Nun, wir sollten nicht übertreiben. Welche Sportart langweilig oder spannend ist, hängt immer vom Betrachter ab. Rugby erscheint vielen Menschen ebenfalls äußerst langweilig und stumpfsinnig. Alleine das Gedränge wirkt auf viele Leute völlig bescheuert, um es mal so zu formulieren. Und manchmal wissen Laien beim Schauen gar nicht mehr, wo der Ball ist, vor lauter aufeinander liegenden Kerlen. Alles braucht daher seine Zeit.
Fußball hat nun zudem eine kulturell große Bedeutung in unserem Land. Es ist nicht nur einfach eine Sportart, sondern auch ein Ersatz für viele andere Dinge im Leben, wie etwa die Religion (um mal meine eigene soziologische Seminararbeit zu zitieren).
Aber ich stimme der Kritik zu, dass die Medien auch mittlerweile stark übertreiben. Vieles, worüber berichtet wird, ist lange nicht so sehenswert, wie davon behauptet wird. Es gibt allerdings auch einfach keine Alternative zum Fußball. Frankreich oder die Britischen Inseln sind da eine absolute Ausnahme, denn dort haben sich beide Sportart relativ parallel weiter entwickelt. Bei uns hat Rugby jahrzehntelang einen Winterschlaf gehalten. Man kommt einfach in vielerlei Hinsicht nicht mehr an Fußball ran. Diese Probleme haben aber auch andere Sportarten, wie etwa Eishockey, Handball oder Basketball, die ja ebenfalls relativ große Fangemeinden besitzen, aber auch niemals Maßenereignisse werden, wie es der Fußball ist.
Insgesamt denke ich, dass man ohne die Medien allerdings nichts erreichen wird. Will man Rugby zumindest ein wenig populärer machen und somit nicht nur mehr Zuschauer gewinnen sondern auch den Nachwuchs sichern und das Image aufpeppeln, muss man ins Fernsehen. Das ist das Tor zur Welt. Was nicht im Fernsehen stattfindet, findet auch nicht im Bewusstsein der Bevölkerung statt. Das ist wie mit Kriegen in Afrika, für die sich keiner interessiert oder Aspekten am Nationalsozialismus, über die es keine Filmaufnahmen gibt, die daher auch keinen Platz bei Guido Knopp finden. Wer nicht über die Mattscheibe flimmert, ist einfach nicht da. Punkt.
Was die neun Sponsoren in Polen angeht, sind das natürlich teilweise feste Sponsoren des Verbandes oder der Nationalmannschaft. Aber in Polen wird generell viel über sogenannte Patronate gemacht, da man dort auch eine eher freie Marktwirtschaft pflegt und von vielen privaten Geldgebern abhängig ist. Ob die polnische Nationalmannschaft in absehbarer Zeit wieder besser wird, weiß ich nicht. Insgesamt hat sich der Rugbysport in Polen allerdings gut weiterentwickelt. Er ist in der Wahrnehmung der Menschen präsenter und eben das ist entscheidend.
Geschockt hat mich allerdings schon vor langer Zeit die Tatsache, dass dort Spiele der polnischen Liga in den Nachrichtensendungen von TVP 3 Platz finden. Als würde hier im SWR was über eine Partie zwischen dem HRK und der RGH laufen. Ich meine... Polen hat deutlich weniger aktive Spieler, halb so viele Vereine und eben nur 40, statt 80 Millionen Einwohner. Aber irgendwie flutscht es. Und das trotz einer grauenhaften Homepage, denn die Internetpräsenz des polnischen Rugbyverbandes PZR ist noch aus dem letzten Jahrhundert.