Ist 7er Rugby eine Gefahr für das 15er Rugby?
Ein historischer Vergleich zur Geschichte des Handballs
Achtung: Folgende Geschichte ist rein fiktiv und bewusst polemisch, übertrieben und ketzerisch gehalten. Sie soll zum Nachdenken und Diskutieren anregen. Alle Namen sind durch Andere ersetzbar. Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten
Wir schreiben das Jahr 2052. Die Olympischen Sommerspiele, zum wiederholten male in Dubai, stehen an. Peter und Gökhan sind begeisterte „Rugby“ Spieler und Fans. Beide sind von schlacksiger Statur und sind gute Sprinter. „Rugby“ scheint wie für sie gemacht, da ihnen der reine Sprint zu langweilig ist. Deutschland war mittlerweile eine bedeutende „Rugby“ Nation geworden und eine Medallie war in Sicht.
Kürzlich wurde die Zeitmaschine erfunden und man kann ohne die Zeitlinie zu verändern durch die Zeit reisen. Die Frage ist nicht, wohin, sondern wannhin man in Urlaub fährt. Sie beschließen ins Jahr 1963 zu reisen um sich das Endspiel der Handball Weltmeisterschaft anzuschauen. Es wurde zwischen der BRD und der DDR in Wien ausgetragen. Als sie im Stadion eintreffen, wähnen sie sich an der falschen Adresse. Sie finden keine Sporthalle vor, sondern ein Fußballstadion. 15.000 Zuschauer wollten dieses Spiel sehen und obwohl sie sich über den eigenartigen Austragungsort wundern, folgen sie den Schildern, die sie zu Ihren Plätzen führen. Merkwürdigerweise sehen sie ein Spiel, welches gar nicht dem ihnen bekannten Handball ähnelt. Es wird tatsächlich in einem Fußballstadion gespielt, es treten 11 gegen 11 Spieler an und das Spielgeschehen im Mittelfeld kommt ihnen schrecklich öde vor. Ein reines hin und her gewerfe des Balles. Peter und Gökhan verlieren das Interesse am Spiel, zumal die DDR schon früh uneinholbar in Führung scheint. Interessanter als das Spiel ist ein Mann, der zwar offenbar aufgrund seines sächsischen Dielekts ein Flüchtling aus den Ostgebieten war, aber dennoch frenetisch die Ostdeutsche Mannschaft anfeuert. Er kommentiert jede Spielszene und scheint selbst in dem vermeintlich öden hin und her Gewerfe im Mittelfeld taktische Vorgaben erkennen. „Sehr gut, sehr gut“ruft er, „so kontrolliert man das Mittelfeld!“ Peter und Gökhan machen sich über ihn lustig, was der Mann jedoch bemerkt. „Ihr jungen Leute habt doch keine Ahnung von Sport!“ schnauzt er die Jungs an. Peter entgegnet, dies dass dies doch kein Handball sei. Der ostdeutsche Handballfan wird merklich wütend und schnaubt die Vergangenheitsreisenden an „Ihr Jungen Leute... ich muss euch mal was sagen: DAS ist Handball! Wenn ihr den Hallenscheiß sehen wollt, dann verpisst euch nach Schweden!“ „In Zukunft wird Handball nur noch in der Halle gespielt werden“ kann sich Peter nach dem Spiel, welches die DDR hauswoch gewonnen hatte, nicht verkneifen. Der Handballfan hatte wohl die Zeichen der Zeit erkannt, wohl auch ein Grund für seine wütende Reaktion. „Vielleicht“ murmelt der Mann, vergoss eine Träne und machte sich auf den Heimweg
Peter und Gökhan sind etwas irritiert. In Ihrer Zeit zurück forschen sie nach und stellen fest, dass das die Weltmeisterschaft 1963 die letzte im Feldhandball war. In Skandinavien hatte sich eine Hallenvariante entwickelt, die schneller, actionreicher und spektakulärer war. Sie war für den Zuschauer interessanter und wurde 1972 olympisch. Zuvor war die Feldvariante bis 1936 olympische Sportart gewesen. Die 11er-Variante ist daraufhin vergessen worden und die Weltmeisterschaft wurde nur noch in der Hallenvariante ausgetragen worden. In vielen Ländern, die heute Große Handballnationen darstellen, war die Faldvariante ohnehin nur eine Randsportart gewesen.
Peter und Gökhan treffen sich zum Training der Jugend Nationalmannschaft im „Rugby“ im Fritz Grundebaum Sportpark, der mittlerweile zu einem schmucken kleinen Stadion mit 8000 überdachten Plätzen ausgebaut worden war. „Rugby“ war in Deutschland populär geworden und die Nationalmannschaft spielt in der Weltspitze.
Die beiden Jugendnationalspieler kicken sich gegenseitig Bälle zu, fangen sie und sprinten danach los, ohne nach links oder recht zu schauen. Ein Kick geht gedoch etwas daneben und wird von einem Zuschauer gefangen, der die ganze Zeit regungslos dem Treiben zugesehen hatte. Der Mann war um die 70 und wirft Gökhan den Ball mit einem perfekten Spin zu. Die Nachwuchssportler schauen sich den unternsetzen älteren Herrn an und bemerken eine DRV Ehrennadel an seinem Anzug. Sie kommen ins Gespräch. „Ich verstehe euch Jungs nicht. Ihr spielt dieses Spiel, ohne zu wissen, dass ihr es zerstört habt“ „Bitte was?“ entgegnete Gökhan und auch Peter schien äußerst irritiert. „Ihr jungen Leute habt doch keine Ahnung von Sport“ fuhr der Mann fort. Der weise, aber leicht verbitterte Blik des älteren Herrn ließ sie erstarren. „Ich heiße Alexander Widiker und war Rekord-Nationalspieler, als `Rugby` noch Rugby war. Und jetzt seht, was sie daraus gemacht haben... nur weil der normale Zuschauer das Rugbyspiel wie es mal war nicht verstanden hat, weil zu wenig Versuche gelegt wurden und weil sich viel im Mittelfeld abspielte“ Irgendwie kam Peter und Gökhan das bekannt vor. Der alte man zog einen Bildschirm aus der Tasche, faltete ihn auf und zeigne ihnen Videos aus der mittlerweile vergessenen Variante. „Früher spielten wir 15 gegen 15, es ging um Raumgewinn durch Taktik und Kraft, nicht nur ums Drauflosrennen. Peter und Gökhan waren ohnehin von der kurzen und untersetzten Körperstatur des alten Mannes überrascht und hätten nicht gedacht, dass dieser mal ein Rugbyspieler war. „Damals war Rugby noch ein Sport für Männer, aber heute ist es bloß noch Fangerlesspielen. Aber als 2016, da wart ihr noch gar nicht auf der Welt, diese degenerierte Version von meinem geliebten Sport olympisch wurde, und dies wohl interessanter für die Zuschauer war, geriet das echte Rugby immer mehr in Vergessenheit. Die beiden Jungs nahmen den alte Mann nicht wirklich ernst. Die Zeiten waren nuneinmal vorbei. Sie empfanden das angeblich ursprüngliche Rugby barbarisch und nur eine wilde Rauferei und es dauerte ewig bis mal ein Versuch gelegt wurde. Schrecklich öde. Wie dieses schnöde Feldhandball. Furchtbar, diese langweiligen historischen Sportarten. Sie gingen wieder aufs Feld und trainierten weiter „Rugby“. Der alte Mann vergoss eine Träne und macht sich auf den Heimweg.