2011 findet die siebte Rugby-Union-Weltmeisterschaft, der sogenannte Webb Ellis Cup, im fernen Neuseeland statt. Zwei Jahre also noch, die man darauf warten muss. Schon jetzt entscheidet sich allerdings, wer daran teilnehmen darf.
Zu vergeben sind Startplätze für 20 Nationalmannschaften, die anfangs in Gruppen- und danach in Ausscheidungsspielen gegeneinander antreten müssen. Den Zuschauer erwarten daher 48 Partien der höchsten Spielklasse dieser Sportart, die weltweit immer beliebter wird. Dass 20 Länder teilnehmen dürfen, war lange nicht gesichert, die nun im Vergleich zu früheren Weltmeisterschaften hohe Teilnehmerzahl erhöht allerdings auch die Chance für "kleinere" Nationen, wie eben Deutschland, dabei mitzumachen.
Hierzulande ist Rugby eher eine Randsportart und die Teilnahme an diesem Turnier ein weit entferntes Ziel. Trotzdem lockt vor allem die Weltmeisterschaft in Deutschland alle vier Jahre zahlreiche Zuschauer vor die Fernsehschirme oder in die Stadien, wie etwa 2007, als das Turnier im benachbarten Frankreich ausgetragen wurde und alle Besucherrekorde sprengte. Seit vielen Jahren schon ist die Rugby-Union-Weltmeisterschaft zudem nach den Olympischen Sommerspielen und der Fußball-Weltmeisterschaft das drittgrößte und finanziell wichtigste Sportevent weltweit.
Wer aus Europa nach Neuseeland darf, entscheidet sich derzeit über ein kompliziertes Play-Off-Verfahren.
In der ersten Runde der Qualifikationsspiele trafen die Sieger der Division 3C, Israel, und 3B, Slowenien, in einem Endspiel aufeinander, in dem Israel siegen konnte und in die zweite Runde der Qualifikation vorrückte. In dieser zweiten Runde musste Israel gegen Litauen, wiederum selbst Sieger der Division 3A, antreten. Litauen gewann und qualifizierte sich für die dritte Runde. In dieser trafen die Balten auf den Gewinner der Division 2B, die Niederlande, wobei sich Litauen erneut behaupten konnte und in die vierte Runde vorrückte. So spielt folglich der Sieger einer Division gegen den Sieger einer höheren, spielerisch besseren Division und kann sich so mit viel Fleiß und Glück hoch kämpfen.
In der vierten Runde trafen derweil der Sieger aus Runde 3, also Litauen, und der Gewinner der Division 2A, die Niederlande, aufeinander und spielten um einen Platz in der fünften Runde. Litauen konnte sich in diesem Spiel mit einem knappen 6:3 gegen unsere Nachbarn durchsetzen. In der Division 2A liegt momentan die relativ starke Ukraine vorne und kommt somit voraussichtlich als Gegner für die Litauer in Frage. In dieser für Deutschland so wichtigen, weil mit Nachbarländern gefüllten Division, spielen unter anderem Polen, Belgien und Tschechien. Die ebenfalls als mögliche Aufsteiger geführte Mannschaft aus Polen verlor allerdings im entscheidenden Spiel gegen die Tschechen mit 5:19 in einem fast ausverkauften Warschauer Polonia-Stadion mit knapp 5.800 Zuschauern.
Die fünfte Runde umfasst schließlich die erste Division des European Nations Cup, einer Art Europameisterschaft des Rugby. Die beiden Erstplatzierten sind direkt für die Weltmeisterschaft in Neuseeland qualifiziert. Der Tabellendritte rückt in die sechste Runde vor und trifft dort auf den Gewinner der Runde 4. In der ersten Division steckt auch Deutschland, allerdings derzeit auf dem letzten Platz. Der deutsche Kader konnte sich leider nicht gegen die sehr starken Gegner aus Ländern, wie Spanien, Russland, Portugal oder Rumänien durchsetzen und verlor alle Partien ausnahmslos.
Das nächste Qualifikationsspiel der deutschen Mannschaft findet im Februar kommenden Jahres gegen Georgien statt, den derzeitigen Tabellenführer. Die Georgier und der Zweitplatzierte der ersten Division qualifizieren sich automatisch für die Teilnahme an der Rugby-Union-Weltmeisterschaft in Neuseeland. Ebenfalls eine Chance hat der Drittplatzierte. Er kann sich über eine sogenannte Barragerunde, wo es gilt, gegen Mannschaften aus Asien, Amerika und Afrika anzutreten, die Qualifikation sichern. Nur eine dieser Mannschaften kann dann nach Neuseeland, wenn sie alle drei Spiele gewonnen hat.
Aus Europa können somit 2011 theoretisch neun Länder nach Neuseeland fliegen. Die Spitzennationen stehen bereits vorher fest. In Ländern, wie Wales, England, Frankreich, Irland, Schottland und Italien ist Rugby teilweise Nationalsport und wird bereits in der Grundschule von den Jüngsten gespielt. Folglich herrscht hier auch die höchste Spielkultur innerhalb Europas und folglich sind auch diese Mannschaften direkt qualifiziert, um eine ebenso hohe Qualität bei den Spielen während der Rugby-Union-Weltmeisterschaft zu garantieren.
Die ganze Prozedur ist nicht so schlicht, wie beim eher europaweit etablierten Fußball, aber so besitzt auch ein schwaches Team die Chance, am Webb Ellis Cup teilzunehmen.
2007 nahmen an der Rugby-Union-Weltmeisterschaft in Frankreich acht Mannschaften aus Europa teil. Durchsetzen konnte sich am Ende allerdings in einem spannenden Finale gegen England der Kader aus Südafrika. Wie es 2011 ausgeht, bleibt ebenfalls spannend.
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