DRV-Pokalendspiel: SC Frankfurt 1880 – TSV Handschuhsheim 56:24 (17:17).
Auf einem Plakat hatten die Spieler des Titelverteidigers aus dem Heidelberger Stadtteil einen großen Kampf angekündigt. Doch den Worten folgten nur in der ersten Hälfte Taten. Bis zur Pause konnten die Handschuhsheimer „Löwen“ die Partie zumindest punktemäßig ausgeglichen gestalten, doch nach dem Seitenwechsel zog der Favorit aus der Bankenmetropole unaufhaltsam davon und hatte die Begegnung frühzeitig entschieden. Bei besserer Chancenverwertung hätten die Achtziger das Spiel sogar noch deutlicher gewinnen können, der erhöhte Versuch des TSV in der Schlussminute war nur noch Ergebniskosmetik.
Nach dem Spiel war nicht nur Dieter Wüst, der Sportliche Leiter des SC Frankfurt 1880, „überrascht, dass die Handschuhsheimer nach der Pause so eingebrochen sind“. Auch DRV-Präsident Claus-Peter Bach wunderte sich ob des am Ende derart deutlichen Ergebnisses: „Letzte Woche haben sich im Endspiel um die deutsche Meisterschaft mit Frankfurt und dem Heidelberger RK zwei Mannschaften gegenüber gestanden, die völlig gleichwertig waren. Heute hat man hingegen in der zweiten Halbzeit, in der ja zumeist die Spiele entschieden werden, doch sehr gravierende Unterschiede in allen Belangen gesehen“, sagte Bach. „Frankfurt hatte auch die erheblich größere Willensstärke. Der TSV-Spieler sind ja normalerweise bekannt dafür, dass sie nie aufgeben. Diesmal habe sie in der zweiten Halbzeit aber relativ schnell die Köpfe hängen lassen.“ Allerdings gab Bach auch zu bedenken, dass die „Löwen“ durch das Verpassen der Play-offs im Gegensatz zu den Achtzigern in den vergangenen zwei Wochen keine Pflichtspiele mehr hatten. „Wenn der TSV zuletzt mehr Spielpraxis gehabt hätte, wäre vermutlich etwas mehr drin gewesen.“ So setzte es stattdessen eine Niederlage, die in dieser Deutlichkeit nicht zu erwarten war.
„Es ist schade“, sagte TSV-Stürmer Jens Schmidt. „Wir hatten aber schon in der ersten Hälfte hinten gewaltige Probleme. Da gab es Frankfurter Angriffe, bei denen von uns weit und breit niemand in der Nähe war. Das darf eigentlich nicht sein. Frankfurt hat letztlich aber total verdient gewonnen.“ Nationaltrainer Rudolf Finsterer sah das ähnlich: „Der SC 80 hat gut gespielt, Handschuhsheim in der Verteidigung aber auch nicht so gespielt wie man das gedacht hatte.“ Somit sei es auch zu dem überraschend klaren Ergebnis gekommen. „Das Endspiel um die deutsche Meisterschaft war letzte Woche stark von der Taktik geprägt. Mit dem Titel im Rücken haben die Frankfurter leichter gespielt. Die erste Halbzeit war aus Sicht des TSV Handschuhsheim noch ganz okay. Nach der Pause hat man dann aber bei den Einwechslungen der Frankfurter gemerkt, was eine gute Ersatzbank alles ausmachen kann.“
Alexander Pipa, der mit zwei Versuchen zehn der insgesamt 24 Punkte des TSV Handschuhsheim erzielte, sah sein Team „in der ersten Hälfte mit Frankfurt auf Augenhöhe“, wenngleich die Gastgeber bereits vor der Pause die größeren Spielanteile hatten. „Es gab ein paar Frankfurter Angriffe, bei denen wir früher am Mann hätten sein müssen. Gegen so eine starke Mannschaft kann das aber immer mal vorkommen. Im Endeffekt haben wir in der ersten Hälfte genau das gespielt, was wir können und was wir uns auch vorgenommen hatten“, sagte Pipa. „In der zweiten Hälfte hat Frankfurts Trainer Lofty Stevenson dann die entscheidende Umstellung vorgenommen und seinen Spielern gesagt, dass sie die Bälle nicht mehr auf die Seite kicken sollen, auf der ich lauere. Wir haben darauf leider zu spät reagiert.“ Für Stevenson war hingegen etwas anderes für die starke zweite Hälfte ausschlaggebend: „Wir haben vor der Pause nicht als Mannschaft agiert, sondern hatten zu viele Einzelaktionen. Das haben wir in der Halbzeit angesprochen und dann auch geändert.“ Mit Erfolg: Die Achtziger fuhren letztlich einen ungefährdeten Sieg ein und holten somit erstmals in ihrer Vereinsgeschichte das Double und feierte damit zum zweiten Mal innerhalb von sieben Tagen einen Titelgewinn. „Das ist phantastisch. Wir freuen uns sehr und sind darauf natürlich auch sehr stolz“, sagte Thomas Torchalla, der Leiter der Rugby-Abteilung des SC Frankfurt 1880.
Die Handschuhsheimer „Löwen“ werden derweil kommende Saison einen erneuten Anlauf nehmen, müssen aber erstmal ihre Wunden lecken. „Dass unserer Mannschaft die Zukunft gehört, habe ich schon vor zehn Jahren gehört“, sagte Alexander Pipa. „Man muss die Möglichkeiten nutzen, wenn sie sich einem bieten. Wir waren im Pokalfinale, haben es aber nicht geschafft, und sind in der Liga nicht unter die ersten Vier gekommen. Nächste Saison wird es sicher nicht leichter, denn die Liga ist inzwischen sehr ausgeglichen.“
Punkte: 0:5 Versuch A. Pipa, 0:7 Erhöhung Wiedemann (1.), 5:7 Versuch Navalu (5.), 5:10 Straftritt Wiedemann (8.), 10:10 Versuch Campell, 12:10 Erhöhung Manuvatu (10.), 17:10 Versuch Langhoven (15.), 17:15 Versuch Pipa, 17:17 Erhöhung Wiedemann (28.), 22:17 Versuch Navalu (41.), 27:17 Versuch Langhoven (50.), 32:17 Versuch Brierley (53.), 37:17 Versuch Houston, 39:17 Erhöhung Kupa (56.), 44:17 Versuch Kupa (70.), 49:17 Versuch Navalu (73.), 54:17 Versuch Read, 56:17 Erhöhung Kupa (78.), 56:22 Versuch Horvath, 56:24 Erhöhung Wiedemann (80.) – SR: Frank Himmer (Hannover) |