Totgesagte leben länger – Der Hamburger Rugby-Club erzwingt im Heimspiel gegen den USV Potsdam einen hart umkämpften 26:20 (19:15) Sieg und schöpft wieder Hoffnung im Abstiegskampf. Aufgrund vier gelegter Versuche erhalten die Rot-Schwarzen sogar den Offensiv-Bonuspunkt und erhalten demnach 5 Punkte aus diesem Überraschungserfolg.
Knapp zwei Wochen hatten die Hamburger Rugger Zeit, um die bittere Niederlage aus dem Abstiegsgipfel gegen den DRC zu verdauen.
Insbesondere der Umstand, dass in diesem Jahr nahezu jedes Spiel in den Schlussminuten verschenkt wurde, machte dem jungen Team von Coach Jan Höhler mental zu schaffen.
Motivations-Probleme sah man den HRC'lern aber zu Beginn der Partie nicht an. Schon kurz nach Ankick in der Hamburger Rugbyarena Saarlandstraße zeigten die Rot-Schwarzen eine beeindruckende Offensive. Die Potsdamer wurden sofort unter Druck gesetzt. Schon nach knapp drei Minuten Spielzeit gelang HRC-Prop Noel Bandholz nach einem Paket der Führungsversuch.
Hendrik Kannenberg verwandelte sicher zum 7:0.
Die Potsdamer schienen verdutzt, die Hamburger drängten weiter und kamen wieder nahe an das Gästemalfeld. Doch überhastete Aktionen im Sturm verhinderten zunächst weitere Punkte.
Knapp zehn Minuten später gelang dafür Schlussspieler Matthias Abel ein sensationeller Sololauf über den halben Platz zum viel umjubelten zweiten Versuch der Hausherren. Nach der geglückten Erhöhung (H. Kannenberg) stand es jetzt 14:0 für die Heimmannschaft.
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Jetzt kamen aber die Potsdamer ins Spiel. Die Adler waren zwar nur mit 14 Mann zum Spiel angereist, machten dies aber durch eine leidenschaftliche Leistung wieder wett. Mehrfach kamen die Gäste mit ihren physisch starken Läufern dem Hamburger Malfeld gefährlich nahe. Zunächst verkürzten diese aber nur per Straftritt zum 14:3 (15. Minute).
Die Hamburger Defensive fand aber kaum ein Mittel und stoppte die Potsdamer meist erst mit enormen Kraftaufwand und großem Raumverlust.
Aber auch die HRC-Offensive blieb gefährlich. Besonders die Lufthoheit im Gassenspiel, sowie die gut ausgespielten Pakete der rot-schwarzen Stürmer überzeugten.
Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Beide Teams kamen mehrfach zu guten Einlaufmöglichkeiten. Während Außendreiviertel Reiko Thiel noch knapp im Malfeld gestoppt wurde und den Ball nicht sicher ablegen konnte, kamen die Potsdamer zum Anschlussversuch (22.. Minute, 14:8).
Wenig später wuchtete sich der Hamburger Flanker Maxim Dervillez auf der anderen Seite in das Malfeld. Hendrik Kannenberg scheiterte diesmal mit der Erhöhung (19:8, 28. Minute).
Den Schlusspunkt im ersten Durchgang setzten die Potsdamer wieder per Versuch durch ihre starke Dreiviertel-Reihe, so dass es nach geglückter Erhöhung 19:15 stand (37. Minute).
Wenig später schickte der insgesamt sehr souverän leitende Schiedsrichter Kilian O'Brian die Teams in die Halbzeitpause.
Im zweiten Durchgang sollte es nicht mehr ganz so erfrischend zu Werke gehen. Die Hamburger hatten sich in der Pause zwar noch einmal auf den Sieg eingeschworen. Dennoch wirkten die Rot-Schwarzen mit Ankick seltsam gelähmt. Folglich nahmen die Potsdamer das Heft in die Hand und gewannen spielerische Überlegenheit. Nur mit Mühe konnten die Hamburger die Gäste-Offensive stoppen. Auf der anderer Seite boten sich für die Hausherren zwar nach Konterangriffen weitere gute Einlaufchancen. Hier ließen die HRC-Rugger aber wieder einmal den Killerinstinkt vermissen. Mehrfach wurden Überzahlsituationen nicht ausgespielt, so dass es bei der knappen Führung blieb.
Als die Potsdamer dann in der 52. Minute zum Versuch kamen, fürchteten die Hamburger Zuschauer wieder schlimmes. Die Erhöhung misslang zwar, die Gäste gingen dennoch mit 20:19 in Front.
Und zum Schrecken vom Hamburg-Coach Jan Höhler schien seine Mannschaft jetzt moralisch getroffen. In der Folge warf diese zwar alles nach vorne. Viele Situationen wurden aber zu hektisch abgeschlossen. Zudem schlichen sich einige unnötige Handlingfehler ein. Hinzu kamen die immer wieder brandgefährlichen Läufe der starken Potsdamer.
Als Hendrik Kannenberg dann auch noch einen Straftritt aus günstiger Position zur möglichen Führung vergab, schien der für diese Saison so typische HRC-Fluch wieder einzutreten.
Doch diesmal sollte es anders kommen. Nach einem starken Durchbruch von Andre Dorcelien gelang Verbinder Stuart Campbell der Versuch unter den Stangen (70. Minute). Und auch die Erhöhung von Hendrik Kannenberg traf zum 26:20.
Die restlichen zehn Minuten waren nichts für schwache Nerven. Die Gäste drückten jetzt ununterbrochen aufs Hamburger Malfeld. Mehrfach gelang es den aufopferungsvoll kämpfenden Hausherren erst kurz vor diesem, den Gegner zu stoppen.
Als der Schlusspfiff ertönte, lagen sich die Hamburger Spieler erleichtert in den Armen.
„Als ich fünf Minuten vor Schluss auf die Uhr schaute, habe ich schon gedacht, jetzt ist es Zeit zu verlieren. Umso erfreuter bin ich darüber, dass wir diesmal den Vorsprung über die Zeit gerettet haben“ so der Hamburger Trainer Jan Höhler nach Spielende.
Ein besonderes Lob geht an eine starke und faire Potsdamer Mannschaft, denen man die nominelle Unterzahl zu keinem Zeitpunkt des Spiels anmerkte.
Der HRC liegt mit jetzt 12 Punkten zwar weiterhin auf dem vorletzten Tabellenrang, hat aber den Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen entscheidend verkürzt. Durch das noch ausstehende direkte Duell gegen die SG Odin/Döhren an Ostersamstag haben die Hamburger noch alles in eigener Hand.
Zunächst geht es aber am kommenden Samstag (16.04.2011) zu Germania List nach Hannover. |