Wieder mal etwas zum Rugby in unserem Nachbarland östlich der Oder...
Wie ich kürzlich auf der Homepage des Krakauer Rugbyvereins (Juvenia Kraków RK) lesen konnte, hatten Länderspiele im Rugby in den späten 1960er Jahren in Polen bis zu 100.000 Zuschauer!
Ich weiß ja nicht, wie so gegenwärtig in der Regel die Zuschauerzahlen auf den Britischen Inseln sind, aber die Zahl ist schon phänomenal, vor allem für ein Land, in dem Rugby zwar lange gepflegt wird, aber nicht so populär ist, wie eben in England oder Frankreich.
Der Trick, wie es zu solchen Zuschauerzahlen kam ist aber der eigentliche Grund meines Postings. Eine Idee, die man auch bei uns diskutieren könnte, wie ich finde!
Und zwar nutzte man die beliebte "Internationale Friedensfahrt" für Publicityzwecke. Das durch die DDR, die Tschechoslowakei und Polen verlaufende Radrennen, welches vor der Wende enorme Menschenmassen anzog, endete meist in Warschau. Die Oberen des polnischen Rugbyverbands kamen daher auf die Idee, mit den Verantwortlichen des Radrennens einen Deal abzuschließen. Diese suchten nämlich gleichzeitig einen "Zeitvertreib" für die auf das Peloton wartenden Zuschauer, die sich bereits Stunden zuvor im Stadion einfanden, in dem sich das Ziel für die Radfahrer befand.
So kam es, dass 1968 in der Wartezeit einfach ein Europameisterschafts-Qualifikationsspiel zwischen Polen und Schweden abgehalten wurde, vor fast ausschließlich sportartfremden Zuschauern, denen aber somit eine kostenlose Attraktion geboten wurde. Eine Attraktion, die den Rugby zudem populärer machte. Die polnische Mannschaft gewann jedenfalls das Spiel mit 38:3 und zog die Jahre darauf noch mehr Zuschauer an, die nun auch wegen Rugby ins Stadion kamen.
Gewonnen hat man danach aber nicht mehr so oft, gegen Frankreich verlor man beispielsweise 0:67, vor über 100.000 Leuten, das ist hart... aber der Effekt scheint generell positiv gewesen zu sein.
Wie ja bereits mehrmals erwähnt finden auch heute noch Länderspiele in großen Stadien in Warschau statt, wenn auch nicht mehr mit 100.000 sondern vielleicht maximal 7.000 Zuschauern (wie zuletzt gegen Tschechien).
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