So wird doch aber sowieso schon oft gespielt, bloß eben illegal. Gerade auf internationalem Niveau werden Spieler wie Schalk Burger oder Richie McCaw für ihre "Aktivität" in offenen Gedrängen gelobt. Da flutscht auf einmal der Ball auf ihrer Seite raus und wir als Zuschauer wundern uns, wie das passieren kann, wo der Gegner gerade noch den Ball hatte - und der Schiri pfeift nicht. Die Jungs wissen, wie es geht, und machen es eh. Auch in Deutschland passiert das immer wieder und sorgt für Unmut bei der unterlegenen Mannschaft. Umso besser also, wenn dies jetzt legal ist. Dann müssen die Teams nämlich lernen, wie man den eigenen Ball richtig verteidigt, was logischerweise schwer ist, wenn man nicht allzu viele Spieler in die offenen Gedränge stecken will - Folgerung: Diese Situationen werden vermieden, wir kommen wieder zum offenen und schnellen Spiel zurück. Macht doch Sinn, oder?

Hm also alles in allem gefällt mir das ganze schon. Ich habe einen Freund in SA und er sagt auch es macht viel Spass und das Spiel schnell.

Hände im Ruck ist ungewohnt aber meiner Meinung nach vollkommen richtig. Es besiegelt endlich auch diese "Ich zertrete dir die Hand weil du die Hände am Ball hast-Geilheit".

Ganz richtig wie tausend mal gesagt wurde ist, dass dadurch das gute alte Rugby mit "fetten" Stürmern und diesem "Stellungskampf" verdrängt wird. Ein Raumgewinn durch einen Maul von ein paar Metern wird irgendwie noch mehr relativiert als er durch das moderne Kickspiel eh schon ist.

Übrigens finde ich trägt es zur Popularität und Massenverträglichkeit bei. Meine Freundin und ihre Mädels finden 7er Rugby viel sexier und ich kanns verstehen. Ein schnelles noch athletischeres Rugby ist eben was anderes als Monster die über den Platz stampfen.

Ich verstehe auch die Gegner der Regeln gut...aber was ich nicht sehe ist weniger Härte im Spiel.

Aber diese Grauzone ist doch genau das, was Rugby Union von "ähnlichen" Sportarten trennt und seinen Charme aus macht. Außerdem ist es ja nicht so, dass die Schiris es immer übersehen. Es wird noch oft genug bestraft!

Die Sache ist aber, dass der IRB mit den Regeländerungen die Darstellung von Rugby in der Öffentlichkeit verbessern will, eben dass es besser verstanden wird, es massenverträglicher wird - und das scheinen sie ja zu erreichen, wenn du monierst, dass die "Grauzone", die uns "abgrenzt", verschwindet. Für einige mag das nicht gut sein, andere sehen es eben gut, weil es Rugby attraktiver für Laien macht.

Da hast du natürlich recht. Es ist nichts gegen ein attraktiveres Rugby einzuwenden, deswegen stimme ich den meisten Regeländerungen auch zu. Jedoch sollten Regeländerungen auch wirklich im Sinne des Sports sein und nicht weil es Sponsoren oder Marketingexperten vorschlagen.

Doch selbst der IRB hat schon angekündigt, dass es wahrscheinlich weiterhin verboten ist Hände im offenen Gedränge zu benutzen.

Die ELVs finden meine vollkommene Zustimmung was die Intention(en) betrifft. Das Spiel soll für Zuschauer attraktiver und verständlicher, für die Spieler schneller und dynamischer. Soweit so gut, blickt man ins Detail offenbaren sich neben einigen klaren Verbesserungen aber auch gewaltige Defizite.

Zu den Vorteilen:

in der aktuellen Super14 sind bis einschliesslich Round 7 nach einem scrum 24% mehr Versuche gefallen (5m-Zurück-Regel), insgesamt sind 18% mehr Versuche erzielt worden.

der Ball ist durchschnittlich 2 Minuten länger im flüssigen Spiel, das sollte aber nicht überbewertet werden, das dieser Trend seit den 70er Jahren beobachtet wird und nicht nur auf die ELVs zurückzuführen ist.

das scrum ist weiterhin ein wesentlicher Bestandteil des Spiels, da es als taktische Option oft bei einem free kick gewählt wird. Es gibt wohl wenig bessere Angriffplattformen als ein scrum auf der 22m-Linie mit den Verteidigern 5m zurück.

die Spieler und auch Trainer der Super 14 sind weitgehend begeistert von den Regeln, das ergab ein Meeting des IRB mit Vertretern der SANZAR vor ein paar Tagen.

zu den Nachteilen:

eine, ich sage mal, sehr problematische Regel besagt: Immediately the tackle occurs there are offside lines. D.h. in einem Beispiel: nach einem Durchbruch und dem Tackle des Fullbacks sind alle Verteidiger im Abseits. Wenn es der Angreifer schafft im Tackle den Ball an einen Mitspieler weiterzugeben oder der Ball von der Unterstützung aufgenommen wird, ist es für die Verteidigung fast unmöglich legal den neuen Ballträger zu tacklen, da sie aus dem Abseits kommt und erst hinter den Punkt des Kontakts kommen muss um onside zu werden. Bei der modernen Spielgeschwindigkeit nahezu unmöglich. In zwei Super14-Spielen wurde in einem solchen Fall sogar auf penalty-try entschieden.

verlässt man das Profiniveau sehe ich vor allem für die Schiedsrichter enorme Probleme. Nicht nur wird das Spiel schneller, auch sind mehr Abseitslinien im Spiel (s.o.) und es gibt eine enorme Anzahl kleinerer Regeländerungen bei denen man schnell die Übersicht verlieren kann (z.B. Lineout)

Meine Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit , aber irgendwann muss ja auch mal gut sein mit schreiben

Abzuwarten bleibt zudem welche Ergbnisse die Einführung aller ELVs bringt, da zumindest in der Super14 nur einige gespielt werden. Soweit ich weiss werden aber z.B. in Australien alles ELV schon gespielt, in SA zum teil auch schon alle und auch in Schottland gibt es Versuche mit allen ELVs.