Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft hat im heimischen Fritz-Grunebaum- Sportpark in Heidelberg die zweite Niederlage im European Nations Cup hinnehmen müssen. Gegen Mitfavorit Tschechien unterlag das Team von Trainer Torsten Schippe knapp mit 23:29 (13:26). Vor allem in der ersten Hälfte hatte man kaum ein Mittel gegen die körperlich starke tschechische Offensive. Das verbesserte Spiel im zweiten Durchgang langte am Ende nicht mehr aus, um das Blatt noch zu wenden.
„Wir haben in der ersten Halbzeit einfach zu viele Fehler gemacht. Wir waren in wichtigen Situationen einfach nicht präsent genug, haben auch Chancen liegenlassen, die wir uns hart erarbeitet haben“, analysierte Coach Torsten Schippe. „Die zweite Hälfte war deutlich besser. Da waren wir konditionell besser, waren fast nur in der Vorwärtsbewegung. Aber wieder haben wir unnötige Punkte zugelassen. Jetzt sind wir natürlich unter Druck. Bis zum Spiel in Belgien, wo es sicher nicht einfacher wird, haben wir noch eine Menge Arbeit.“
Kapitän Alexander Widiker zeigte sich enttäuscht nach dem Abpfiff: „Wir haben uns vor allem in den ersten 40 Minuten Abstimmungsfehler erlaubt, die auf diesem Level eben sofort bestraft werden. Gerade zu Hause darf man die Punkte nicht so leicht herschenken. Da merkt man eben auch, dass es uns noch ein wenig an Erfahrung und Konstanz fehlt. Wir sind zwar noch einmal gut zurückgekommen, aber leider hat es nicht mehr gereicht. Jetzt müssen wir nach vorn schauen und Punkte holen, die man vielleicht nicht unbedingt einplanen durfte."
Das deutsche Team begann gegen die robust auftretende tschechische Defensive gut, geriet jedoch durch einen Straftritt von Pavel Vokrouhlik nach Abseitsstellung in Rückstand. Doch die Antwort folgte auf dem Fuß: In der 9. Minute brachte ein guter Angriff über Marten Strauch die DRV-Auswahl tief in die tschechische Hälfte, wo jedoch ein leichter Passfehler den möglichen Versuch kostete. Immerhin bekam man seinerseits einen Straftritt zugesprochen, den Fabian Heimpel sicher verwandelte. Den ersten Versuch legte jedoch die starke Gäste-Offensive. Die Tschechen behaupteten einen Einwurf und schoben im Paket den Ball bis in das deutsche Malfeld. Doch wieder reagierte das deutsche Team umgehend. Nach einer gewonnenen Gasse zeigten die Franke-Brüder einen sehenswerten Doppelpass, der dem jüngeren Guillaume den Weg ins Malfeld eröffnete. Heimpels Erhöhung passte erneut – Ausgleich (16.).
In dieser Phase leisteten sich beide Teams einige Undiszipliniertheiten, für die Schiedsrichter Raduta beide Kapitäne zur Rede stellte. Die fälligen Straftritte verwandelte Tschechiens Vokrouhlik sicher (33. und 38.), während Fabian Heimpel einen ausließ (26.). Vor allem mit schnellem Spiel und weiten Pässen sorgte die DRV-XV für Gefahr. So verpasste Mathieu Franke etwa einen langen Kick. Doch der Versuch wäre wegen Abseitsstellung nicht anerkannt worden (36.). Kurz vor der Pause bekam kam allerdings Tschechien noch einmal die Chance zu punkten. Nach einem weiteren Regelverstoß der Deutschen eroberte der Sturm zwar den Ball, doch der Befreiungskick von Heimpel wurde von Tschechiens Kutil geblockt und im Malfeld warf sich der Stürmer nur auf den Ball. Auch die Erhöhung des sicheren Kickers Vokrouhlik passte (40.).
Nach dem Seitenwechsel zeigte Tschechien mit einigen Kicks, dass es auch einen anderen Spielstil pflegen kann. Und auch da waren die Gäste gefährlich, auch wenn die deutsche Hintermannschaft zunächst immer noch rechtzeitig zur Stelle war. Doch in der 52. Minute ist es erneut Vokrouhlik, der nach einem wiederholten Regelverstoß der Mannschaft, für den Mathieu Franke zudem die Gelbe Karte sah, auf 13:29 erhöhte. In Unterzahl kam Deutschland aber zurück ins Spiel: Jens Schmidt fasste sich ein Herz, täuschte einen Pass an und stürmte ins Malfeld (55.). Jetzt war die Deutsche XV am Zug. Im Paket schien ein weiterer Versuch gelungen zu sein, doch der Unparteiische entschied auf Bodenspiel (60.). Hatte man zuletzt einige Tritt-Gelegenheiten zugunsten des Spiels auf einen Versuch ausgelassen, verkürzte Heimpel in der 67. Minute nun doch per Straftritt auf 23:29. Die Tschechen blieben jedoch – vor allem im Paket – gefährlich. In höchster Not warfen sich die Deutschen kurz vor dem eigenen Malfeld lange den Angriffen der Gäste entgegen, während wertvolle Zeit verrann. Zwar befreite man sich noch einmal und kam ein letztes Mal in die Nähe des tschechischen Malfelds, doch zum Versuch, der noch die Siegchance bedeutet hätte, kam es nicht mehr.