutreten und war dafür im Anschluss an die Partie von Disziplinar-Kommissar Scott Nowland vorgeladen worden. Zu einem Verfahren kam es damals jedoch nicht, da die englische Delegation mit einem Einspruch erfolgreich war, der darauf begründet war, dass Nowland, da selbst Australier, nicht als unabhängige Instanz angesehen werden könne.
Ähnliche juristische Kunstgriffe dürften diesmal jedoch nicht genügen, um Attwood vor einer langen Sperre zu bewahren. In zahlreichen Internet-Foren werden schon laute Forderungen nach ähnlich langen Sperren wie im Fall der beiden französischen Augengrabscher David Attoub (70 Wochen) und Julien Dupuy (24 Wochen) laut - gar von einer lebenslangen Sperre ist die Rede. Attwoods-Verteidiger dürften wohl ins Feld führen, dass das Austreten unabsichtlich geschah und dass der studierte Psychologe im Moment des Tretens nicht sehen konnte, welchen Körperteil des unter ihm liegenden Tacklers er da gerade mit seinen Stollen so heftig malträtierte.
Nachtrag: Inzwischen hat La Rochelle offiziell vermeldet, dass das Augenlicht von Petrisor Toderasc nicht in Gefahr ist und auch die befürchteten Brüche im Gesicht konnten nicht bestätigt werden. Allerdings hat der Rumäne sich bei der Aktion von Attwood heftige Platzwunden zugezogen und wie oben beschrieben einige Zähne verloren.
Wir haben für Euch ein Video der folgenschweren Aktion online gestellt, welche Strafe würde Attwood erwarten, wenn ihr in der Disziplinarkommission vertreten wäret?
Demnächst folgen an dieser Stelle auch noch ausführliche Spiel-Highlights des ereignisreichen Europacup-Spieltags, ein besonderer Fokus liegt natürlich dann auf den Partien unserer beiden Nationalspieler Clemens von Grumbkow (spielte mit I Cavalieri Prato gegen Bayonne) und Robert Mohr (siegte wie oben bereits erwähnt mit La Rochelle bei Gloucester).
Rugby ist ein Sport für harte Kerle. Doch dieser Angriff von Xavier Rush auf Courtney Lawes ging selbst für Hartgesottene zu weit und gab zu Recht die rote Karte.
Es war ein gehässiges Spiel zwischen den Cardiff Blues und den Northampton Saints. Und nach 54. Minuten brannten dem Neuseeländer Xavier Rush in Diensten der Waliser die Sicherungen durch. Er attackierte den Engländer Cortney Lawes auf Kopfhöhe, sprang ihn regelrecht an und warf ihn zu Boden. Für das Vergehen zog der französische Schiedsrichter die rote Karte und stellte den Hitzkopf richtigerweise vom Platz. Cardiff, zu dem Zeitpunkt 16:12 in Führung liegend, verlor die Partie schliesslich mit 19:23.
Die Northampton Saints führen jetzt den Pool 1 des Heineken Cups - des qualitativ höchsten europäischen Wettbewerbs im Rugby - ungeschlagen mit 16 Punkten nach 4 Spielen an. Die Cardiff Blues sind mit sechs Zählern auf dem Konto Vierte und Letzte in dieser Gruppe.
Was haltet ihr vom Tackle von Rush an Lawes? War die Rote Karte berechtigt? Wir werden Euch hier alsbald eine Zusammenfassung der Europacup-Spiele vom letzten Wochenende liefern, schließlich waren auch unsere beiden Deutschen Nationalspieler Clemens von Grumbkow (spielte mit I Cavalieri Prato gegen Bayonne) und Robert Mohr (La Rochelle siegte mit Robert als Kapitän in Gloucester) auf der europäischen Bühne im Einsatz.
Rugby gilt als harter Sport. Umso verpönter sind unfaire Aktionen wie Würgegriffe oder Kicks zwischen die Beine, zu denen nur «Weicheier» greifen. Am berüchtigsten ist allerdings «la fourchette», die «Gabel», bei der ein Spieler dem Gegner die gespreizten Finger in die Augen steckt. So geschehen zuletzt in Nordirland.
Kleine Spieler haben im Rugby den Vorteil, schneller und wendiger zu sein. Nur nützt ihnen das im Gedränge wenig. Julien Dupuy von Stafe Français ist klein und wendig. Um sich auch im Gedränge durchzusetzen, griff er gegen den mächtigen Ulster-Spieler Stephen Ferris allerdings zu unfairen Mitteln. Er griff ihm in die Augen – mehrmals.
Eine bekannte, aber auch eine extrem verpönte Technik. «Fair Play hat den Weg nicht über den Kanal gefunden», pflegt man in englischen Rugbykreisen zu sagen. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass die grobe Unsportlichkeit einen französischen Namen trägt. Dem Weltverband der Rugby Union ist «la fourchette» schon seit längerem ein Dorn im Auge. Um sie endgültig vom Spielfeld zu verbannen, werden drastische Strafen ausgesprochen: Dupuy wurde für seine Aktion für 12 Wochen gesperrt und wird den Franzosen nun im Six Nations Cup fehlen. (Dupuy erhielt 6 Monate Sperre und nicht wie hier berichtet 12 Wochen!)
Genützt hat Dupuy «die Gabel» übrigens nichts. Ulster gewann gegen Stade Français mit 23 zu 13.
Jeff Wilson war einer der besten Außendreiviertel in der Geschichte der All Blacks, in 60 Spielen zwischen 1993 und 2002 erzielte Wilson 234 Punkte. Der 180cm große und 94 Kg schwere Double All Black (Wilson repräsentierte New Zealand nach seiner erfolgreichen Rugbykarriere auch noch im Cricket) wird aber mit Sicherheit niemals vergessen wie er vom deutlich kleineren und viel leichteren australischen Rekordnationalspieler George Gregan kurz vor der Mallinie gestoppt wurde. Gregan der 139 Länderspiele als Gedrängehalb für die Wallabies bestritt, konnte mit seinem Tackle nicht nur den Versuch von Wilson verhindern, sondern den Australiern auch den Sieg und den Bledisloe Cup 1994 (seiner Debütsaison im Kader der Australier) sichern. Das legendäre Tackle gilt inzwischen als einer der besten Momente in der immer jungen Rivalität zwischen den neuseeländischen All Blacks und den australischen Wallabies, daher war es auch Anlass für eine Komikertruppe ein kleinen Clip darüber zu produzieren.
Ein Spruch den jeder Rugger kennt lautet: “Rugby is a game for hooligans, played by gentlemen” – doch dieses Video zeigt, dass auch Gentlemen ab und zu ihre gute Kinderstube vergessen. Auch wenn wir lieber faszinierende Spielzüge, harte Tacklings und tolle Versuche sehen, kommt es bei so einem körperintensiven Sport wie Rugby immer wieder zu schlagkräftigen Auseinandersetzungen.