Ein hohes Risiko gingen die Trainer der Regionalligamannschaft der TSG Heilbronn gegen die zweite Mannschaft des Stuttgarter RC. Zwar müssten eigentlich Gerüchte über Umstrukturierungen bei den Hauptstädtern sogar über den 320m hohen Killesberg gedrungen sein: ehemalige Hochkaräter der ersten Mannschaft wollten sich neben guten Neuzugängen und einigen hochtalentierten Jungspunden in die Regionalliga einbringen, und tatsächlich war Stuttgart gegenüber den letzten Auftritten nicht wieder zu erkennen, während die Heilbronner noch gewaltige Defizite hatten, weil sie bisher nur in der Halle hatten trainieren können.
Die Heilbronner Trainer stellten zudem gegen diese Stuttgarter Phoenix-aus-der-Asche-Truppe ihr Team nach der Trainingsbeteiligung in der Winterpause auf, und prompt kostete die ausgeglichen hin- und her wogende Partie alle Beteiligten eine Menge Nerven. Nur die gute Tagesform des Heilbronner Kickers ließ dies Experiment gerade noch gut gehen.
In der Anfangsphase hatte Heilbronn mehr vom Spiel, meist über die Hintermannschaft, versäunte es aber, die Überlegenheit in Punkte umzusetzen; ein Strafversuch mit Erhöhung durch Carter war die einzige Ausbeute für die Unterländer. Leider wirkte die Mannschaft danach etwas selbstzufrieden und gab dem Stuttgarter Sturm zuviel Raum, der die Blau-Roten prompt in ihrem Viertelfeld einschnürte und dann den Verbinder Alex Bauer einsetzte, der sein Gegenüber austanzte und ins Malfeld einlief. Leider misslang die Erhöhung, was an diesem Tag ein entscheidendes Manko sein sollte. Heilbronn fand dann über einen Straftritt wieder den Anschluss, fing sich dann zwei Versuche, und hätte nicht der Heilbronner Neuzugang aus Südfafrika sich energisch auf die Mallinie vorgetankt, hätte man bei der Halbzeit deutlich zurück gelegen.
Die Trainer der Heilbronner reagierten jetzt und wechselten mit gutem Händchen neues Personal ein: Zell ging auf die Gedrängehalbposition, Kohler wechselte auf Außen und Lägler gab der dritten Reihe Impulse. Da Stuttgart aber massiv verteidigte, tasteten sich die Heilbronner mit Strafkicks des an diesem Tag glänzend aufgelegten Carter heran, führten sogar mit einem Punkt, wurden dann wieder durch einen Stuttgarter Versuch abgehängt, kamen wieder mit Strafkicks heran, und alles sah nach einem hauchdünnen Sieg für die Platzherren aus. Wenige Minuten vor dem Schlusspfiff des energischen Schriris Augspurger gab es aus fast aussichtsloser Position einen Strafkick für Stuttgart, der dem Kicker Bauer zu einem schönen Kreuzkick geriet, der im Heilbronner Malfeld so unberechenbar sprang, dass die trainigsfleißige, aber nicht sehr clevere Verteidigung ihn nicht unter Kontrolle bekam, so dass ein Stuttgarter Handauf machen und seine Jungs eine Minute vor Schluss in Führung bringen konnte.
Heilbronn hatte jetzt noch eine Minute und nur noch eine Kugel, kam noch einmal vor das Malfeld der Stuttgarter, versuchte es ein, zweimal mit der Sturmbrechstange. öffnete dann aber auf den Verbinder, und Carter beendete das Roulette mit einem sauberen Dropkick zum 24 : 22 Endstand, der für die Heilbronner mehr als schmeichelhaft war.
Die 200 Zuschauer, mit ihren Nerven so fertig, dass ihnen nur eine Dosis Rug-Beer helfen konnte, sahen ein hochspannendes Spiel zweier ausgeglichener Teams, die in den nächsten Wochen allerdings noch eine Menge Arbeit an den Grundtugenden des Rugby zu leisten haben.
Quelle: scrum.de |