Spielbericht BSV 92 – BRC III 46:0
Vier Spiele. Vier Siege. Vier mal Bonuspunkt. Über 200 Punkte, keine 20 gegen. So was nennt man wohl Raketenstart in die Saison. Und nötig hatten wir es wohl, nachdem wir in den letzten zwei Jahren in der höheren Liga ordentlich Lehrgeld zahlen mussten und dafür teuer Erfahrung erstanden. Genau diese Erfahrung wollten wir am Anfang der Saison in der Regionalliga nutzen. Und eines scheint nun klar: „The Boys Are Back In Town“.
Mal wieder ein subjektiver Spielbericht von mir:
Ich bin extra aus Köln gekommen, wo ich zur Zeit arbeite und netterweise beim ASV Köln trainieren kann (Glückwunsch zum Sieg, Jungs!), um gegen die dritte Mannschaft meines ehemaligen Vereins BRC spielen zu können. Zu viele befreundete Gesichter standen in den BRC-Reihen, um mir das entgehen zu lassen. Der goldene Herbst bescherte uns hervorragendes Rugbywetter und nicht mal der Wahlsonntag konnte eine Horde von Zuschauern davon abhalten, sich das Lokalderby anzuschauen. Und es wurde ihnen auch vom Fleck weg was geboten. Vom Ankick an machten wir solch enormen Druck, dass die BRCler nicht mehr wussten, was geschieht. Der Ball wanderte durch Hände, Löcher in der Verteidigung wurden durchstoßen und schwupp, stand es schon 5:0. Keine Minute gespielt. Was für ein Anfang! Unserer französischer Derwisch Thibauld tauchte schließlich ins Malfeld. Er sollte von seiner Schlussposition aus das ganze Spiel über die BRCler mit seinen kleinen genialen Geniestreichen vor harte Proben stellen. Ein/zweimal zugegebenermaßen auch uns. Als er etwa auf die spektakuläre Idee kam von der eigenen Mallinie anzugreifen, was gewagt aber gut war, um dann direkt auf einen verblufften BRC-Angreifer an unserer 22 zu kicken, was gewagt und gar nicht gut war. Aber so sind sie, die Frenchies: The French Flair. Magie und Wahnsinn.
Über unseren spektakulären ersten Angriff ruhten wir uns keineswegs aus. Der zweite Versuch war fast noch schöner. Über sieben/acht paar schnelle Hände der gesamten Mannschaft ging der Ball und der Letzte, der ihn bei den Goalstangen ablegen durfte, war dankbarerweise ich. So, damit hätten wir wohl gleich mal gezeigt, wer hier der Herr im Hause ist!
Auch wenn wir gegen Mitte der ersten Halbzeit das Tempo etwas rausnahmen, versäumten wir nicht, immer wieder gefährlich anzugreifen. Und bis zur Halbzeit hatten wir den Bonuspunkt von vier gelegten Versuchen schon locker erreicht. Einmal brachen unsere jungen wilden Richie und Frodo vom Gedränge kurz auf und spielten sich gegenseitig prima frei, bis unser Speedster Frodo genug Platz hatte, um die Gegenspieler in seinem Fahrwasser Staub schlucken zu lassen. Versuch an der Eckfahne. Unsere junge 8-9-10 Achse spielt von Match zu Match besser zusammen und agiert von mal zu mal überlegter, souveräner, abgeklärter. Denn auch unser Verbinder Julian zeigte (bis auf seinen (heute) durch Elefantenscheiße gezogenen Goldfuß) ein klasse Spiel. Schnell, sauber und überlegt verteilte er die Bälle, setzte seine schnellen Hintermannschaftsspieler immer wieder gefährlich ein und entwickelte auch starke Scorerqualitäten. Ein harter Step gegen die Laufrichtung seines Verteidigers sicherte ihm seinen ersten Versuch. Sein zweiter sollte der schönste des Tages werden. Erst spät in der ersten Halbzeit schaffte es der BRC bis in unsere Hälfte vorzudringen. Die blutjunge Mannschaft, die nur mit einigen erfahrenen Recken gespickt war, kämpfte bis zum Ende mit vollem Herzen und konnten nach einem Kickkonter tief in unser Territorium vordringen. Schließlich hatten sie uns an unsere eigene 22 gedrängt, an der es ein Gasse für uns gab. Julian schaute sich die Verteidigungslinie an und erkannte die Situation. Kurzer Call. Der Pass kam von Frodo auf Julian, die BRCler stürzen heran, hinter der Linie bildet sich ein Loch, weil der Schluss zu tief steht, Chipkick, ich sprinte nach vorne, schnapp den hochspringenden Ball vor den Fingerspitzen vom BRC-Schluss weg, zieh nach außen, werde vom BRC-Eckdreiviertel getackelt, höre einen Call von rechts, poppe den Ball blind hoch. Julian ist da und zieht durch bis ins Malfeld der BRCler. Wunderschöner Angriff von der eigenen 22! Traumversuch!
In der zweiten Halbzeit starteten wir wieder stark, zogen das aber nicht mehr konsequent bis zum Ende durch. Einer von uns war aber noch hungrig. Unser Hüne J-P war eine gewaltige Stütze im Sturm und überall schnell und gefährlich im offenen Spiel. Deshalb war es alles andere als unverdient, dass er die Ehre hatte, den Ball herunterzudrücken, als unsere Stürmer nach einer Gasse ein Maul bildeten und damit bis ins Malfeld Schlitten fuhren. Und weil er noch nicht genug hatte, schrieb er sich gleich noch einmal in die Liste der Scorer ein. Mein zweiter Innen Kaaweh hatte nach einem seiner vielen starken Läufe einen sauberen Grubber Kick kurz vors Malfeld gesetzt, den ich mir unter dem heldenhaften Opfer meiner Rippen und meines letzten Atems (Gegner Knie + Mein Brustkasten = keine gesunde Kombination) holte. Sofort bildete sich ein schnelles Ruck und wenn dann ein JP zwei Meter vor der Mallinie den Ball bekommt: Gute Nacht. Schließlich hatte ich dann auch noch einmal die Ehre nach wieder mal guten, schnellen Hintermannschaftsangriffen in die entscheidende Lücke durchzubrechen und ins Malfeld zu rutschen. Zweiter Versuch. Klingt doch ganz gut: zwei Versuche. Allerdings nur noch halb so gut, wenn ich bedenke, dass ich noch zwei andere Male schon so gut wie im Malfeld war. Mhm. An meinen eiskalten Scorerqualitäten feile ich dann doch noch ein bisschen…
Schließlich pfiff die mal wieder souveräne Schiedsrichterin Ljungdahl die Partie ab. Insgesamt haben wir einer ganz jungen BRC-Mannschaft – ok, bis auf die alten Säcke Matze, Mike, Mario und Monzo… äh Gonzo – eigentlich keine Chance gelassen, auch wenn man mit dieser Mannschaft in ein/zwei Jahren ernsthaft zu rechnen hat! Weiter so und Kopf hoch! Und danke für das gemeinsame Bier danach an meine alten Kumpane. 46-0 war schließlich der verdiente Endstand. Der BSV hat weiterhin bewiesen, dass er einer der ganz großen Kandidaten für den ersten Tabellenplatz ist! Der Abstieg aus der zweiten Bundesliga Nord hat auch sein Gutes, denn nun hat man etwas mehr Atemfreiheit, jüngere Spieler ins Team einzubauen und endlich mal zeigen zu können, dass man auch ganz ordentliches Angriffsrugby beherrscht. Und angegriffen haben wir.
Heute geht die Spieler des Tages-Ehre an gleich zwei Männer. Bei solch einem Spiel scheint es das Einfachste zu sein, einen der Try-Scorer auszuwählen. Aber wenn man darüber nachdenkt, sind häufig nicht die Versucheleger dafür verantwortlich, dass der Angriff nach vorne ging oder dass eine stabile Plattform für gute Angriffe entstand. Fast jeder hat bei fast jedem Versuch mitgearbeitet. Aber nur ein paar bringen am Ende die Ernte ein. Das Wichtigste ist aber nach wie vor, dass Punkte fallen. Und nicht, wer sie macht. Und so sind heute je ein Stürmer und ein Hintermannschaftsspieler Spieler des Tages, die dafür geackert haben, dass die anderen die Lücken haben zu punkten. Vielleicht unauffälliger im Spiel, aber schwer zu ersetzen, wenn sie nicht dagewesen wären. Zum einen Outside-Center Kaaweh Molawi der unaufhörlich die Verteidigungslinien der Gegner angriff und damit die ganze Hintermannschaft mitzog. Zumal sein Laufweg die entscheidende Lücke für den allerersten, so wichtigen Versuch riss, auch wenn die wenigsten sich daran noch erinnern können. Ein weiteres Glanzstück war sein präziser Roller ins gegnerische Malfeld, das einen weiteren Versuch nach sich zog. Aber die Glanzstücke sind nicht alles. Die Präsenz und die aggressiv-offensive Ausstrahlung sind genauso viel Wert. Und die hatte auch unser zweite Reihe Arbeitstier Niko Colic, der immer und immer wieder seine Masse einsetzte, um den Gedrängen, Rucks und Mauls Stabilität zu geben. Im offenen Spiel wusste er, was zu tun war und erfüllte es sauber und konsequent. Und auch wenn er dann doch den einen Innenpass nicht bekommen hat, den er so gerne wollte, um auch einen Versuch zu legen, dürfte er sich doch über die „Spieler des Tages“-Ehre freuen. Glückwunsch, ihr beiden!
Und seid gewarnt:
THE BOYS ARE BACK IN TOWN! |