Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft ist mit einer Niederlage in die EM-Qualifikation gestartet. Das Team von Trainer Rudolf Finsterer musste sich zum Auftakt in Chisinau der Auswahl Moldawiens etwas überraschend mit 24:26 (16:18) geschlagen geben.
„Das war eine sehr spannende Partie auf hohem Niveau“, sagte DRV-Vizepräsident Hans-Joachim Wallenwein. “Unsere Mannschaft hat trotz der Niederlage keineswegs enttäuscht und einen einwandfreien Kampfgeist gezeigt. Moldawien war mit seinem kompakten Sturm allerdings nur schwer zu bremsen und hatte bei den Gassen klare Vorteile. Hier hat sich das Fehlen von Robert Mohr und Sascha Fischer deutlich ausgewirkt.”
Bei Schneeregen und Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt erwischten die Gastgeber vor lediglich 500 Zuschauern den besseren Start und gingen bereits nach drei Minuten durch einen Versuch mit 5:0 in Führung. Wenig später wurde der deutsche Erste-Reihe-Stürmer Pierre Faber wegen Foulspiels für zehn Minuten des Feldes verwiesen. Den fälligen Straftritt verwandelte Moldawien und baute die Führung in Ãœberzahl durch einen weiteren Versuch auf 13:0 aus (21.). Doch die Antwort der deutschen Mannschaft ließ nicht lange auf sich warten: Schlussspieler Matthieu Franke (RC Orleans) verkürzte innerhalb von fünf Minuten durch zwei verwandelte Straftritte auf 6:13 (28.) und brachte die Auswahl des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) damit zurück ins Spiel. Auch der dritte Versuch der Gastgeber schockte die Finsterer-Fünfzehn nicht. Im Gegenteil: Durch einen Straftritt von Franke und einen Versuch von Mustafa Güngör (RG Heidelberg), den Franke erhöhte, wurde der Rückstand bis zur Pause auf 16:18 verkürzt. “Franke kickt heute sehr gut. Das wird trotzdem sehr schwer. Moldawien ist im Sturm extrem stark und gut bei den Gassen”, so das Halbzeitfazit von Hans-Joachim Wallenwein.
Nach der Pause (die Sonne schien inzwischen und hatte die Temperaturen etwas erhöht, Schneeregen und Wind sorgten dennoch weiterhin für schwierige äußere Bedingungen) setzte der moldawische Sturm Deutschland weiter mächtig unter Druck. Die DRV-Auswahl verteidigte jetzt jedoch besser und ging in der 63. Minute erstmals in Führung, als Franke in der eigenen Hälfte in Ballbesitz kam und diesen nach einem sehenswerten Solo über den ganzen Platz im gegnerischen Malfeld ablegte. 21:18 für Deutschland. Doch die Freude darüber währte nicht lange: Erneut war der moldawische Sturm nicht zu stoppen und drang ins Malfeld des DRV-Teams ein – 23:21 (68.). In der Schlussphase brachte Franke die deutsche Mannschaft erneut in Führung (24:23), das “happy end” blieb jedoch aus, da die Gastgeber in der letzten Minute der regulären Spielzeit ebenfalls noch einmal per Straftritt trafen und sich den Sieg in der “overtime” nicht mehr nehmen ließen. Trotz der Niederlage und der Vorteile der Moldawier im Sturm: Das Team von der Moldau ist ein starker aber kein übermächtiger Gegner. “Das Spiel hätte genauso gut anders herum ausgehen können. Diese Niederlage ist im Rückspiel durchaus aufzuholen”, gab sich Wallenwein bereits kurz nach dem Schlusspfiff schon wieder kämpferisch.
Noch eine Personalie: Sein Debüt in der Herren-Nationalmannschaft des DRV feierte in Chisinau Kehoma Brenner. Der Stürmer vom Heidelberger RK wurde in der 65. Minute für Gerrit van Look (Berliner RC) eingewechselt und zeigte eine ordentliche Leistung. Topscorer der deutschen Mannschaft war Matthieu Franke mit 19 Punkten, die weiteren fünf Zähler gingen auf das Konto von Mustafa Güngör. Beide (Franke und Güngör) waren neben Steffen Thier (RG Heidelberg) die auffälligsten deutschen Spieler.
Deutschland (15 bis 1): Matthieu Franke (RC Orléans), Christopher Weselek (RG Heidelberg), Clemens von Grumbkow (RC Orléans), Colin Grzanna (Berliner RC), Sebastien Chaule (TSV Handschuhsheim), Lars Eckert (SC Neuenheim/41. Kieron Davies, Bedford RFC), Mustafa Güngör (RG Heidelberg), Steffen Thier (RG Heidelberg), Gerrit van Look (Berliner RC/65. Kehoma Brenner, Heidelberger RK), Tim Kasten (RG Heidelberg), Jens Schmidt (Kapitän/TSV Handschuhsheim), Christian Hug (SC Neuenheim/48. Manuel Wilhelm, RG Heidelberg), Pierre Faber (RC Strasbourg/70. Klaus Mainzer, SC Neuenheim), Tim Coly (RC Strasbourg), Alexander Widiker (RC Orléans)
Punkte: 5:0 Versuch (3.), 8:0 Straftritt (11.), 13:0 Versuch (21.), 13:3 Straftritt Franke (23.), 13:6 Straftritt Franke (28.), 18:6 Versuch (30.), 18:9 Straftritt Franke (40.), 18:16 Versuch Güngör, Erhöhung Franke (40.+3), 18:21 Versuch Franke (63.), 23:21 Versuch (68.), 23:24 Straftritt Franke (78.), 26:24 Straftritt (80.) – Zehn-Minuten-Strafe: Faber (11., Deutschland, Foulspiel) – Schiedsrichter: Dal Maso (Frankreich) – Zuschauer: 500 (cd)
11.11.2006 Christian Düncher |