Im Spitzenspiel der Rugby-Bundesliga Süd musste sich der bis dahin zweitplatzierte TV Pforzheim am Ende einer spannenden Partie mit 32:39 dem Tabellendritten RG Heidelberg geschlagen geben. Dabei sah es zu Spielbeginn so aus, als könnte der TVP den ersten Heimsieg im Stadion am Rattachweg feiern. Doch am Ende dominierte die mannschaftliche Geschlossenheit der RGH. Im zweiten Jahr der Bundesliga-Zugehörigkeit scheinen die Pforzheimer ihren Erfolgen aus der Vorsaison hinterher zu rennen.
Dabei hatte es so einfach ausgesehen. Gleich der erste Ankick bleibt in Pforzheimer Hand, einmal kurz Luft geholt und schon legt Josh Fisiiahi für den TV Pforzheim in der ersten Minute zum ersten Mal den Ball im gegnerischen Malfeld ab. Jeremy Te Huia verwandelt den fälligen Erhöhungskick und der TVP führt im Spitzenspiel der Rugby-Bundesliga Süd gegen RG Heidelberg mit 7:0. Da war die Welt für den Vizemeister im Stadion am Rattachweg in Pforzheim-Eutingen noch in Ordnung.
Und es sollte noch deutlicher werden. In der 6. Minute legt erneut Josh Fisiiahi den zweiten Versuch, Mustafa Güngör gelingt der dritte in der 11. Minute. Jeremy te Huia kann nur einmal per Kick erhöhen, aber das scheint nach der ersten Viertelstunde egal zu sein, denn der TVP führt mit 19:0.
Die Pforzheimer lagen auf Kurs, hatten den sicheren Einstieg in die nächste Bundesliga-Runde gegen die besten vier Rugby-Teams der Bundesliga West fest vor Augen. Doch ab der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit drehten die Heidelberger auf. In der 25. Minute gelingt dem RGH ein erhöhter Versuch zum 19:7. Vier Minuten später wird zum zweiten Mal der Ball zum 19:12 im Malfeld des TVP abgelegt. Kurz vor dem Halbzeitpfiff kommen die Heidelberger durch einen Straftritt auf 19:15 heran.
Einer, der sich schon früh dieser immensen Spannung im Spiel entzogen hatte, war Frank Himmer. Der Schiedsrichter hielt nur acht Minuten durch, dann zwang ihn eine Verletzung, das Spiel an der Seitenlinie liegend von außen zu beobachten. Dana Teagarden sprang für ihn ein, und die erfahrene Schiedsrichterin leitete das Spiel trotz diverser böser Zurufe ordentlich zu Ende. Leider bremste sie den TVP in der zweiten Hälfte aus - durch zwei Gelbe Karten (zwei Spieler werden dadurch für zehn Minuten vom Platz verwiesen).
Im Grunde aber waren die mannschaftliche Geschlossenheit der RGH – der TVP muss sich nach dem Verlust zahlreicher wichtiger Stammspieler erst noch finden – und der größere Druck, unbedingt gewinnen zu müssen, die entscheidenden Faktoren für den Sieg der Heidelberger. Nach sieben Minuten in der zweiten Halbzeit ging die RGH erstmals mit 21:19 in Führung. In der 51. Minute keimte bei den Pforzheimer Fans erstmals wieder Hoffnung auf, als der TVP mit einem Straftritt von Jeremy T Huia die ersten Punkte nach 40 Minuten „Sendepause“ zum 22:21 holte.
Doch bis zur 63. Minute schraubten die Heidelberger den Vorsprung durch zwei Versuche, einen Erhöhungs- und einen Strafkick auf 36:22 hoch. Das schien einige Pforzheimer Spieler nun doch zum Nachdenken angeregt zu haben. Die Gegenwehr wurde heftiger, die überraschenden Momente schienen jetzt näher zu rücken. In der 75. Minute verkürzte Aidan Winter mit einem Versuch auf 27:36. Wäre der Erhöhungskick zwischen die Stangen geflogen, hätte ein Unentschieden rein rechnerisch mit einem erhöhten Versuch drin sein können.
Stattdessen verwandelte die RGH in der 78. Minute einen Straftritt zum 27:39. Der Versuch von Fabian Broughton in der Schlussminute zum 32:39 bedeutete am Ende dann aber doch mehr als nur reine Ergebniskosmetik. Für vier Versuche und eine Differenz von nicht mehr als sieben Punkten gab es jeweils einen Bonuspunkt. Damit bleibt der TVP mit nur einem Punkt Rückstand der jetzt zweitplatzierten RGH ganz dicht auf den Fersen. Dank der Schützenhilfe des SC Neuenheim, der am Sonntag mit 26:13 gegen den TSV Handschuhsheim gewann haben sich die Pforzheimer nun trotz der Niederlage schon für die nächste Zwischenrunde der besten 16 Mannschaften (24 sind in der 1. Liga) qualifiziert. Der TSV wird zwar in seinem letzten Spiel gegen den Heidelberger TV ziemlich sicher 5 Punkte einstreichen kommt damit aber nur noch auf maximal 9 Punkte. Somit sind die Pforzheimer eine Runde weiter und treffen ab Oktober auf die besten 4 Mannschaften der West-Gruppe in Hin- und Rückspiel und nochmal in einem Rückspiel auf den Heidelberger RK, SC Neuenheim und die RG Heidelberg.
Generell wäre mehr drin gewesen, wenn sich der TVP nach der frühen Führung nicht das Heft aus der Hand hätte nehmen lassen. Immerhin ließ das Pforzheimer Bundesliga-Team erstmals so etwas wie mannschaftliche Geschlossenheit erkennen, auch wenn es gegen das Heidelberger Wir-Gefühl noch nicht genug war. TVP-Trainer John Willis hat da noch einige Trainingseinheiten vor sich, in denen sich die vielen neuen Spieler noch zu einem Team finden müssen. Doch trotz der Niederlage scheint der TVP so langsam wieder in die Spur der vergangenen Saison zurückzufinden.
Das wird auch Zeit, denn schon am nächsten Samstag, 22. September, 15 Uhr, kommt der belgische Verein RC Dendermonde zum ersten Europapokal-Spiel in der Geschichte des TV Pforzheim ins Stadion am Rattachweg. Spätestens zur Europapokal-Premiere könnte man den Fans in der Goldstadt mal wieder einen Sieg servieren.
Und eine Woche danach im letzten Spiel der einfachen Runde in der Bundesliga Süd kann der TVP dann bereits wichtige Punkte sammeln. Die Punkte aus der ersten Vorrunde werden nämlich in die nächste mitgenommen und verschaffen somit eine bessere Ausgangsposition auf dem Weg zu den Playoffs. Am 29. September, 15 Uhr, tritt der SC Neuenheim in Pforzheim an.
Quelle: rugby-pforzheim.de |