Hallo Marc und alle anderen Rugbyphilosophen
als langjähriger Spieler in der Bundesliga kann ich aus der derzeitigen Situation folgendes Fazit ziehen:
Richtig ist, dass es schon immer ausländische "Vertragsamateure" in der 1. Bundesliga gab. Diese waren jedoch meist auf drei bis vier gute Leute beschränkt (DRC, SCN, etc.) Es bestand aber immer die Möglichkeit, diese Vereine zu schlagen. An den Ergebnissen der abgelaufenen Saison sieht man aber, dass der HRK und Frankfurt (nach seiner Verstärkungsaktion) von keiner Mannschaft geschlagen werden konnte.
Die Spieler die jetzt in den beiden Klubs spielen sind wahrscheinlich keine offiziellen Profis (die Definition von Profi ist mir in dem Fall aber egal), aber sie haben auf professionellem Niveau gespielt und trainiert und heute tun sie das immernoch. Das Niveau in der Bundesliga ist zweifellos in den letzten fünf Jahren stark gestiegen. Das kommt daher, dass zu Beginn der professionalisierung (Seuseu und co.) auch noch die Möglichkeit gab, Frankfurt zu schlagen und somit ein Anreiz geschaffen war, sich durch Training zu verbessern. Wo liegt denn heute der Anreiz für einen jungen Spieler für einen der Klubs zu spielen, in dem es bestenfalls um den Gewinn der "Goldenen Annanas" (3. Platz) geht? Es gehört sehr viel Überzeugungskraft der Trainer dazu, einen Sieg im Lokalderby als Saisonziel zu verkaufen...
Zum Thema "Retortenklubs" kann ich nur sagen, dass weder der HRK noch Frankfurt ein Retortenklub sind, da sie eine langjährige Rugbytrardition haben. Der heutige Erfolg ist allerdings auf Gönner und nicht auf Jugendarbeit oder Sponsoren zurückzuführen. Ein Sponsor erwartet nämlich eine Gegenleistung (PR, öffentlichkeitswirksame Vermarktung, etc.). Die Bemühungen um einen Sponsor sind wahrscheinlich in allen deutschen Vereinen eine Hauptaufgabe der Verantwortlichen. Muss ein Sposor allerdings solche Summen in die Hand nehmen, wie nötig wären, um die Meisterschaft mitzuspielen, springt er sofort ab. Denn die einzige Werbung sind Kurzbeiträge in Lokalpresse und Regionalfernsehen.
Mein Vorschlag wäre: HRK, 1880 (evtl. Pforzheim) bemühen sich um einen Startplatz im Challenge-Cup und bieten hier ihren Profis eine Spielwiese, um sich mit gleichstarken zu messen und ihren deutschen Talenten die Möglichkeit sich auf internationalem Parkett zu beweisen. Das mediale Zuschauerinteresse wäre bestimmt größer als heute.
In der Bundeslige treten sie mit einem Aufbau-Team an und so haben alle mehr davon.
Schönen Abend noch...
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