Aus Sicht der Rugbyunion
In einem spannenden Spiel schlug die Rugbyunion Hohen Neuendorf die Reserve des Berliner Rugbyclubs mit 26:15 und entführte 5 Punkte aus der Hauptstadt. Vor knapp 100 Zuschauern und bei sonnigem Wetter boten beide Mannschaften in der Berliner Jungfernheide einen packenden Schlagabtausch. Die Berliner Stadtverwaltung hatte den Planungen des BRC vorher einen Strich durch die Rechnung gemacht und die Spiele der zweiten Mannschaft und der Nachwuchsmannschaften kurzfristig verlegt, anstatt sie wie geplant am Olympiastadion stattfinden zu lassen. Schade für den BRC, der sicher viel in die Organisation dieses Rugbyfestes investiert hatte.
Dennoch boten die Gastgeber gegen die Hohen Neuendorfer eine bärenstarke Mannschaft auf. Besonders der Sturm verlangte der Union alles ab und dominierte besonders die Gedränge mit zunehmender Spielzeit beinahe nach Belieben. Doch auch die Hintermannschaft war mit einigen Hochkarätern bestückt und sorgte immer wieder für brandgefährliche Angriffe. Anders als bei der viel zu hohen 14:96 Niederlage gegen St. Pauli wollten die Berliner hier unbedingt gewinnen.
Die Hohen Neuendorfer hingegen traten ihrerseits mit breiter Brust an. Hatte man doch die Verletzungsmisere in der Hintermannschaft durch die beiden Neuverpflichtungen Begoihn und Kapene etwas entspannt und zudem mit Kapene einen echten Spielmacher geholt. Dafür war nun der Sturm personell weniger gut bestückt, vor allem in der ersten Reihe gab es kaum Alternativen auf der Bank. Während die Hausherren also gut beraten war, die Bälle nahe am Sturm zu halten, wollten die Gäste vor allem ihre schnelle und technisch starke Hintermannschaft ins Spiel bringen.
Dies gelang den Hohen Neuendorfern auch in den ersten 10 Minuten. Nachdem Kapene in der 2. Minute einen Straftritt vergeben hatte, machte er seinen Fehler drei Minuten später wieder gut, indem er einen sehenswerten Angriff der Hintermannschaft einleitete, den Schlussspieler Carlo Schomacker mit einem Versuch krönte. Kapene erhöhte zum 0:7. In den folgenden Minuten gelang der Dreiviertelreihe der Gäste immer wieder der Durchbruch. Wäre in dieser Phase ein Versuch gefallen, das Spiel hätte sicherlich einen anderen Verlauf genommen. Die Verletzung der Nummer 12, Marcel Begoihn, stellte einen kleinen Bruch im Spiel der Hohen Neuendorfer da. Für Begoihn kam Andreas Vogel in der 13. Minute, Thoralf Zab rückte auf die Position des ersten Innen. Bis zur Halbzeit entwickelte sich nun ein abwechslungsreiches Spiel. Wer mit einer einseitigen Partie gerechnet hatte, wurde eines besseren belehrt, beide Mannschaften bewegten sich auf Augenhöhe, doch außer einem verwandelten Straftritt durch die Berliner in der 35. Minute gab es keine weiteren Punkte in der ersten Hälfte. Negativer Höhepunkt aus Hohen Neuendorfer Sicht war die zweite verletzungsbedingte Auswechslung. Christoph Ay musste den Platz verlassen, nachdem er in einem sehenswerten Solo bis zu fünf Berliner Spieler wie in einer Bugwelle vor sich her schob. Für ihn kam in der 33. Minute Paul Günther.
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste aufgehört hatte. Keine Mannschaft konnte sich ein Übergewicht im Spiel oder auf der Anzeigetafel erarbeiten. In der 46. Minute verließ Daniel Lochow das Spielfeld, für ihn kam Ralf Liebig. Dieser wiederum verletzungsbedingte Wechsel zahlte sich bereits fünf Minuten später aus, als Liebig einen über mehrere Phasen vorgetragenen Angriff der Hohen Neuendorfer Mannschaft abschloss und Kapene den zum 3:14 erhöhte. In der 59. Minute mussten die Gäste jedoch den Verletzungen im Sturm Tribut zollen. Besonders in den Gedrängen konnte man kaum Widerstand bieten, so dass die Berliner über ein kompaktes Sturmspiel auf 8:14 verkürzen konnten.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Nach einem gewonnenen offenen Gedränge war es Schlußspieler Carlo Schomacker, der den Durchbruch schaffte und Steven Loock bediente, so dass dieser zum Versuch unter den Goalstangen eintauchen konnte. Kapene erhöhte zum 8:21 Zwischenstand. Acht Minuten später war es Nachwuchstalent Andre Häuser, der seine Schnelligkeit ausspielte und den mit dem 4. Versuch auch noch den Gewinn des Bonuspunktes sicherstellte. Die Gastgeber steckten jedoch nicht auf und so waren sie es, die den Schlusspunkt in dieser Partie setzen sollten. Mit einem Versuch und der anschließenden Erhöhung verkürzten sie auf 15:26, bevor der schottische Schiedsrichter Sleeman das Spiel abpfiff. Der Jubel auf Hohen Neuendorfer Seite war groß, ebenso der Dank an die zahlreich mitgereisten Fans.
„Wir haben heute gegen den stärksten Sturm der Liga gewonnen“, so Trainer Ralf Liebig nach dem Schlusspfiff. Auch der Berliner Trainer Michael Martini war zufrieden mit dem Spiel seiner Mannschaft, die 80 Minuten ebenbürtig war. Während der Hohen Neuendorfer Sturm einen schweren Tag hatte und besonders das Gassenspiel noch verbessern wird, zeigte sich die Hintermannschaft brandgefährlich. Neuzugang Darren Kapene erfüllte alle Erwartungen. Mit präzisen, raumgreifenden Kicks, gefährlichen Pässen und einer knallharten Verteidigung verstärkte er das Hohen Neuendorfer Spiel in allen Bereichen. Die kommende Woche werden die Brandenburgen nutzen, um das Zusammenspiel innerhalb der Mannschaftsteile weiter zu verbessern und die Verletzungen auszukurieren, bevor es am nächsten Samstag zu dem schweren Spiel gegen SV Odin/Döhren nach Hannover geht.
Paul Günther |