Im vorletzten Spiel der Saison 2010-2012 im European Nations Cup (Division 1b) hat die deutsche 15er-Rugbynationalmannschaft der Männer auch das Rückspiel gegen Belgien knapp verloren. Im hessischen Heusenstamm unterlag das Team der Nationaltrainer Torsten Schippe und Kobus Potgieter mit 29:30 (22:9). Die Belgier haben damit vorzeitig den Aufstieg in die Division 1a perfekt gemacht. Das deutsche Team nahm für das Gesamtklassement immerhin zwei Bonuspunkte – einen für vier Versuche und einen für die knappe Niederlage – mit.
„Wir haben ein sehr gutes Spiel gezeigt, vor allem die erste Halbzeit war überragend. Wir waren heute auf keinen Fall schlechter als Belgien“, konstatierte Trainer Torsten Schippe, der sich jedoch über einige der Schiedsrichterentscheidungen ärgerte. „Da waren schon ein paar fragwürdige Pfiffe dabei. Aber abgesehen davon hat man gesehen, dass sich die Mannschaft im Vergleich zu den ersten Spielen in dieser Saison deutlich gefestigt hat. Wir haben gut gearbeitet in der wenigen Zeit, die wir ja nur zur Verfügung hatten.“
Kapitän Alexander Widiker: „Natürlich sind wir enttäuscht, dass wir das am Ende so knapp verloren haben. Aber wir haben gesehen, dass wir gegen Mannschaften dieser Qualität absolut mithalten können. Das nehmen wir auch für das nächste Spiel am kommenden Samstag gegen Moldawien mit.“
Die gut 1500 Zuschauer im Stadion am Martinsee in Heusenstamm sahen in der Anfangsphase ein Spiel mit einigen Handlingfehlern und vielen Kicks auf beiden Seiten. Zunächst war es Alan Williams im belgischen Trikot, der das auch in Punkte ummünzen konnte. Nach einem Fehler im Gedränge, wo sich die Deutschen auch in der Folge immer wieder Strafen einhandeln sollten, verwandelte er nach fünf Minuten den ersten Straftritt, nach einer guten Viertelstunde legte er einen weiteren zum 6:0 für die Gäste nach. Bis dahin lief alles nach Plan für den Favoriten. Doch spätestens mit dem Straftritt zum 3:6 durch Kieran Manawatu aus 30 Metern (19.) war klar, dass das deutsche Team heute ein Gegner auf Augenhöhe sein würde. Schon zuvor hatte man einige viel versprechende Angriffe gelaufen und dominierte vor allem die Gassen, doch noch hatte man die Lücke in der belgischen Defensive nicht gefunden. Das gelang erstmals nach 30 Minuten. Die DRV- Mannen hatten zuvor einen Straftritt zur Gasse getreten, wollten auf Versuch spielen. Zwar verlor man im nächsten Gedränge den Ball wieder, doch im folgenden Angriff legte Sean Armstrong nach schöner Vorleistung von Tim Kasten im belgischen Malfeld ab. Manawatu erhöhte sicher und Deutschland ging erstmals in Führung.
Keine drei Minuten später jubelten die deutschen Fans schon wieder. Marten Strauch nahm einen belgischen Befreiungskick auf und startete einen unwiderstehlichen Sololauf bis ins Malfeld. Die Erhöhung bei starkem Wind geriet diesmal etwas zu kurz. Die deutsche XV war in dieser Phase klar die bestimmende Mannschaft, auch wenn Williams mit seinem dritten sicher verwandelten Straftritt verkürzte (37.). Kurz vor der Pause: Deutschland weiter im Vorwärtsgang. Zunächst wurde der Angriff kurz vor dem Malfeld noch gestoppt, doch dann brachte Kieran Manawatu ihn über die Linie und erhöhte gleich selbst zum 22:9- Halbzeitstand.
Nach dem Seitenwechsel gingen die Gastgeber gleich wieder mit Druck nach vorn, doch der aussichtsreiche Pass von Alexander Hauck auf Sean Armstrong wurde als Vorwurf gewertet. In der Folge ließ sich das deutsche Team von einigen fragwürdigen Entscheidungen des italienischen Schiedsrichtergespanns aus dem Konzept bringen und leistete sich einmal mehr ein paar Undiszipliniertheiten. In der 45. Minute musste Erste-Reihe-Stürmer Benjamin Strappazon mit Gelb für zehn Minuten vom Platz. Dann entschieden die Unparteiischen in der 48. Minute nach einem wiederholten Regelverstoß im Gedränge auf Strafversuch, den Alan Williams gewohnt sicher erhöhte. Auch in Unterzahl hielt das DRV-Team aber gut dagegen. Nach einem Pass von Manawatu auf Kasten wurde der Heidelberger erst kurz vor der Mallinie gestoppt. Belgien übernahm nun allerdings langsam die Initiative und erhöhte den Druck, hatte man doch den Aufstieg vor Augen. In der 62. Minute spielten die Gäste ihre Überlegenheit im Gedränge aus und trugen den Ball im Paket ins deutsche Malfeld. Pierre Hendrickx war es letztlich, der ihn dort ablegte, Williams derjenige, der erneut erhöhte. Damit hatten die Belgier die Führung zurück erobert (23:22), die sie nun clever verteidigten.
In einer sehr hektischen Schlussphase wurde Deutschland noch zwei Mal bestraft. Erst sah Alexander Hauck in der 77. Minute die zweite Gelbe Karte des Spiels, dann verhängte Schiedsrichter Matteo Liperini nach einer erneuten Regelwidrigkeit im Gedränge den zweiten Strafversuch gegen das deutsche Team. Williams traf den Erhöhungskick und schraubte den Vorsprung auf 30:22. Da nutzte es auch nichts mehr, dass Tim Kasten in der Nachspielzeit den vierten Versuch für sein Team legte und damit sowohl den offensiven Bonuspunkt als auch den defensiven für die knappe Niederlage sicherte. Manawatu holte per Erhöhung noch die Punkte 28 und 29, doch dann bejubelten die Belgier den knappen Sieg und den damit besiegelten Aufstieg.