Spielbericht aus Frankfurter Sicht:
Gipfeltreffen in Frankfurt
Beim Derby und Spitzenspiel in der ersten Bundesliga West konnte die erste Mannschaft des Sport Club Frankfurt 1880 einen 22:20 Sieg über den Rivalen RK Heusenstamm erzielen. Das Einzige, was bei den Spielen zwischen Frankfurt und Heusenstamm in den vergangenen Jahren knapp war, war die Distanz zwischen den jeweiligen Städten. Keine 14 Km trennen die beiden Bundesligisten voneinander. Dass der kleine Nachbar für die Mainstädter kein purer Punktelieferant mehr ist, konnten die Füchse aus Heusenstamm schon in der Saisonvorbereitung bei ihrem 41:15 Sieg auf heimischen Boden beweisen. Trotz alledem konnten sich die knapp 400 Zuschauer über 80 Minuten an einem offenen Schlagabtausch auf höchstem Niveau erfreuen. 1880-Trainer Daniel Cünzer, der im Vorfeld ein knappes Spiel mit Frankfurter Sieg prognostiziert hatte, musste auf den jungen Stürmer Jan Fischer und Anton Ewald verzichten. Außerdem wurde Chris Howells geschont. Der punktegefährliche Prop hatte sich am Wochenende in Litauen eine Nackenverletzung zugezogen. Heusenstamms Trainer Jens Steinweg musste gleich auf fünf seiner Akteure verzichten. Tim Zeiger und Leo Hartmann mussten Verletzungsbedingt passen. Tobias Apelt, Sebastien Hartmann und Benjamin Pohlheim konnten das Spiel unter der Woche aus terminlichen Gründen nicht wahrnehmen.
Der erste Versuch fiel bereits nach knapp neun Minuten für den Sport Club Frankfurt. Sascha Fraser musste den Ball nach gewonnener Gasse und angeordnetem Gedränge nur noch im Heusenstammer Malfeld ablegen. Besonders die Standardsituationen nach Gassen waren es, die den Gästen im Laufe des Tages noch häufig Kopfzerbrechen bereiten sollten. Lukas Deichmann vergab anschließend den Erhöhungskick aus aussichtsreicher Position. Die Antwort ließ aber nicht lange auf sich warten. Nach einem geblockten Kick in der eigenen 22 war es Sam Rainger, der sich als erster auf den ruhenden Ball werfen konnte. Mit der erfolgreichen Erhöhung durch Pascal Schuster eroberte Heusenstamm zum ersten Mal in dieser Partie die Tabellenführung. Nach den ersten Punkten hielten sich die Mannschaften vornehmlich in der Frankfurter Hälfte auf. Besonders die Hintermannschaft der Gäste, um Routinier Maggi Walger, konnte immer wieder gefährlich in der Offensive agieren. So war es auch der Rugby Klub, der die nächsten Punkte erzielen und seine eigene Führung ausbauen konnte. Fells in der grün-weißen Angriffs-Brandung war wieder ein Mal Sam Leung-Wai. Der neuseeländische Innendreiviertel ließ sich wenig beeindrucken und fiel immer wieder durch krachende Tackles auf. Nach einem weiteren schönen Angriff über den beeindruckend stark aufspielenden Tim Biniak konnte Heusenstamm seine Führung weiter ausbauen. Der junge Fullback, der zwar noch kurz vor der Linie gestoppt werden konnte, legte den Ball clever auf Patrick Weber ab, der nur noch zum 17:5 einlaufen konnte. Frankfurt schien nun von der Rolle. Besonders in der offensive lief nicht viel zusammen. Viele Bälle wurden leichtfertig verschenkt. Kurz vor der Halbzeit schafften es allerdings die Hausherren nochmal zu punkten und den Rückstand zu verkürzen. Erneut konnte der Ball in einer Gasse vor dem Heusenstammer Malfeld erobert werden und erneut war es der Sturm der den Ball kurz vor die Linie trug. Diesmal war es Alexander Hauck, der knapp neben der Seitenauslinie ins Malfeld eintauchen konnte.
Lange Zeit zum Jubeln blieb allerdings nicht. Der junge Center Joris Beringer musste das Spielfeld noch vor Pausenpfiff verlassen. Für ihn kam Dennis Feidelberg ins Spiel. Daniel Cünzer muss wohl in der Halbzeitpause deutliche Worte gesprochen haben. Denn die Mannschaft, die nach der Halbzeit das Heft in die Hand war, war ganz eindeutig der Sport Club. Solange der Ball eng und in der Nähe der großen Stürmer gehalten wurde, agierten die „80er“ sicherer als die Gäste und eroberten nun immer mehr Ballbesitz. Besonders der deutsche Nationalspieler Alexander Hauck zeigte sich immer wieder anspielbereit und verdiente sich in diesem engen Spiel Bestnoten. Trotz der immer stärker werdenden Überlegenheit der Heimmannschaft war es der RKH der erneut punkten konnte. Verbinder Leon Hess erzielte das 20:10 durch Straftritt. Knappe 20 Minuten vor Schluss nutze Trainer Cünzer eine Pause zum Wechseln. Für Björn Wolf, Meik Naffin und Sam Leung-Wai kamen Daniel Fubel, Julian Hoss und Tim Manawatu. Besonders die Einwechslung von Tim Manawatu wurde nach der Partie als Spiel entscheidend bewertet. Wie Heusenstamm in der ersten Hälfte, konnte sich nun Frankfurt in der gegnerischen Hälfte festsetzen. Beide Mannschaften kämpfen um jede Hand breit Boden und schenkten sich nichts. Heusenstamms Nummer 8, Nicholas Rainger, wurde wegen einer offenen Wunde am Kopf ausgewechselt. Eine Szene, die die Intensität, mit der beide Mannschaften das Spiel betrieben, bestens beschreibt. Denn der junge Fuchs lies sich nicht ins Krankenhaus abtransportieren, sondern wurde an Ort und Stelle genäht, um so wieder ins Spielgeschehen einzugreifen. 10 Minuten vor Ende der Partie war es Erik Podzuweit, der einen Frankfurter Angriff zum Abschluss bringen konnte. Die Erhöhung durch Tim Manawatu misslang. Das waren die Punkte fünf und sechs, die Frankfurt an diesem Tag durch nicht verwandelte Kicks liegen lassen musste. Nach Ankick durch Heusenstamm fand sich Frankfurt wieder in der eigenen Hälfte wieder. Heusenstamm erhöhte den Druck und drückte die Hausherren bis in das eigene Malfeld zurück. Hier war es dann der bereits erwähnte Tim Manawatu, der sich ein Herz fasste und mit einem sensationellen Sprint die sonst so sichere RKH Verteidigung durchbrechen konnte und bis über die Mittellinie stürmte. Nun war es wieder der schwarz-rote Sturm, der sich Meter für Meter an das gegnerische Malfeld rankämpfen konnte. Alexander Hauck, Daniel Preussner und Kieran Manawatu hatten die Möglichkeit zum Versuch einzulaufen, wurden aber jedes Mal kurz vor der Mallinie gestoppt. Auch hier muss wieder der Heusenstammer Schluss, Tim Biniak, erwähnt werden, der auch in der Verteidigung eine tadellose Leistung abrufen konnte. Dann war es aber wieder die Frankfurter Gasse, die die Füchse nicht in Griff bekommen konnten. Daniel Fubel war es, der den Ball am Ende der Gasse nur noch ablegen musste. Tim Manawatu erhöhte den Versuch zum 22:20.
Was sich den Zuschauern in den letzten drei Minuten des Spieles bot war an Spannung nicht mehr zu überbieten. Heusenstamm rannte nun mit dem Mut der Verzweifelung an und Frankfurt musste hilflos zusehen wie die Meter zum eigenen Malfeld immer weiter schwanden. Eine Minute vor Schluss war es dann Leon Hees, der das Spiel per Strafkick noch hätte drehen können. Der Ball segelte aber rechts an den Stangen vorbei. Das Spiel wurde bei 22:20 abgepfiffen. So groß der Jubel bei Frankfurt war, so groß war die Enttäuschung bei den Gästen. „Wir sind natürlich super enttäuscht. Gerade weil wir früher hätten noch deutlicher punkten müssen. Da haben wir viele Bälle im Angriff vergeben, obwohl wir schon durch waren.“ So Heusenstamms Trainer, Jens Steinweg. Von einem Dämpfer möchte man auf Heusenstamms Seite aber nicht sprechen: „Wir wissen jetzt wo wir stehen, mehr nicht! Außerdem haben die Jungs ein super Spiel gemacht und die Region hatte endlich wieder ein richtiges Derby.“ Die Freude nach dem Sieg in diesem „richtigen Derby“ war bei Frankfurt natürlich groß. „Ich freue mich total und ich freue mich total für die Jungs!“ gesteht Daniel Cünzer nach dem Spiel mit heiserer Stimme. „Wenn wir so weiterarbeiten, werden wir in Zukunft noch viel Spaß miteinander haben.“ Prognostizierte Cünzer weiterhin. Besonders freue ihn, dass der Sturm, der sich in den letzten Wochen viel Kritik hatte gefallen lassen müssen, in diesem Spiel so dominant agiert hat. Kapitän Dennis Feidelberg sieht den Grund für diesen Sieg auch in der größeren Erfahrung einzelner Akteure von Frankfurt: „Wenn wir in der Schlussphase von so einem engen Spiel noch einen Tim Manawatu einwechseln können, dann sind das am Ende die zwei Punkte Unterschied, die so ein Spiel ausmachen! Darüber hinaus habe ich einen riesigen Respekt vor der Leistung von Heusenstamm! Heute wollten wirklich beide Teams um jeden Preis gewinnen!“
Spielbericht aus Heusenstammer Sicht:
Großer Kampf in Frankfurt Es wurde ein knappes Spiel mit ungewissem Ausgang versprochen und so kam es auch. Der Rugby-Klub Heusenstamm war über weite Strecken überlegen, zeigte mehr Biss, aber am Ende sollte Frankfurt als Sieger vom Platz gehen. In der 5. Minute ging der SC80 auch mit 5:0 in Führung. Ihr Sturm schob das Paket unaufhaltsam über die Mallinie. Eine Situation, die die Füchse im Verlauf des Spiels noch mehrmals in Schwierigkeiten bringen sollten. Die Antwort kam aber sofort. Der sehr stark spielende 7er-Nationalspieler Sam Rainger blockte einen Kick der Frankfurter vor ihrem Malfeld, hechtete hinterher und legte ab zum 5:5. Pascal Schuster erhöhte zum 7:5 aus sicht der Heusenstammer. Es folgte ein offenes Spiel in dem Heusenstamm mehr Druck ausübte und Frankfurt sich mit Kicks zu befreien versuchte. Nach einer RKH-Gasse kam der Ball zurück auf die kurze Seite und Janis Kienberger konnte punkten. Die Erhöhung gelang nicht und es stand 12:5. Die Heusenstammer Mannschaft konnte den Druck weiter hoch halten und immer wieder durch die gegnerische Abwehr brechen. Aber oftmals wurde der Ball dann in die gegnerischen Hände gespielt und ging verloren. In der 27. Minute kam der Ball nach einem schönen Angriff durch die Hände zu Patrick Weber und der konnte auf 17:5 erhöhen. Die Erhöhung durch Hees mißlang. Wer jetzt glaubte die Frankfurter wären geschlagen irrte sich. Gleiche Situation, gleicher Ausgang. Ein Paket vor dem Heusenstammer Malfeld und Frankfurt punktete. 17:10. Kurz vor der Halbzeit musste Nikki Rainger vom Platz und wurde als "Blutwechsel" von Max Dahlke ersetzt. Dieser "Blutwechsel" erlaubt eine blutende Wunde zu versorgen und der Spieler darf dann wieder eingewechselt werden. Rainger wurde vom Mannschafts- und DRV-Arzt Dr. Fleischmann am Spielfeldrand genäht und weiter gings. Halbzeitstand 17:10. In der zweiten Halbzeit ging das Spiel munter weiter und blieb spannend. Ein wahrer Leckerbissen für die Fans! In der 62. Minute konnte Heusenstamm durch Hees den Vorsprung auf vielversprechene 20:10 erhöhen. Leider verstanden es die jungen Wilden aus Heusenstamm nicht den Vorsprung zu verwalten und wollten das Spiel jetzt deutlich entscheiden. Leider unterliefen immer wieder Fehler, die die Frankfurter zu Chancen brachten. Frische Kräfte kamen für Heusenstamm ab der 65. Minute ins Spiel. Patrick Baumann ersetzte Patrick Weber, Torsten Krapscha kam für Janis Kienberger und Max Pietrek für Sam Rainger und etwas später Max Dahlke für Emre Erfiliz. In der 69. Minute konnte der SC80 auf 20:15 verkürzen. Frankfurt erhöhte den Druck, spielte vor dem Malfeld und Heusenstamm wurde immer wieder für Vergehen bestraft. Es kam wie es kommen musste und Frankfurt legte den Versuch mit Erhöhung zum 20:22 aus Heusenstammer Sicht. Kurz vor Ende hatte Hees noch die Chance das Spiel zu entscheiden, aber der Straftritt ging knapp daneben. Fazit: Eine stark aufspielende und kämpfende Heusenstammer Truppe verliert gegen etwas emotionslose Frankfurter. Das erwartete Spiel auf Augenhöhe wurde geboten, ein Unentschieden wäre gerecht gewesen! Die Zuschauer dürfen sich auf das Rückspiel freuen! |