In Australien war Rugby Union bis in die 1980er Jahre auch ein ziemlicher Randsport. Der Verband stand in den 1970er Jahren kurz vor der Pleite, die nur durch Freundschaftsspiele mit den All Blacks abgewendet werden konnte. Erfolgreich war man auch nicht: Von 1951 bis 1979 hatten die All Blacks durchgehend den Bledisloe Cup in ihrer Hand.

Aufbruchstimmung kam erst mit einer tollen Spielergeneration um die Ella-Brüder und David Campese auf, sowie der Sieg gegen die All Blacks 1978 (der erste seit 1964) und der Gesamtsieg im Bledisloe Cup ein Jahr später (ein einziges Benefizspiel in Australien).

In den 1980er Jahren kam dann der Durchbruch. Endlich konnte man den Bledisloe Cup verteidigen und 1986 erneut gewinnen, Neuseeland wurde nun öfters geschlagen, und die Wallabies gewannen 1984 den Grand Slam. Die Einführung der WM 1987 und deren Gewinn 1991 erhöhte die zuvor eher geringe Popularität dann nochmals stark.

Wäre Australien nicht so nah an Neuseeland gewesen, wäre der Sport nicht besser als bei uns, dass war einfach pures Glück, da man fast jedes Jahr gegen die beste Mannschaft der Welt antrat, obwohl man lange Zeit nicht wirklich mithalten konnte.

Das Problem des Rugbys war und ist einfach, dass es bis Ende 1995 offiziell ein reiner Amateursport blieb. Dadurch hat Rugby enorm viel Entwicklungspotential verschwendet. Deshalb hatten und haben in Australien Ozzy Rules, Cricket und Rugby League die Nase vorn. Bis heute gibt es in Australien keine landesweite Liga im Rugby Union (der Versuch 2007 war ein finanzielles Desaster).

Man darf nicht vergessen, dass die englische Liga erst 1986, die walisischen, irischen und schottischen Ligen gar erst 1990 eingeführt wurden. Selbst der englische Pokal wurde erst 1972 etabliert, da ja jeder Wettbewerb ein Schritt hin zum Profitum ist.

Erst nach der Professionalisierung konnten frühere Rugbyzwerge wie Irland und Argentinien wieder zu den großen aufschließen, und auch Wales fand wieder zu alter Stärke zurück.

Diese Schlafmützigkeit bis 1995 hat sich dann natürlich auf Länder wie Deutschland doppelt und dreifach bei der Entwicklung des Rugbys ausgewirkt.