Wenn der RC Freiburg zum Süd-Derby der Regional-Liga Baden-Württemberg nach Konstanz an den Bodensee reist, dann läuft das Spiel zuallermeist nach dem gleichen Schema: Freiburger Power gegen Konstanzer Spielwitz. Das Spiel am Sonntag sollte keine Ausnahme sein… Freiburgs Marschroute schien klar definiert zu sein: Mit hohem Tempo beginnen, schnell punkten, das Spiel kontrollieren und den Ball nach aller Möglichkeit von den Hintermannschaften fernzuhalten. Die Forwards der Breisgauer legten auch los wie die Feuerwehr und konnte die Gastgeber sofort unter Druck setzen, ohne dabei jedoch entscheidende Durchbrüche vorne oder Überzahlen hinten zu schaffen. Schon nach wenigen Minuten wurden die Gäste belohnt als ihr Scrumhalf einen Penalty sicher verwandelte.
Wie so oft wirkten erst diese ersten Gegenpunkte als Weckruf für die Konstanzer Stürmer. Kurz nach der Freiburger Führung spielte man zwei, drei Sturmphasen schnell hintereinander, Freiburg verteidigte aus einer Abseitsposition und Konstanz’ Scrumhalf Nigel McCracken ließ es sich nicht entgehen, den resultierenden Penalty 25m zentral vor den Stangen zum 3:3 Ausgleich zu verwandeln. In einem in diesem ersten Viertel der Partie ausgeglichenen Spiel gelang es den Freiburger Forwards mit großartiger Arbeitseinstellung die Konstanzer nur wenig zur Entfaltung kommen zu lassen. Hinzu kam, dass die Not-Erste-Reihe der Gäste der Nachwuchs-Erste-Reihe der Gastgeber im Scrum in dieser Phase zumeist überlegen war und auch das Freiburger Line-out dank eines Hookers, der an der Gasse einen absoluten Glanztag erwischte, bestens funktionierte. Doch Mitte der ersten Hälfte war es dann Konstanz, die zum ersten Versuch kamen: Der heimische Sturm arbeitete sich links in der Freiburger ‘22’ voran, die Verteidiger mussten zuviele Spieler in die entstehenden Kontakt-Situationen stecken und nach einem schnellen Seitenwechsel durch die Hände der gesamten Hintermannschaft konnte Schuler an der rechten Aussenlinie zu einem leichten ersten Versuch einlaufen. McCracken schickte auch die Erhöhung von ganz aussen sicher durch die Pfosten.
Im Anschluß daran gelang es dem Konstanzer Sturm dann, im offenen Spiel und an der Gasse langsam aber sicher Parität herzustellen, da es den Forwards der Gäste absehbarer Weise nicht lange gelang, das hohe Tempo und den enormen Druck der Anfangsphase aufrechtzuerhalten. Als Resultat sahen sich die Gäste gezwungen, den Ball nun häufiger über die Hintermannschaft zu spielen, wo man jedoch im Vergleich zu seinem Sturm einen deutlichen Leistungsabfall zu verzeichnen hatte. In dem nun offeneren Spiel war die doch deutlich überlegene Konstanzer Hintermannschaft im Zeitraum um die Halbzeitpause ein ums andere mal schneller als ihre Freiburger Gegenüber, die ihrerseits die stabil stehende Konstanzer Defensive vor keine großen Probleme stellen konnte. Allein Freiburgs neuer englischsprachiger Fullback (oder Centre? Er tauchte immer wieder überall auf) zeigte einige tolle Läufe, erhielt jedoch kaum Unterstützung vom Rest der Hintermannschaft und sah sich daher sträflich alleingelassen meist mit gleich mehreren Verteidigern konfrontiert, so dass auch dieser eine starke Spieler wenig ausrichten konnte. Der Freiburger Sturm hatte seine Körner in seiner kraftvollen Anfangsoffensive zu früh verschossen und traf nun auf einen ebenbürtigen Gegner, der, nachdem sich der junge Georg Langenstein in seinem zweiten Spiel am Scrum nach Anfangsproblemen gefangen hatte, auch hier sogar leicht die Oberhand gewinnen konnte. So konnten der erstmals auf Fly-half aufgelaufenen Kevin Duffy sowie der altbewährte Punktelieferant Abie van Wyk beide sowohl vor als auch nach der Pause zu jeweils zwei weiteren Versuchen einlaufen. Auch die junge, offensivstarke No.8 Philipp Langehein konnte sich direkt nach der Pause in die Scorerliste eintragen, als er nach einem schnell ausgeführten Penalty wenige Meter vor der Freiburger Linie von zwei Verteidigern nicht ernsthaft angegangen wurde und ohne Probleme ablegen konnte. Nachdem Freiburg in der ersten Häflte noch zu einem weiteren Penalty gekommen war, stand es nun 39:06.
Mitte der zweiten Halbzeit wechselten die Gastgeber dann noch kräftig durch, was zwar den Spielfluß etwas verebben lies, jedoch nichts daran änderte, dass es beim 39:06 Endstand bleiben sollte. Am Ende bleibt festzuhalten, dass es ein Spiel war wie immer in den letzten Jahren, wenn Freiburg am Bodensee zu Gast war: Solange es der Freiburger Sturm schaffte, dass die Konstanzer Backs nur recht wenig Ball sahen, blieb das Spiel eng. Für Konstanz hingegen war es ausreichend, wenn ihre Stürmer gegen müde werdende Freiburger Parität herstellen konnten, denn ihrer dann groß aufspielenden Hintermannschaft hatte das Pendant der Gäste nur wenig entgegenzusetzen. Der Konstanzer Sieg mag mit 33 Punkten Differenz und 6:0 Versuchen vielleicht doch etwas zu hoch ausgefallen sein, da er nicht das sehr starke Anfangsviertel der Gäste wiederspiegelt. Anbetrachts der dominanten Phase um die Pause herum mit fünf Versuchen sowie der Tatsache, dass eine druckvolle Abwehrarbeit den Gästen über 80 Minuten keine einzige vielversprechende Try-Chance zugestand, waren Sieg wie Bonuspunkt aber fraglos hoch verdient.
Dank an den Schiedsrichter vom Schweizer Verband, der mit einer kleinlichen Regelausregelung zwar dem Spiel etwas den Fluß genommen haben mag, jedoch mit harter Linie von Anfang an diejenige Disziplin erzwang, die letztendlich allen Beteiligten ein sauberes, faires und schönes Spiel bei besten äußeren Bedingungen ermöglichte.
Für Konstanz spielten:
1 Langenstein, 2 Brost, 3 Thomaschewski;
4 Braun, 5 Weiershäuser;
6 Cooke (VC), 7 Buchanan; 8 Langehein,;
9 McCracken ©;
10 Duffy, K.;
11 Schuler
12 Gieseler
13 van Wyk
14 Galley, S.
15 Galley, M. |