Manuel Wilhelm schrieb:

QUOTE:
In Phase 2 des Konzepts (Regionalauswahlen) stellen die Vereine ihre besten Spieler während der Vor- und Qualifikationsrunde an die Regionalauswahlen ab. D.h. die ersten Mannschaften werden zu dieser Zeit aus den 2. Mannschaften aufgefüllt werden müssen - ich bezweifle, dass viele Vereine dazu in der Lage sein werden.

Dann wird keine Restriktion und kein Verbot benötigt.
Entweder stellen die Vereine mangels Resourcen keine 2. Mannschaft für die zweite Liga oder es regelt sich sportlich auf dem Platz. Sofern ein Verein eine zweite Mannschaft stellt, die sportlich in die 2. Liga gehört, soll sie dort auch spielen.

...
... wo ich gerade beim Kommentieren bin muss ich noch meinen Teil zu der von Manuel Wilhelm vorgeschlagenen Ligareform beisteuern.

Manu ... was Du für das deutsche Rugby geleistet hast - als Nationalspieler, als Clubspieler, als Totalrugby-Vater und einfach als sympathischer Mann, der in der Lage ist, Rugby in Deutschland würdig zu präsentieren - das ist phänomenal!

Von der vorgeschlagenen Ligareform bin ich allerdings überhaupt nicht überzeugt!

Zum einen werden die Leistungsunterschiede noch viel viel deutlicher ausfallen als jetzt. Man stelle sich das Spiel zwischen den Düsseldorf Dragons und SC1880 Frankfurt vor. Wie wird das ausgehen? Spielabbruch beim Stand von 200:0 in der 30. Minute? Egal wie - die Spiele wären eine Katastrophe, keiner wären nur im entferntesten glücklich damit.

Auch sehe ich die angepriesenen Vorteile überhaupt nicht. Regionale Auswahlmannschaften - hört sich nett an. Allerdings wäre etwa eine bayerische Auswahlmannschaft auch nicht besser als Mittelmaß. Aus 45 mittelmäßigen Spielern kann man eben keine 15 Top-Spieler schmieden, sondern nur wieder 15 mittelmäßige Spieler. München, Köln, Stuttgart, Düsseldorf, Karlsruhe ... das sind alles sehr nette Mannschaften, die herzhaftes Rugby spielen und bei denen ich mich als Rugby-Spieler superwohl gefühlt habe. Allerdings muss man sagen, dass in all diesen Vereinen die breite Jugendarbeit fehlt. Es kommen dort eben nicht jedes Jahr genügend Talente hervor, um den Schritt in die 1. Liga zu schaffen. Wenn man aus diesen Mannschaften Auswahlmannschaften bildet, dann löst man damit das Problem der fehlenden breite in der Jugendarbeit auch nicht. Genausowenig wird man auf einen Schlag eine Top-Mannschaft schmieden können, die dann die RGH schlagen kann. Woher sollten denn die Spieler kommen? Oder müssen dann RGH Spieler zwangsweise bei Köln spielen? Auch ist mir nicht klar, warum mehr Zuschauer auf das Rugby-Feld kommen sollten, nur weil die Liga in der man mitspielt jetzt erste Liga heisst? Insbesondere, wenn dann eine Mannschaft aus Frankfurt kommt und die Heimmannschaft 200:0 in den Boden stampft? Das leuchtet mir einfach nicht ein ...
Und wieso sollte sich ein 3. Liga Mannschaft besser entwickeln, wenn sie 4 Mal im Jahr eine richtige Klatsche von einem Top-Team einsteckt? Ganz im Gegenteil - so etwas ist doch unglaublich demotivierend. Ich befürchte, dass durch so etwas viele Leute einfach die Lust am Rugby verlieren.

Nein, ich finde, dass das Liga-System, das sich in den letzten 10 Jahren herausgebildet hat, sehr gut und tansparent ist und sicherstellt, dass jede Mannschaft in der Liga spielt, die vom Leistungsniveau am besten passt. Ich würde eher vorschlagen, die 1. Liga auf 8 Mannschaften zu beschränken. Damit würde das Leistungsniveau etwas angeglichen und die Zahl der Spiele würde für alle Vereine auf ein gesünderes Maß beschränkt.

Ansonsten finde ich, sollten wir einfach Spaß an unserem Sport haben, so wie er ist! Wenn wir wirklich professionelle Strukturen hätten und hunderte von Vereinen, dann wäre das deutsche Rugby nicht mehr dasselbe. Es wäre nicht mehr die kleine eingeschworene Gemeinde, in der jeder willkommen ist, der nur gewillt ist, dem Ei nachzujagen und sich für das Team aufzuopfern. Auch würde sich so mancher "Leistungsträger" in den Clubs und der Nationalmannschaft wundern, wie schlecht die eigene Leistungsfähigkeit im internationalen Vergleich ist. Schon jetzt ist jeder 2. deutsche Nationalspieler nicht mehr aus Deutschland ... Die Leute, die jetzt von der WM träumen, wären von ihrem Leistungsniveau gar nicht im potentiellen WM Team. Die hätten also gar nichts von einer WM-Teilnahme. Außer, dass sie dann ihren Idolen aus dem Ausland zuschauen könnten, die dann eben die deutschen Farben tragen würden.

Also ... Ball flach halten und einfach Spaß an dem geilen Sport haben und nicht immer irgendwelchen Fantasien nachhängen!

Grüßle

Ich bin genau der Auffassung, die Wolfgang Weiss so treffend beschrieben hat.

Ein solches Spielkonzept macht nur Sinn, wenn der entsprechende Unterbau vorhanden ist. Dazu gehören Jugendarbeit auf Vereins- und LV-Ebene. Breite Öffentlichkeitsarbeit auch und im Besonderen in Richtung Meinungsbilder in Politik und Wirtschaft, usw., usw.;

Das gehört auch eine funktionierende Organisation mit entsprechenden Konzepten und Planungen.

Hallo allerseits,

unter german-rugby.de hat Klaus-Uwe Gottschlich jüngst nochmal einige Anmerkungen zum derzeit diskutierten Ligakonzept veröffentlicht. Für Interessierte habe ich das mal hier verlinkt:
http://www.german-rugby.de/Th-Strukturreform_2012_Phase_Drei.html



P.S.: Lieber Klaus-Uwe, ich wollte dir (das Du ist hoffentlich im Netz o.k.) hier keineswegs vorweg greifen. Ich was auf deiner Seite unterwegs um noch mal etwas bezüglich des "alten" Projekt Rugby 2012 zu recherchieren und da habe ich den Beitrag gefunden. Ist hoffentlich o.k. das hier zu verlinken.

Nur eine kurze Antwort, weil ich leider sehr beschäftigt bin:

Es ist mir Schleierhaft woher der Gedanke kommt, dass in dem von mir entworfenen Konzept der Unterbau geschwächt werden soll und/oder eine Stärkung des Unterbaus gar gehemmt werden soll.

Nicht ein einziges Team wird aus dem Spielbetrieb genommen. Unterhalb der Bundesligen sollen selbstverständlich weiterhin Regional- und Verbandsligen existieren.

Auch die von vielen propagierten Erdrutschergebnisse werden nach der Umsetzung der beiden Phasen wohl eher abnehmen als zunehmen.

Warum sollte beispielsweise der Heidelberger TV, der vielleicht nur 2 Spieler in eine Regionalauswahl abstellt, gegen den Heidelberger RK, der 8-9 Spieler abstellt, höher verlieren, als zuletzt "gestandene" Bundesligisten gegen den HRK verloren haben?

Die 3. Liga Süd-West ist doch beispielsweise als absolute Baustelle gestartet und trotzdem würde keiner verneinen, dass sie einen Fortschritt zum vorherigen darstellt.

Ich finde es sehr sehr bedauerlich, dass hier nur Ängste geschürt werden, statt dass man den Versuch unternimmt zu erkennen, welche Chancen womöglich auch in einem klaren Schnitt liegen.

Auf allen Info-Veranstaltungen die ich gehalten habe, war - teilweise eine überwältigende - Mehrheit für die Umsetzung des Konzepts. Klar gab es auch hier immer Bedenkenträger, aber in einer gemeinsamen Diskussion konnte man sich stets darauf einigen, dass wenn wir gemeinsam anpacken und die Vereinsbrille mal für einen Moment beiseite legen, hier etwas geschafft werden kann, was enorme Potentiale für unseren Sport bereit hält.

Es ist ja nicht so, dass ich dieses Konzept im stillen Kämmerlein und wie von manch einem suggeriert in absoluter Ahnungslosigkeit erstellt habe, sondern ich habe mir hier nicht nur Expertise aus dem Ausland geholt, sondern stehe im Rahmen meiner Studienarbeit in engem Austausch mit einigen führenden Sportwissenschaftlern.

Wenn ich dann aber lese, dass das erreichen einer Weltmeisterschaft - so unrealistisch dieses Ziel auch sein mag - für uns eine Gefahr darstellt, weil wir dort womöglich verprügelt werden, dann frage ich mich wirklich was wir eigentlich erreichen wollen? Man sollte vielleicht mal die Portugiesen fragen, welche negativen Auswirkungen ihre WM-Teilnahme auf die Entwicklung des Sports in Portugal hatte?

Dabei sei noch angemerkt, dass unser Verband - ob wir es wollen oder nicht - kurz vor dem Bankrott steht und nur durch das Bekenntnis zum Leistungssport (7er-Rugby) überhaupt gerettet werden kann. Wir müssen also wohl oder Übel eine Spitze herausbilden und ich fände es schade, wenn unter diesen Zwängen der 15er-Spielbetrieb komplett unter den Teppich fällt.

Ich werde versuchen sobald es mir zeitlich möglich ist, noch intensiv auf Eure Bedenken, Anregungen und Befürchtungen einzugehen.

Eines möchte ich noch ergänzen: Ich habe persönlich absolut kein Problem damit, wenn mein Konzept für nicht gut empfunden und/oder abgelehnt wird. Dann wurschteln wir halt weiter wie bisher - mir wird Rugby weiter Spaß bereiten, daran ändert sich nichts.

Ich kann Euch nur sagen, so etwas macht eine Menge Menge Arbeit und aus meiner langen Erfahrung mit TotalRugby, weiß ich, dass es nicht so viele Rugby-Verrückte gibt, die sich in ihrer Freizeit solch eine Arbeit machen wollen.

Es gibt natürlich viele die im Anschluss alles besser wissen und hier noch die ein oder andere Idee haben - aber da fehlt die Vor- und Nachbereitung und ganz besonders die Nachhaltigkeit. Klar ist es auch mal wichtig einen Implus zu geben, wenn dieser aber nur darin liegt, alles zu Zerreden bin ich mir nicht sicher ob das Zielführend sein kann.

Aber wir scheinen sogar Probleme damit haben ein gemeinsames Ziel zu definieren oder sind der Meinung die Verbreitung des Rugbysports (Vereinsgründungen, etc) und eine in der Spitze etwas leistungsorientierter Struktur müssten sich ausschließen...