Jaco Otto ist diesmal der Cover-Boy des aktuellen Deutschen Rugby Journals. Damit ist er der vorletzte, denn es wird nur noch eine Ausgabe geben, bevor das Magazin endgültig eingestellt wird. Wie die Redaktion mitteilte, habe die Entwicklung in der Medienbranche, aber auch im deutschen Rugbysport das Journal wohl überflüssig gemacht. Nicht nur das Internet mit der Möglichkeit schneller Berichterstattung, sondern vor allem das Desinteresse des Deutschen Rugby-Verbandes und fast aller Landesverbände an seinem ehemaligen Verbandsorgan habe zu dieser Entscheidung von Verlag und Redaktion geführt.
Wirtschaftlich gesehen ist das ein nachvollziehbarer Schritt. Keine Abonnenten, keine Nachfrage, also ist auch das Angebot überflüssig. Ich persönlich bedaure das sehr. Nicht nur, weil ich mit meinen Bildern an der Gestaltung des Journals mitarbeiten durfte. Nein, es wird mir ganz sicher in Zukunft etwas fehlen.
Das Internet ist schnell, es ist aber auch schnelllebig und somit schnell vergänglich. Wieso sollte das eine Medium unbedingt das andere verdrängen? Mir ist es selbstverständlich wichtig, mich unmittelbar über aktuelle Geschehnisse informieren zu können, also nutze ich das Internet und selbstredend da vor allem Totalrugby Tag für Tag. Aber genauso von Bedeutung ist es für mich, in alten Unterlagen nachzuschlagen, Zeitungen und Bücher tatsächlich in die Hand zu nehmen und darin zu blättern, gedruckte Bilder auf Papier anzuschauen und nicht nur am Monitor oder auf einem winzigen Display. Nein, nur das vermeintlich moderne Internet genügt mir nicht, mir fehlt in Zukunft ein Nachschlage-Archiv mit unzähligen Impulsen für Erinnerungen. Ich bin sicher, vielen geht es so wir mir.
Freilich geht es aber nicht nur um vermeintliche Sentimentalitäten Einzelner und um nostalgische Rettungsversuche von Anachronismen. Nein, ein weiterer Aspekt erscheint mir bedeutsam: Die Vielfalt der Sportarten führt heute unter den Jugendlichen zu einem echten Verdrängungswettbewerb. Folglich müssen wir alle nur denkbaren Medien nutzen, um auf uns aufmerksam zu machen. Printmedien, also ein Rugby-Fachblatt, gehören dazu. Wir brauchen Visionen! Langfristig müsste an jedem Kiosk eine Rugby-Zeitung hängen, in jedem Supermarkt müsste das Blatt erhältlich sein, an jedem Bahnhof und Flughafen internationalen Gästen ins Auge fallen. Bestehende Strukturen auszunutzen und zu erweitern ist relativ einfach. Irgendwann später aber wieder bei Null zu beginnen und Strukturen neu aus dem Boden zu stampfen, ist weitaus mühsamer.
Als kleiner, mittelständischer Verlag kann man es sich nicht dauerhaft leisten, nur der Tradition wegen ein liebgewordenes
Baby am Leben zu halten. Die Alternative zur Beerdigung des Journals wäre meines Erachtens aber eine Offensive gewesen, die allerdings unser aller Solidarität und Unterstützung erfordert hätte. Beispielgebend ist für mich das Spanische Magazin
veintidós. Berichtet wird monatlich auf fast 100 Hochglanz-Seiten und mit über 200 Fotos pro Ausgabe über alles, was in Spanien den ovalen Ball wirft, bis hin zu den Jugendligen. Das Blatt kostet lediglich 2 Euro pro Ausgabe. Der Trick bei der Sache? Werbung! Adidas, VW, Skoda, Opel, Renault und andere Global Player schalten hier zum Teil mehrseitige Anzeigen. Rugby hat zweifelsfrei in Spanien einen anderen Stellenwert als bei uns. Aber wäre in Deutschland so etwas wirklich gänzlich ausgeschlossen?
Ich bin überzeugt davon, dass auch in der deutschen Rugbyszene die Nachfrage nach einem solchen von Informationen überquellenden Magazin durchaus besteht. Nicht das Verbandsorgan abzuschaffen war der richtige Weg, nein, es auszuweiten, informativer und somit für uns alle attraktiver zu gestalten wäre strategisch sinnvoller gewesen. Dazu bedarf es nicht unbedingt finanzieller Mittel seitens des ohnehin klammen Verbandes, sondern vor allem redaktionelle Unterstützung aller, die in der Lage sind, diese zu leisten und selbstverständlich auch ein Vertrauensvorschuss der Konsumenten, also der Leser, in Form von neuen Abonnements. Mit der Auflage steigt nach und nach auch die Zahl derer, die durch ein Inserat in diesem Blatt einen wirtschaftlichen Nutzen erwarten. Ist all das gegeben, hat auch ein Printmedium in der heutigen Zeit seine Berechtigung und gleichzeitig ein gesundes wirtschaftliches Fundament.
Meines Erachtens ist das Verschwinden des Rugby Journals wieder einmal eine vertane Chance für das Deutsche Rugby.