Linienrichter sind doch nur dann für den Schiedsrichter eine Hilfe, wenn sie neutral sind. In NRW übernimmt auch je ein Spieler oder Betreuer der beteiligten Mannschaften die Fahne. Dann sind die Emotionen aber eben noch nicht ausgeschaltet. Ich habe kaum ein Spiel gesehen, indem die Linienrichter nicht zu einer selektiven Wahrnehmung bei Fouls neigten. Gesehen werden doch in der Regel nur Fouls gegen die eigene Mannschaft, wenn wir ehrlich sind, neigen wir als Beteiligte und Zuschauer doch auch dazu. In einem sehr krassen Fall kamen auch Aufforderungen zum Schlagen und Treten von einem Linienrichter.
Videobeweis wäre eine Alternative, wenn 1. das gesamte Spiel aufgezeichnet würde, 2. eine neutrale Person dies täte, 3. Manipulationen an der Aufzeichnung ausgeschlossen würden. Ideal wäre die Sicht aus verschiedenen Blickwinkeln.
Wenn wir noch nicht einmal genug Schiedsrichter haben, wie soll das funktionieren?

Kann jemand die Gründe nennen, warum der Videobeweis bisher nicht zugelassen wurde?

Bretagne schrieb:

QUOTE:
donk schrieb:

QUOTE:
Nicht umsonst wurde in allen Profi Ligen der Videobeweis eingeführt.

Wir haben keine Profiliga.

Geniale Aussage. Nur weil wir keine Profiliga haben, ist es nicht sinnvoll den Videobeweis einzuführen? Warum sollte man nicht von Profiligen lernen? Schließlich wird dort noch mehr Geld und Arbeit investiert. Solche Dinge werden nicht zum Spaß eingeführt.

Also solange ich Alles als Amateur betreibe, soll es keine professionellen Bedingungen geben? Dann könnte ich auch daraus ableiten, dass Schlagen völlig okay ist, schließlich sind wir keine Profis.

Über manche Aussagen kann ich mich echt nur wundern.

Mal meine PERSÖNLICHE Meinung zu dem Thema: Profiliga bedeutet in der Regel auch, dass es dort professionelle Strukturen gibt. Das betrifft u.a. den Bereich Video. Bei uns fängt es schon damit an, dass nicht jedes Spiel gefilmt wird bzw. überhaupt gefilmt werden kann. Das ist schon mal der erste Haken. Sollen also nur die bestraft werden, die "zufällig" gefilmt wurden? Wäre das gerecht? Wohl kaum! Also braucht man gleiche Video-Standards bei ALLEN Spielen, was wiederum - neben einiger Menpower - mit Kosten verbunden ist. Derzeit wird das Geld aber nicht nur bei den Vereinen für andere Dinge benötigt. Und mit der Forderung nach dem Videobeweis macht man es sich arg einfach. Das Problem sollte lieder bei der Wurzel gepackt werden, anstatt erst die Folgen zu bekämpfen. Und im Endeffekt schadet sich bei solchen Aktionen wie hier jüngst im Video zu sehen, doch der Spieler/Verein nur selbst. Die Schiedsrichter bekommen diese Diskussionen doch auch mit und sind letztlich auch nur Menschen. Sie werden das nächste Mal genau hinschauen... Das soll freilich keine Freibrief für prügelnde Spieler sein. Im Gegenteil: Solche Dinge/Leute haben auf dem Platz nichts verloren. Aber: Hier geht es ja auch nicht um ein schwarzes Schaf in einer Herde von Unschuldslämmern. Wie Weilo an anderer Stelle schon schrieb: Wenn man die Videos streng auswertet, könnte man jedesmal Spieler sperren. Wo zieht man die Grenze? Und vor allem: Wer zieht sie?
Und zum Argument, dass man etwas gegen das Image, eine "gewalttätige Sportart" zu sein, tun wolle: Wer bei Google in der News-Suche das Wort Rugby eingibt, findet derzeit als einen der ersten Artikel den auch hier veröffentlichten Beitrag dem Titel "Gewalttätigkeit im deutschen Rugby ...". Ob solche Schlagzeilen förderlich für den deutschen Rugbysport sind? Ich hätte es jedenfalls besser gefunden, die Sache (nachdem scheinbar keine Rückmeldung aus Berlin kam) ohne Namen zu veröffentlichen. Denn hier wird bereits geurteilt, ohne die ganze Story zu kennen. Und zum Thema "Körperverletzung": Es reicht nicht aus, dass der Tatbestand erfüllt ist. Die Tat muss auch schuldhaft und rechtswidrig begangen worden sein. Das gibt es in der Regel viel Spielraum. Und Körperverletzungen im Sport sind ohnehin ein schwieriges Thema. Insofern hätte ich mir hier gerne etwas mehr Zurückhaltung gewünscht, wenngleich ich die Reaktion von Uli Byszio nachvollziehen kann. Er will seine Spieler schützen. Das ist grundsätzlich legitim. Die Art und Weise ist meiner Meinung nach jedoch falsch.

@DRV Presse: sorry, aber von Deinen Aussagen bin ich regelrecht entsetzt (nicht persönlich nehmen, hast ja Recht auf freie Äußerung Deiner Meinung). Lass mich Dir bitte auch ausführen warum: "Sollen nur die bestraft werden, die "zufällig" gefilmt werden?" Genau, besser einen mehr überführt, als einen zu wenig. Im übrigen ist das in allen Rechtssystemen so: es werden nur die überführt, die erwischt werden. Sollen wir nur die Diebe im Kaufhaus überführen, die wir auf Video dabei sehen? Was ist mit denen, die wir nicht filmen? Nein - da lassen wir lieber alle laufen.....??? Denk mal drüber nach!
Das Problem bei der Wurzel packen? Gerne - dass macht hoffentlich jeder Verein in der Ausbildung seiner Jugendmannschaften. Hört sich gut an: "das Problem an der Wurzel packen!" Sagst Du uns auch bitte genau, wie Du das umsetzen willst? Welche machbaren Maßnahmen schlägst Du bitte genau vor?
"Und im Endeffekt schadet sich bei solchen Aktionen wie hier jüngst im Video zu sehen, doch der Spieler/Verein nur selbst." - EBEN NICHT! Normalerweise bekommt es kaum einer, wenn nicht keiner mit. Wenn totalrugby und scrum den Artikel nicht veröffentlicht hätte, dann hätte der Spieler nur eines gelernt: "Super - dem haue ich das nächste Mal gleich wieder in die Fresse! Mir ist ja nichts passiert!"
"Wenn man die Videos streng auswertet, könnte man jedesmal Spieler sperren. Wo zieht man die Grenze? Und vor allem: Wer zieht sie?" - Die Grenze zieht man da, wo die Regeln des Deutschen Rugby Verbandes sie ziehen und die Grenzen werden von einer 3er Kommission gezogen, die sich im übrigen auch beim Sportgericht bewährt hat. Weilo und ich würden dieser Kommission gerne beitreten. Auf Stellvertreter bei Spielern die aus dem Verein eines Kommissionsbeteiligten kommen bin ich an anderer Stelle eingegangen.
"Wer bei Google in der News-Suche das Wort Rugby eingibt, findet derzeit als einen der ersten Artikel den auch hier veröffentlichten Beitrag dem Titel "Gewalttätigkeit im deutschen Rugby …". Ob solche Schlagzeilen förderlich für den deutschen Rugbysport sind?"
Solche Schlagzeilen sind sicherlich NICHT förderlich. Noch weniger förderlicher ist es, daß im deutschen Rugby geschlagen werden kann und in den seltensten Fällen die Täter belangt werden können. Dem könnte gut entgegengewirkt werden durch die Einführung eines Video-Beweises. Ich bin nach dem Endspiel in einer Sport Show vor laufender Kamera auf eine Schlägerei angesprochen worden: "Gehört das zum Rugby dazu? Was hat der Spieler jetzt für Konsequenzen zu erwarten?" Da hab ich was gelallt von: "Nee, neee - hat hier nix zu suchen. Der Spieler wird jetzt mehrere Spiele gesperrt und wird es sich das nächste Mal dreimal überlegen!". Die ehrliche Antwort hätte sein müssen: "Nein, daß gehört sicherlich nicht zum Rugby-Sport. Aber die Chance bei einer solchen Tätlichkeit erwischt zu werden ist relativ gering, wie man an den wenigen roten Karten sieht. Dieser Spieler hat jetzt keine Konsequenzen zu erwarten, denn er ist ja nicht erwischt worden......" BS if you know what I mean!
"Die Tat muss auch schuldhaft und rechtswidrig begangen worden sein. Das gibt es in der Regel viel Spielraum. Und Körperverletzungen im Sport sind ohnehin ein schwieriges Thema."
Meine unmassgebliche Meinung und die Reaktion bei der Staatsanwaltschaft: mit dieser Aussage liegst Du kräftig falsch. Ein mehrfacher Faustschlag in Richtung Gesicht ist kein schwieriges Thema, sondern ein leichtes: versuchte Körperverletzung. Die Frage ist nur ob schwere oder nicht.
Du sagst, die Art und Weise, wie ich meine Spieler schützen will ist falsch? Wie soll ich es denn sonst machen? Mach doch mal einen konstruktiven Vorschlag. Sag mir doch mal bitte WIE ICH ES DENN SONST MACHEN SOLL?????? Ich weiss wie: ich sage Ihnen einfach: "haut denen doch auch mal auf die Fresse, dann hört es schon auf!". Denk dran: wenn bei mir ein Spieler mit rot gesperrt wird, dann habe ich ohne Ende andere auf der Bank sitzen. Die brennen nur darauf zu spielen!! Und wenn nicht, dann holen wir halt einen neuen aus Neuseeland oder sonstwoher! Verstehst Du?? Es geht hier nicht um SC 1880 - es geht ums deutsche Rugby!! Dieser Schwachsinn, die UNSPORTLICHKEITEN MÜSSEN AUFHÖREN. UND KEIN MENSCH, der HIER DEN VIDEOBEWEIS ANGREIFT macht einen konstruktiven Vorschlag. Sag mir nicht, was nicht geht - sondern lieber WIE ES GEHT!
Wenn meine Jungs nicht so diszipliniert gewesen wären, dann hätten wir in der Frankfurter Rundschau nicht einen Artikel über die Arbeit mit unserer U-8 am nächsten Tag gehabt, sondern einen Artikel über eine gewaltige Massenschlägerei!!
Gute Nacht!

@ Uli

Es ist wohl in der Tat besser, wenn Du eine Nacht darüber schläfst. Denn derzeit wird die Diskussion teilweise etwas zu emotional geführt. Dass es neben Pros auch Contras gibt, sollte Dir aber klar sein. Deine Forderung kann ich - wie gesagt - verstehen. Ich halte sie aber nicht für umsetzbar und bin zudem der Meinung, dass weiterhin "gleiches Recht für alle" der Grundsatz sein sollte. Insofern bleibe ich bei meiner Meinung: Voraussetzung für den Videobeweis wäre, dass überall gefilmt wird. Am besten aus mehreren Perspektiven und von neutralen Personen. Da das offensichtlich derzeit nicht möglich ist, rate ich von der Sache ab. Zumal auch die Rechtslage auf diesem Gebiet unklar ist. Dein Vergleich mit den Kaufhausdieben hinkt meiner Meinung nach allerdings gewaltig. Wir sind hier nicht im Kaufhaus, sondern auf dem Sportplatz und spielen in einer Liga. Da muss es einfach gewisse Standards geben. Ich übertreibe jetzt absichtlich mal: Der SC 80 filmt Spiele demnächst aus zehn Perspektiven und kann dadurch jedesmal Spieler der Konkurrenten überführen. Die anderen Vereine haben hingegen nur eine Kamera und am Ende keine Beweise... Und die Frage, was (nachträglich) bestraft wird, lässt sich meiner Meinung nach auch nicht so einfach beantworten: Wann war ein high tackle ein Versehen, wann war es Absicht? Wer urteilt darüber? Wie sieht es mit Tatsachenentscheidungen aus? Es gibt Dinge, die der SR (anders) gesehen und daher falsch beurteilt hat, auch das sind Tatsachenentscheidungen. Der Videobeweis kann also nur herangezogen werden, wenn der SR etwas gar nicht gesehen hat. Also muss dazu auch noch der SR befragt und ihm das Material vorgelegt werden. Das kostet alles Zeit. Haben wir diese? Kommen solche Szenen mittlerweile so häufig vor, dass wir derart vorgehen müssen? Falls ja: Gibt es keine Alternativen? Fragen über Fragen. Antworten können wir per Diskussion im Forum sicher nur bedingt finden.
Abschließend noch etwas zum FR-Artikel, den ich mit großer Freude gelesen habe: Eine Gerichtsverhandlung gegen einen Sportler wegen einer Tat, die er auf dem Spielfeld begangen haben soll, wird immer das Interesse der Medien auf sich ziehen. Egal, wie die Sache ausgeht. Vor allem die Zeitung mit den vier großen Buchstaben, berichtet gerne über solche Dinge und wird ein Bild zeichnen, das vermutlich keiner von uns gerne sehen wird. Insofern hätte ich mir gewünscht, dass hier erst alle anderen Mittel ausgeschöpft worden wären. Es geht hier nicht um eine Argumentation nach dem Motto "ist doch nichts passiert", sondern um eine sachliche Auseinandersetzung mit einem leider sehr ernsten Thema. Und um einen jungen Spieler, der offensichtlich einen Fehler gemacht hat, mir allerdings nicht als Wiederholungstäter bekannt ist.