Aller Anfang ist schwer. Diese bittere Erfahrung musste auch die deutsche Rugby-Nationalmannschaft machen, die am Samstag ihr Auftaktspiel in der EM-Division 1B mit 17:22 (14:9) gegen die mit zwei Niederlagen in die Saison gestarteten Polen verlor und dabei eine zwischenzeitliche 17:9-Führung verspielte.
„Die Niederlage war unnötig, aber der Sieg der Polen ist nicht unverdient“, resümierte Claus-Peter Bach, der Präsident des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV), und ergänzte mit Blick auf das nächste Spiel am kommenden Samstag gegen die Niederlande: „Das war sicherlich ein schlechter Start, zumal es die Aufgabe in Amsterdam nicht leichter macht. Noch ist aber nichts verloren. Die Gruppe ist sehr ausgeglichen, da kann jeder jeden schlagen.“
Neues Trainerduo, neuer Spielführer und fünf Debütanten – so stellte sich die Situation bei der DRV-Auswahl vor dem ersten Spiel nach dem Abstieg aus der europäischen Spitzenklasse dar. Normalerweise wären es sogar sechs Debütanten gewesen, doch Pieter Jordaan (Heidelberger RK) fiel kurzfristig wegen einer Zerrung aus. Für ihn rückte sein Klubkamerad Steffen Liebig in den Kader.
Das Spiel begann gut aus Sicht der deutschen Mannschaft. Nachdem Fabian Heimpel einen Straftritt neben die Stangen gesetzt hatte (3.), gelang ein schöner Durchbruch auf der rechten Seite, als der Ball über James Keinhorst und Gilles Pagnon zu Mustafa Güngör gelangte, der ungehindert ins Malfeld einlief. Heimpel traf die Erhöhung – 7:0 (7.). Polens überragender Verbinder Dawid Chartier antwortet nur vier Minuten später mit einem verwandelten Straftritt (11.), doch das deutsche Team ließ sich dadurch nicht nervös machen. Im Gegenteil. Alexander Hauck blockte einen Befreiungskick ab, nahm den Ball auf und legte den zweiten deutschen Versuch. Heimpel traf die Erhöhung zum 14:3 (14.) und hatte in der 25. Minute die Chance auf drei weitere Punkte. Sein Straftritt landete aber nur am Pfosten. Chartier machte es in der Schlussphase der ersten Hälfte zweimal besser (33., 37.) und brachte sein Team bis zur Pause auf 9:14 heran.
Auch im zweiten Durchgang erwischte Deutschland den besseren Start, baute den Vorsprung durch einen Straftritt von Heimpel wieder auf 17:9 aus (43.). Doch danach punkteten nur noch die Polen, die innerhalb von zwölf Minuten die Wende schafften und das letzte Aufbäumen der deutschen Mannschaft in der Schlussphase mit etwas Glück überstanden.
„Das Spiel der Polen war einfach strukturiert, aber das hat gereicht, zumal sie taktisch sehr gut gekickt haben“, sagte Nationaltrainer Torsten Schippe, der seine Mannschaft am Anfang eines langen Weges sieht: „Wir wissen, woran er gelegen hat und müssen hart daran arbeiten. Es gibt viele Dinge, die geändert werden müssen. Die Mannschaft hat in den ersten 15 und den letzten fünf Minuten gut gespielt, ist zwischendurch aber wieder in ihr altes Muster zurückgefallen.“
Fabian Heimpel sah es ähnlich. „Die ersten 15 Minuten waren sehr gut, da haben wir noch an unserem Konzept festgehalten“, sagte der Kickspezialist. „Danach hat aber jeder nur noch nach seiner eigenen Schnauze gespielt. Im Grunde gibt es über dieses Spiel nicht viel Positives zu sagen, außer dass wir in den letzten zehn Minuten nochmal gut gekämpft haben. Die Polen waren nicht besser, haben unsere Fehler aber konsequent ausgenutzt und deshalb verdient gewonnen.“
Bach zeigte sich derweil „enttäuscht“. Denn: „Dieses Spiel hätte man gewinnen können.“ Die Mannschaft habe „gut begonnen“, sagte der DRV-Präsident mit Blick auf den eigentlich beruhigenden 14:3-Vorsprung. „Ohne zwingenden Grund wurde das Geschehen dann aber aus der Hand gegeben“, so Bach. „In der zweiten Hälfte hat Polen das Spiel weitestgehend bestimmt, weil die Vorgaben der Trainer nicht mehr umgesetzt wurden. Erfreulich war das Aufbäumen unserer Mannschaft in der Endphase.“
Gegen die Niederlande muss nun einiges besser werden. Ob Alexander Hauck dabei helfen kann, ist fraglich. Der Stürmer vom SC Frankfurt 1880 musste bereits nach 25 Minuten wegen einer Fußverletzung vom Platz. Sein Einsatz ist ebenso ungewiss wie der von Kapitän Alexander Widiker (Platzwunde an der Stirn). Dagegen hoffen die Verantwortlichen auf die Rückkehr von Pieter Jordaan. Zudem steht Italien-Legionär Clemens von Grumbkow kommende Woche zur Verfügung – im Gegensatz zu Damien Tussac. Für ihn rückt in Nico Kanning ein weiterer Debütant in den Kader.
Christian Düncher |