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Klingt nicht so schlecht, die Kritik richtet sich wohl eher gegen Golf
Zitat:
Rogge vor Wiederwahl - Golf und Rugby vor Comeback
Kopenhagen - Jacques Rogges Magie hat an Wirkung verloren,
doch beim Olympia-Gipfel in Kopenhagen hatte der Belgier alles im
Griff. Selbst den zeitlichen Ablauf seiner Krönungsmesse an diesem
Freitag hat der IOC-Präsident geschickt geplant: Er lässt die IOC-
Mitglieder erst nach seiner Wiederwahl für weitere vier Jahre über
die Aufnahme von Golf und Siebener-Rugby ins olympische Programm von
2016 abstimmen. Die Olympier werden ihren Boss nach seiner
Mandatsverlängerung wohl kaum brüskieren. Das Olympia-Comeback der
beiden Sportarten gilt als beschlossen, eine einfache Mehrheit der
121. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC)
genügt.
Rogges Programmpolitik passt zum Zick-Zack-Kurs des ehemaligen
Seglers während seiner ersten acht Präsidenten-Jahre. Angetreten am
16. Juli 2001 mit dem noblen Vorhaben, das IOC und die Spiele
demokratischer, überschaubarer, sauberer und moderner zu machen,
setzt der 67-Jährige längst wie sein Vorgänger Juan Antonio Samaranch
auf das große Geschäft. Durch Golf und Siebener-Rugby macht sich das
IOC in Krisenzeiten attraktiver und lukrativer für die
milliardenschweren Sponsoren dieser höchstprofitablen
Profisportarten.
Die Kritik, die Rückkehr von Golf, das zuletzt 1904 olympisch war,
sei das falsche Signal an die Jugend der Welt, konterte Rogge mit den
Worten: In Rio 2016 werde die Generation der 26- oder 27-jährigen
antreten und nicht die «Generation 40 plus». Superstar Tiger Woods
freut sich jetzt schon riesig auf seine Olympia-Premiere - dann als
40-Jähriger.
Rugby war zwischen 1900 und 1924 bei vier Olympischen Spielen
dabei, allerdings in seiner ganzen Blüte mit 15 Spielern pro Team.
Durch die leicht abgespeckte Version mit sieben Akteuren pro
Mannschaft verspricht sich der ehemalige Rugby-Nationalspieler Rogge
eine Aufwertung seines Hochglanzproduktes Olympia. Allein der vorige
World Cup brachte einen Profit von mehr als 100 Millionen Euro.
Nach acht Jahren im Amt hat auch Rogge das Credo von Samaranch
verinnerlicht, die Attraktivität der Spiele sei das Allerwichtigste.
Der Ober-Olympier hat die Kommerzialisierung vorangetrieben und dem
IOC Finanzrekorde beschert. In den vergangenen zwei Jahren sind die
IOC-Rücklagen auf 455 Millionen Dollar (309 Millionen Euro)
gestiegen. Ende 2001, zu Beginn der Rogge-Ära, hatte das IOC
lediglich 105 Millionen Dollar Finanzreserven.
Nach dem Glaubwürdigkeitsskandal 1999 hatte Rogge das IOC durch
eine Null-Toleranz-Politik gegen Doping und olympische Korruption zu
neuem Ansehen geführt. Die Anfangsphase seiner ersten Amtszeit stand
im Zeichen moralischer Erneuerung und Transparenz, die ganz großen
Reformen sind aber ausgeblieben. Rogge hat viel auf den Weg gebracht,
aber auch einige Niederlagen einstecken müssen.
«Es ist ein einsamer Job, denn die letzte Entscheidung treffe
immer ich, aber das ist kein Problem. Das kenne ich von meinem Leben
als Chirurg», sagte Rogge der Deutschen Presse Agentur dpa, «IOC-
Präsident zu sein, ist ein großes Privileg, aber es schränkt auch
meine Meinungsfreiheit ein. Ich kann nicht immer sagen, was ich
will.» Nach den Unruhen in Tibet und Boykott-Diskussionen vor den
Peking-Spielen wurde sein Schweigen so laut, dass ihn der öffentliche
Druck fast zum Reden zwang.
Seine Politik der «stillen Diplomatie» im Umgang mit den
chinesischen Olympia-Machern, die trotz weltweiter Diskussionen über
Menschenrechtsverletzungen unbeirrt ihre Staatsziele durchdrückten,
hatte ihm mediale Dauerkritik eingebrockt. Nie zuvor in seiner
Amtszeit wehte dem ehemaligen Segler so viel Gegenwind ins Gesicht
wie im Umfeld der Peking-Spiele, die er von Samaranch «geerbt» hatte.
Auch die Vergabe der Winterspiele 2014 an das russische Sotschi wurde
Rogge von seinen Gegnern als Verbeugung vor der finanziellen und
politischen Macht ausgelegt.
Mit der Entscheidung, keinen Fackellauf mehr außerhalb des
Ausrichterlandes Olympischer Spiele zuzulassen, begannen die
Aufräumarbeiten nach den Peking-Spielen. Sichtlich erleichtert von
der Belastung des diplomatischen Pingpongs mit den Chinesen
entspannte sich Rogge in Kopenhagen beim Tischtennisspielen. Allein
in den vergangenen zwei Monaten wurden zwei seiner großen Ziele
verwirklicht. Durch die Bestätigung von Frauen-Boxen bei den Spielen
2012 in London hatte das IOC Anfang August den weiblichen Anteil im
Teilnehmerfeld weiter erhöht.
Rios Wahlsieg erweitert die olympische Weltkarte um Südamerika als
Olympia-Gastgeber. «Ich will wissen, wie groß meine Unterstützung im
IOC ist», sagte Rogge. Deshalb verzichtet er auf eine Wiederwahl per
Akklamation und besteht auf einer geheimen Abstimmung: «Ich komme aus
einem Beruf, in dem man sich der Realität stellen muss.»
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