| aus Sicht der Rugbyunion
Für die Gäste aus Hohen Neuendorf war ein Sieg mit fünf Punkten das Ziel ihrer Reise zum DRC Hannover.
Leider standen aus verschiedensten Gründen dieses Wochenende nur 16 spielfähige Spieler zur Verfügung. Die Spieler kompensierten die fehlende Tiefe auf der Bank jedoch durch kämpferischen Einsatz und kontrollierten fast das gesamte Spiel. Trainer Ralf Liebig, der sich selbst das Trikot überstreifte, gewann der angespannten Personallage sogar positives ab: \“Wenigstens kann ich heute allen Spielern einen Einsatz garantieren\”
Während es für den Verein aus Hohen Neuendorf zuletzt sportlich und organisatorisch nur aufwärts ging
schlugen die Hausherren aus Hannover den umgekehrten Weg ein. Der ehemalige Erstligist, in den Jahren 1998 bis 2005 sogar sechsmal Deutscher Meister, verlor mit den Hauptsponsoren auch viele Leistungsträger und ist heute leider nur noch ein Schatten einstiger Größe. Für die Niedersachsen geht es in der ersten Saison nach dem Abstieg aus dem Oberhaus gleich weiter im Abstiegskampf und die dünne Personaldecke verstärkt die Probleme an der Beeke nur. Gleichzeitig ist der DRC nie zu unterschätzen, die Erfahrungen aus der 1.Bundesliga und der sturmorientierte Platz haben schon so manche Topmannschaft verzweifeln lassen.
Als der in der gesamten Partie gut pfeifende Schiedsrichter Hartwig das Spiel pünktlich um 14:30 anpfiff, wussten beide Mannschaften nicht so recht, was sie zu erwarten hatten. Einmal mehr zeigte sich, dass die besondere Situation der DRC-Spielstätte in der Lage ist, die Naturgesetze außer Kraft zu setzen. Durch ein einzigartiges Phänomen kommt das Wasser auf dem Platz bei Regen gleichzeitig von oben und unten.
Beide Mannschaften waren darauf jedoch eingestellt. Während der DRC versuchte, den schweren Sturm ins Spiel zu bringen, wollten die Hohen Neuendorfer die Hintermannschaft mit Bällen füttern und im Kontakt durch die laufstärkeren Stürmer schneller zu unterstützen. Die ersten zehn Minuten vergingen im gegenseitigen Abtasten, bevor die Gäste langsam das Ruder übernahmen. Darren Kapene brachte in der 17. Minute mit einem Straftritt die ersten 3 Punkte auf die Anzeigetafel. Sechs Minuten später war es dann Trainer Ralf Liebig, der am Ende einer langen Ballstafette links außen in das Malfeld der Heimmannschaft abtauchte. Die Erhöhung und ein weiterer Straftritt durch Kapene in der 28. Minute sorgten für den Halbzeitstand von 0:13. Der DRC war jedoch keinesfalls unterlegen, neben teilweise überharten Aktionen im Kontakt gelang es den Hausherren ein ums andere Mal, auch mit der Hintermannschaft gefährlich anzugreifen, besonders einige hohe Bälle setzten die Verteidigung der Rugbyunion unter Druck. Trotz der spielerischen Überlegenheit konnte sich die Union in der ersten Hälfte nicht spielentscheidend absetzen. Auch der Bonuspunkt für vier erzielte Versuche lag noch in weiter Ferne.
Dies änderte sich jedoch in der zweiten Hälfte. Im Gegensatz zum Spiel gegen den Hamburger RC waren die Versuche in dieser Partie Mannschaftsleistungen, immer wieder bot sich durchbrechenden Spielern Unterstützung an, Straftritte wurden schnell gespielt und die gesamte Mannschaft wagte es, mit den Händen zu spielen. Hier machte sich sicher auch bemerkbar, dass der Schwerpunkt im Training in den letzten Wochen auf dem Handling lag. Versuche durch Steven Loock(44.), Steffen Schwarz(50.), Steffen Elke(59.), Marcel Begoihn(71.) und Thoralf Zab(80.) waren der Lohn für die Leistungssteigerung. Trotz oder gerade wegen der geringen Spielerzahl zeigte die Mannschaft eine starke und homogene Leistung, bei der kein Spieler herausstach. Ein Straftritt der Hannoveraner gegen Ende der zweiten Halbzeit war alles, was die Hausherren auf die Anzeigetafel bringen konnten, trotz wiederholter Angriffe und guter Chancen vor dem Malfeld der RU.
Mit dem Sieg halten die Hohen Neuendorfer Anschluss zum oberen Tabellendrittel und beenden sportlich die Hinrunde der 2. Bundesliga. Ohne Pause geht es am nächsten Wochenende weiter, wenn die Mannschaft auswärts gegen Kiel antritt.
Paul Günther |
